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    Der Kaufhaus Cop
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Der Kaufhaus Cop
    Von Carsten Baumgardt

    Wer in Hollywood talentiert ist und jung stirbt, erlangt gemeinhin den Ruf eines Kultschauspielers. Das war zu Zeiten eines James Dean nicht anders als bei River Phoenix oder zuletzt bei Heath Ledger. Die frühen Tode von John Candy („Spaceballs“, „Cool Runnings“) und Chris Farley („Tommy Boy“, „Fast Helden“) hinterließen zwar künstlerisch keine derart große Lücke, aber trotzdem ist ihre spezielle Nische seit langem verwaist: Der lustige Dicke in vorderster Front ist out. Abgesehen von Jack Black, auf den dieses Etikett aber nicht ganz passt, ist nun erstmals ein Nachfolger in Sicht: Kevin James, der „King Of Queens“, ist im Fernsehen immerhin schon Kult. Nach seinen Auftritten als Co-Star in Hitch und Chuck und Larry startet der New Yorker nun in Steve Carrs Klamauk „Der Kaufhaus Cop“ durch. Leider hat sich nach den mittelprächtigen Vorgängern immer noch niemand gefunden, der James' herausragendes Talent auch auf der Leinwand voll zur Geltung zu bringen versteht. Lustig ist sein erster Kinoeinsatz als „Leading Man“ aber trotzdem.

    Paul Blart (Kevin James) führt ein trostloses Singleleben. Einziger Sonnenschein ist seine Tochter Maya (Raini Rodriguez). Sein großer Traum, einmal bei der Polizei von New Jersey zu dienen, ist geplatzt, als er bei der Sportprüfung mit einem Zuckerschock zusammenbrach. Um dennoch wenigstens einen bescheidenen Dienst für die Allgemeinheit zu leisten, hat Paul als Wachmann in einem Einkaufszentrum angeheuert. Dort verguckt er sich in die hübsche Verkäuferin Amy (Jayma Mays) und verbringt seine Zeit hauptsächlich mit unbeholfenen, aber nicht ganz wirkungslosen Annäherungsversuchen. Als sein neuer Kollege Veck Sims (Keir O‘Donnell) sich als Kopf einer Einbrechertruppe entpuppt, die in der Mall Geiseln nimmt, scheint die große Stunde des erfolglosen Polizei-Anwärters zu schlagen: Der schusselige Paul wurde von den Gaunern übersehen und versucht nun auf eigene Faust, die Bösewichte aus dem Verkehr zu ziehen – schließlich zählen auch Amy und Maya zu den Festgehaltenen…

    Nach neun Staffeln war Schluss mit „King Of Queens“ und Komiker Kevin James bläst seitdem zum Angriff auf das Kinopublikum. Selbst wenn er schon zwei Blockbuster in der Vita stehen hat, ist „Der Kaufhaus Cop“ ein besonderer Härtetest für die Zugkraft des ehemaligen TV-Stars. Hitch hat seinen Erfolg der kommerziellen Attraktivität Will Smiths zu verdanken und Chuck und Larry zog die Leute in erster Linie wegen des Namens Adam Sandler in die Lichtspielhäuser. Immerhin muss James auf dessen Hilfe auch bei „Der Kauhaus Cop“ nicht ganz verzichten, da der Star-Komiker (Leg dich nicht mit Zohan an, 50 erste Dates, Die Wutprobe) den Film mit seiner Komödien-Schmiede Happy Madison produziert hat. Auf der Leinwand ist Kevin James aber erstmals die Hauptattraktion. Und siehe da: Auch an der Kinokasse ist die Fernsehberühmtheit ein Schwergewicht, denn die mit 26 Millionen Dollar moderat budgetierte Komödie passierte mühelos die 100-Millionen-Dollar-Grenze am US-amerikanischen Box Office.

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    Aber warum ist „Der Kaufhaus Cop“ erfolgreich? Sicherlich nicht wegen des Könnens von Steve Carr, der sich seinen zweifelhaften Ruf mit fragwürdigen Werken wie Dr. Dolittle 2, Der Kindergarten Daddy, Volltreffer oder Sind wir endlich fertig? hart erarbeitet hat. Aber trotz der uninspirierten 08/15-Regie Carrs macht „Der Kaufhaus Cop“ Spaß. Gemeinsam mit seinem „King Of Queens“-Kumpel Nick Bakay schrieb sich Kevin James das sinnfreie Drehbuch zu hundert Prozent auf den fülligen Leib. Folgerichtig ist der Film eine One-Man-Show, die von der unnachahmlichen Art und von den Starqualitäten des Protagonisten lebt. Wenn Kevin James als grotesk schnurrbärtiger Paul Blart in einem hautengen, möchtegern-coolen Lederblouson eine Bar betritt, ist das für sich genommen schon witzig. Dieses Muster ist leicht durchschaubar, funktioniert aber recht gut und sorgt für einige Lacher.

    Die dünne Story von „Der Kaufhaus Cop“ ist blödsinnig und wenig originell, mehr Klotz am Bein als Motor des Films. Obwohl in der ersten Stunde nicht viel dramaturgisch Relevantes passiert, ist dies der bessere Teil, denn hier punktet „Der Kaufhaus Cop“ mit allerlei Absurditäten am Rande: Paul Blarts Ringkämpfe mit einem garstigen Rentner und einer biestigen Hausfrau oder der inbrünstig Hardrock-Hymnen der Achtzigerjahre schmetternde Karaoke-Sänger mit der absurden Frisur sind ebenso schräg wie amüsant. Die absoluten Höhepunkte bilden jedoch – und das spricht Bände – Kevin James' Ritte auf seinem Elektroscooter. Und da dieser Running Gag so gut ist, setzt ihn Regisseur Carr auch immer und immer wieder ein – ob er nun in die Handlung passt oder nicht. Im dritten Akt ist es jedoch vorbei mit den lustvoll dargebrachten Nebensächlichkeiten. Carr schaltet auf Autopilot und bringt seine Geschichte ohne Überraschungen nach Schema F zu Ende.

    Zusätzlich zu den gelungenen Slapstick-Nummern bietet der „Kaufhaus Cop“ noch eine nette Parodie auf Stirb langsam. Kevin James macht aus Paul Blart mit vollem Körpereinsatz die Komödienvariante von John McClane und räumt die Gangster einen nach dem anderen aus dem Weg – natürlich mit mehr Glück als Verstand. Schauspielerisch hat der Film daneben nicht viel zu bieten, die Figuren sind ohnehin nur rudimentär ausgearbeitet. Jayma Mays' (Fantastic Movie, Red Eye) Amy etwa ist mehr Blickfang als Charakter, glaubwürdig ist die Liebesgeschichte zwischen der Verkäuferin und dem Kaufhaus-Wachmann nie.

    Fazit: „Der Kaufhaus Cop“ bietet trotz einer schwachen Story weitgehend gelungene Unterhaltung, wofür einzig, allein und ausschließlich Hauptdarsteller Kevin James verantwortlich ist. Leider wird das Potenzial des Komikers nicht voll ausgeschöpft, aber wer James schätzt oder sich auf schwungvollen Klamauk ohne viel Sinn und Verstand einlassen mag, wird auf seine Kosten kommen.

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