Besessene Kinder und Neugeborene, die wie direkt aus der Hölle entstiegen erscheinen, sind eine altbekannte Erzählfigur aus dem Horrorgenre. In Klassikern wie Richard Donners Das Omen, William Friedkins Der Exorzist oder Roman Polanskis Rosemaries Baby setzt das Böse sich in den sonst so oft als unschuldig titulierten Kindern fest – und wird dadurch nur noch erschreckender. Die DVD-Veröffentlichung „It's Alive“ von Josef Rusnak (The Art Of War 2: Betrayal) schlägt als Remake des gleichnamigen Horrorfilms aus dem Jahr 1974 in genau diese Kerbe, ohne die Qualitäten seiner Vorbilder aber auch nur annähernd zu erreichen.
Studentin Lenore Harker (Bijou Phillips), deren Nachname an den Protagonisten aus „Dracula“ gemahnt, ist im sechsten Monat schwanger und nimmt sich deshalb eine Auszeit an der Universität. Sie zieht zu ihrem Freund Frank (James Murray) und dessen kleinen Bruder Chris (Raphaël Coleman, Eine zauberhafte Nanny) in ein verlassenes Landhaus. Das Idyll scheint perfekt, jetzt fehlt nur noch das Baby. Das kommt verfrüht per Kaiserschnitt und metzelt erst einmal das versammelte Krankenhauspersonal im Kreißsaal nieder, um sich schließlich ganz friedlich zu seiner unter Narkose stehenden Mama zu legen. Die Polizei steht vor einem Rätsel und sucht das Krankenhaus vergeblich nach dem Mörder ab. Derweil fahren Lenore und Frank mit ihrem Baby zurück ins Landhaus, doch auch hier gibt der kleine Satansbraten keine Ruhe: Katzen, Ratten und andere Kleintiere reißt er zum Zeitvertreib, doch am liebsten zerstückelt er weiterhin Menschen…
Eine glückliche Entscheidung der Regie war es, das Böse (also hier das Baby) – wie in einem klassischen Horrorfilm – fast nie zu zeigen. Allenfalls in kurzen Momentaufnahmen blitzt die bösartige Fratze des Neugeborenen mal auf, bei der Verrichtung seiner blutigen, teilweise mit Splatter-Einlagen garnierten Morde sieht man von dem Kleinen aber nichts. Wahrscheinlich würde es auch schlicht zu trashig aussehen, wenn man dem Kind beim Herumschleudern erwachsener Menschen zusehen könnte. Zum Höhepunkt präsentiert sich das Biest dann aber doch noch in seiner ganzen CGI-Pracht und gibt sich damit der Lächerlichkeit preis. Zu diesem Zeitpunkt ist das aber ohnehin schon egal, denn bis zum passablen Finale hat „It's Alive“ seinen Kredit lange verspielt.
Josef Rusnaks Film leidet an den gleichen Mängeln, an denen die meisten anderen Direct-to-DVD-Horrorfilme auch kranken: Die handwerklich solide Inszenierung verfällt immer und immer wieder ins Stereotype, Banale und Langweilige. Recht unbeholfen reiht sich Szene an Szene, die ihre dramaturgische Standardfunktion allzu offensichtlich ausstellt – von subtilem Horror keine Spur. Freilich gelingt es auch den beliebigen Schauspielern nicht, den Betrachter zu fesseln. Allenfalls Bijou Phillips (Almost Famous, Hostel 2) entwickelt ihre Figur zu einem interessanten Faktor. Als die Mutter feststellt, dass mit dem Kind irgendetwas nicht stimmt, gibt sie dem Sprössling Rückendeckung und versteckt die Überreste der Opfer. Dabei wirkt sie gegen Ende fast noch unheimlicher als das bösartige Baby selbst.
In Ansätzen gefällt der Hintergrund des Plots: Für die junge Studentin, in deren Lebensplan eine Schwangerschaft gerade so gar nicht passen will, wird das Kinderkriegen zum unfassbaren Albtraum. Und in der Genese des Bastards spielt sogar das Internet eine Rolle. Wie allerdings zu erwarten, interessiert sich „It's Alive“ für solche aktuellen gesellschaftlichen Bezüge nicht weiter. So bleiben nur das typische Landhaus in der Einöde und der tausend Mal gesehene, abgegriffene Aufbau der Horrormär. Erst zum Finale hin nimmt Regisseur Josef Rusnak sich ein wenig mehr Zeit, um eine spannende Atmosphäre zu etablieren, doch da ist es – wie gesagt – schon längst zu spät.