Seit dem weltweiten Überraschungserfolg Ong-Bak liegt Thailand im Fokus vieler Martial-Arts-Fans. Sehnsüchtig werden die neuen Werke von dort erwartet. Der mit „Ong-Bak“ zum Superstar avancierte Tony Jaa ließ zwei Jahre später Revenge Of The Warrior - Tom Yum Goong folgen, sagte anschließend zahlreiche Hollywoodangebote ab und arbeitet aktuell an „Ong-Bak 2“, welcher auch sein Regiedebüt werden soll. Da aufgrund der aufwendigen und zeitintensiven Produktionen und der anschließenden Behandlung von kleineren Blessuren bis hin zu Knochenbrüchen Pausen zwischen den einzelnen Werken unumgänglich sind, musste noch ein zweiter Star her. So wurde mit Born To Fight versucht, Dan Chupong zum zweiten Tony Jaa aufzubauen. Das gelang nur mittelmäßig, immerhin war der Stirb langsam-Verschnitt aber recht unterhaltsam. Von Dan Chupongs zweitem Werk, in Deutschland nun aus Marketinggründen mit „Born To Fight – Dynamite Warrior“ betitelt, kann das nicht mehr behaupten werden. Denn das Bestreben nach immer mehr Action erweist sich als kontraproduktive Abkehr von den eigentlichen Stärken. Übermäßiger CGI-Einsatz sowie ein paar abgeschnittene Gliedmaßen und durchgeschnittene Kehlen wirken störend wie billig und sind die Hauptursache dafür, dass Dan Chupongs zweiter Leinwandausflug nur noch den hart gesottenen Fans zu empfehlen ist.
Siam, 1855. Um die enorm gestiegene Nachfrage nach ihrer Ernte zu befriedigen, brauchen die Reisbauern immer mehr Büffel für den Feldeinsatz. Ihr Geld verdienen damit Viehtreiber wie Nai Hoi Singh (Samart Payakarun). Doch Lord Wang (Leo Putt) hegt einen Groll gegen Singh und dessen Kollegen. Er hat die neueste Erfindung aus dem Westen, den Traktor, importiert. So lange Singh allerdings seine Büffel anbietet, greift keiner der Bauern zu dem modernen Gefährt. Auch Jone Bang Fai (Dan Chupong) kommt Singh in die Quere. Der ist eine Art lokaler Robin Hood, will die Büffel aus den Händen des Händlers reißen und den Bauern geben. Vor allem sucht er aber den feigen Mörder seiner Eltern, den er in Singh vermutet. Doch Singh darf als Gegner nicht unterschätzt werden, denn er hat übersinnliche Kräfte. Jone Bang Fai und Lord Wang suchen daher die Hilfe des schwarzen Magiers Nai Hoi Dam (Panna Rittikrai), der für seinen Zauberspruch allerdings das Menstruationsblut einer Jungfrau benötigt. Die geeignete „Spenderin“ wäre seine angebliche Tochter E-sao (Kanyapak Suworakood), auf die Held Jone Bang Fai allerdings auch ein Auge geworfen hat.
Schwarze Zauberer und Menstruationsblut… das dürfte schon andeuten, dass die Story von „Born To Fight – Dynamite Warrior“ getrost als trashig bezeichnet werden darf. Ohne mehrmaliges Kopfschütteln ist der Film wahrscheinlich auch nicht zu bestehen. Eigentlich ist die Story bei einem Martial-Arts-Feuerwerk ja auch sekundär, was die Macher beim Vorgänger „Born To Fight“ auch noch wussten und sich daher damit erst gar keine große Mühe gaben. Dieses Mal wollten sie aber wohl mehr und dachten sich einen wilden Mix aus allen möglichen Genres aus. Da werden Westernelemente mit Fantasy und Komödie gekreuzt, eine Liebesgeschichte darf natürlich auch nicht fehlen und Action ist weiter das Wichtigste. Die Story ist allerdings völlig überfrachtet mit unnützen Elementen. Da heuert Lord Wai zeitweise auch noch ein paar brutale kannibalische Räuber an (deren Darstellung übrigens sehr rassistisch geraten ist), um die Büffelhändler zu besiegen. Hauptsache noch ein Grund mehr, um ein paar Actionszenen einzufügen. Im Finale dürfen obligatorische Plottwists nicht fehlen, die allerdings kaum einen geübten Filmfan überraschen dürften. Dieses ganze Beiwerk, welches wohl das Ziel hatte, aus einem kleinen, unterhaltsamen Actionschinken ein Epos zu machen, ist nicht nur ungemein störend, sondern auch völlig miserabel umgesetzt.
Unter dem Drang nach mehr leidet auch die eigentliche Stärke der thailändischen Actionspezialisten. Die kamen in den vergangenen Jahren zu Ruhm, weil sie einen wunderbaren Kontrapunkt zum westlichen Effekte- und Computerkino boten. Darauf wurde nämlich völlig verzichtet, auch Seile gehörten nicht zum Standardrepertoire. Stattdessen war die Handmade-Action angesagt - die Arbeit von waghalsigen Stuntmen und Akrobaten, die in unglaublich beeindruckender Weise durch die Luft wirbelten und eigene Knochenbrüche in Kauf nahmen. Auch „Born To Fight – Dynamite Warrior“ verzichtet nicht komplett auf diese handgemachte Action, setzt daneben aber auf zahlreiche Computereffekte. Einen Eindruck von deren Qualität verrät schon der Auftakt. In diesem reitet Dan Chupong auf einer Rakete (diese nutzt der Möchtegern-Robin-Hood anstelle von Pfeilen) dem Feind entgegen, was nicht nur extrem bescheiden, sondern so richtig billig und lächerlich ausschaut. Die miesen CGI-Effekte wirken sich leider auch auf die Old-School-Action aus, für die hauptsächlich Dan Chupong zuständig ist. Dessen Kicks und knochenbrechende Kniestöße wirken bisweilen deutlich langsamer und ungeschickter als beim Vorgänger oder bei Kollege Tony Jaa. Regisseur Chalerm Wongpim versucht dies zwar mit einigen wilden Schnitten und mehrmaligem Wechsel zwischen Zeitlupe und –raffer auszugleichen, doch das will nicht immer gelingen.
Der Versuch, dem Film immer wieder Komik beizumengen, scheitert auf der ganzen Linie. So ist die Figur des Lord Wai ein ständig kichernder Clown mit leicht homosexuellem Touch. Ist das lustig? Nein, es ist hochgradig albern, wie so vieles bei „Dynamite Warrior“, so zum Beispiel auch die Performance-Parodie von „Born To Fight“-Regisseur Panna Rittikrai, der hier als Darsteller am Werke ist. Offenbar wurde Dan Chupong, beim Vorgänger noch umstrittener Star, nicht mehr genug Vertrauen entgegen gebracht (er sieht halt auch – gerade im Vergleich zu Tony Jaa – sehr milchbubihaft aus), anders sind die zahlreichen beknackten Nebenfiguren nicht zu erklären. Immerhin ist Kanyapak Suworakood als Love Interest ein süßer, optischer Leckerbissen.
Wer keine Probleme mit dem trashigen Storymischmasch und albernem Humor hat, kann mit „Born To Fight – Dynamite Warrior“ vielleicht noch ein klein wenig auf seine Kosten kommen. Zwischen all dem billigen CGI und einigen Raketenritts von Chupong finden sich noch einige sehr gut gemachte Stunts und Prügeleien, die zeigen, wie gut Martial-Arts aus Thailand sein kann. Die meiste Zeit schafft es der thailändische Actioner aber vorzüglich zu langweilen.