Für mich war dieser Film eher eine Enttäuschung. Zum einen war er ziemlich platt. Platte Charaktere sowie Szenen und Plot-Versatzstücke vom Fließband, die man zum Teil schon zehn Meter gegen den Wind gerochen hat. Ich hasse solche Klischeeparaden. Die Rollen und Motive in der Handlung wirken dann immer wie aus der Schablone und man hat es alles schon tausendmal gesehen.
Vor allem aber - und das ärgert mich als routinierter Zocker fast noch mehr - wurde der Film dem Thema inhaltlich nicht die Bohne gerecht. Zwar beruht der Film tatsächlich auf einer wahren Begebenheit. Allerdings hat man den Rahmen dessen, was sich wirklich ereignet hat, ziemlich großzügig ausgedehnt. Was mich dabei genervt hat, ist, dass der Film inhaltlich unglaublich viel Bockmist rund um das Kartenzählen beim BlackJack vermittelt hat.
1.) Durch Kartenzählen hat man keine Gewinngarantie. Man minimiert nur den Hausvorteil etwas .... und das LÄNGST nicht in dem Ausmaß, wie es der Film impliziert.
2.) Warum zum Teufel sind die Spotter, nachdem sie dem Spieler einen heißen Tisch signalisiert haben (Hände überkreuzt), weiterhin am Tisch geblieben und haben mitgespielt? Das macht, wenn man diese Masche so durchziehen will, nämlich in zweifacher Hinsicht keinen Sinn. Einerseits ist es schlicht auffällig, wenn man ständig am gewinnen ist und dabei auffallend oft die selben Personen zusammen am Tisch rumhängen. Zum anderen würde der Spotter dem Spieler die Gewinnchancen schmälern, wenn er weiter mitspielt. Da der Spotter dann in jeder Runde auch Karten aus dem Deck erhalten würde. Darunter viele der begehrten Zehner und Asse. Weil jedoch der Spotter nur flache Einsätze spielen soll, wären das aber Perlen vor die Säue.
3.) Kartenzählen ist nicht schwer. Im Film wird es so dargestellt, als ob man irgendwie ein Genie dafür sein müsste. Dabei kann es jeder binnen von Stunden lernen und beherrschen. Die Schwierigkeit besteht eher darin, nicht dabei im Casino erwischt zu werden. Denn ->
4.) Es braucht keinen Super-Casino-Security-Macker, um einen Kartenzähler zu erkennen. Die meisten Pit-Bosse und sicherlich auch einige Dealer können einen Kartenzähler beim BlackJack durchaus erkennen, wenn sie wissen, worauf zu achten ist. Vor allem wenn er seine Einsätze immer in Phasen steigert und dabei auffallend oft gewinnt ...
5.) Wenn man erwischt wird, wird man nicht im Keller zusammengeschlagen. So was kam vielleicht noch bis in die 80er Jahre vor, als viele Casinos noch von der Mafia betrieben wurden. Aber diese Tage sind längst vorüber. Stattdessen wird der Dealer einfach nur sehr oft das Deck neu mischen, wodurch abgelegte Karten wieder ins Spiel kommen und ein heißes Deck mit wenigen Handgriffen auf neutrale null abkühlt. Kein Hexenwerk. Ansonsten kann das Casino einen auch einfach des Tischs verweisen.
6.) Heutzutage bringt Kartenzählen nicht mehr viel, da die meisten (wichtigen) Casinomitarbeiter alle Tricks kennen und wissen, worauf sie zu achten haben. Außerdem sind die Tischlimits viel zu knapp gesetzt, als dass man mal eben 200 Riesen setzen könnte, so wie es einmal im Film vorkommt. Solche No-Limit Beträge werden nur an Tischen in abgeschiedenen Räumlichkeiten gespielt. Und wer da sitzt, den kennt das Casino normalerweise verdammt gut, da es sich dabei mit ziemlicher Sicherheit um einen "Wal" handelt (Wale = schwerreiche Zocker, die man mit 5-Dollartischen kaum hinter dem Ofen hervorlockt). Einen solchen Betrag könnte man an einem öffentlichen Tisch niemals setzen. Und selbst wenn man als Kartenzähler an einen entsprechenden Tisch kommen würde, wo dies möglich ist, dann könnte man sich schnell der geballten Aufmerksamkeit des Casinos sicher sein .... und genau das will man als Kartenzähler ja nicht.
7.) Auch bei heißen Decks, kann man verlieren. Ein"heißes" Deck bedeutet, dass viele Asse und Karten mit Wertigkeit zehn im Abzugstapel liegen. Das ist zwar, zumindest was die statistische Wahrscheinlichkeit anbelangt, in der Tat zu Gunsten des Spielers. Allerdings ist es bei weitem keine Gewinngarantie. Beispielsweise kann auch der Dealer einfach das Glück haben, viele Asse und Zehner aufzuziehen, wenn es ihm nützt. Dann verliert der Spieler trotz eigentlich guter Bedingungen immer noch oft genug .... und das in Phasen, in denen er als Kartenzähler höhere Einsätze fährt. Die Sache kann also auch gewaltig nach hinten losgehen. Im Film kommt es aber so narrensicher rüber, als ob man eine Geldmaschine anschmeißen würde.
8.) Man splittet praktisch nie zwei Zehner. Höchstens wenn nur noch (!) Asse und Zehner im Abzugstapel sind. Aber so heiß wird ein Deck mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht werden.
Man merkt, dass der Film nur so vor Fehlern strotzt. Klar, dadurch wollte man ein bisschen Drama und Schauwerte schaffen. Aber wenn man sich schon mit dem Etikett "basierend auf einer wahren Begebenheit" ziert, dann sollte man es nicht übertreiben. Alles in allem hat der Film leider viel zu dick aufgetragen und somit eher wieder ein paar Träume á la "reich werden im Casino" genährt. Beispielsweise haben die echten Studenten, die das übrigens anno 1994 durchgezogen haben (von wegen Handykameras und Gesichtserkennung und so ......), pro Nase um die 25.000 im JAHR gemacht. Und nicht mal eben schnell jedes Wochenende sechs- bis siebenstellig abkassiert. Sie haben auch längst nicht immer gewonnen. Es gab sogar ganze Serien von Niederlagen. Tja, aber scheinbar ist Hollywood als Traumfabrik da "verpflichtet" - ganz im Geiste von Las Vegas - ein wenig zu überzeichnen.
BTW - wer einen guten Film über das Zocken (allerdings geht es da um Poker) schauen will, der sollte sich "Rounders" mit Matt Damon und Edward Norton anschauen. Der ist gefühlte dreimal so gut wie 21.