"Australia" ist ein bildgewaltiges, langes, beeindruckendes Epos, in dem große Gefühle, netter Humor, Krieg, Gewalt, Historie und Politik miteinander zu einem Großen ganzen verknüpft werden. Und groß ist da noch eine Untertreibung, denn mit einer Lauflänge von 165 Minuten ist "Australia" alles andere als kurzweilig. Leider merkt man gerade diese gewaltige Laufzeit im ersten Drittel relativ stark. Bis sich alle Bündnisse verstrickt und die Seiten aufgestellt sind, vergeht eine ganze lange Weile, in der die Handlung noch nicht so ganz klar ist und der Film deswegen noch nicht seine ganze Wucht entfesseln kann. Ab der ersten Stunde wird der Verlauf aber spürbar besser. Hier hauen einen die monumentalen Bilder schon mehrmals aus den Socken, es wird spannender und auch die Emotionen unter den Charakteren gehen viel mehr auf, auch wenn ein wenig mehr Tiefe in der Charakterzeichnung stellenweise nicht falsch gewesen wäre. Die Effekte sind hollywoodlike gelungen und sehen fantastisch aus. Effekte-Enttäuscher wie "Die Mumie 3" oder "Indiana Jones 4" im Jahre 2008 werden hier gegen die Wand geschmettert. Als kleiner Tipp: Selbstverständlich trieft "Australia" vor Kitsch. Wer nur im geringsten etwas gegen große Gefühle, viel Romantik und Emotionen a la "Titanic" hat, der sollte sich den Eintritt sparen. Für alle Sentimentalen da draußen gilt es aber auf jeden Fall, Taschentücher einzupacken, denn rührende und auch traurige Momente sind hier keine Seltenheit. Auch darstellerisch ist so weit alles im grünen Bereich. Hugh Jackmans hervorragende Darstellung als männlicher, harter und letztendlich doch sentimentaler und herzensguter Viehtreiber Drover erhebt sich über jedes Lob. Er übertrifft seine Leistung als Wolverine in der "X-Men"-Trilogie locker und beherrscht alle Szenen, in denen er vorkommt, quasi im Alleingang. Ihm zur Seite steht die holde Maid, womit natürlich Nicole Kidman gemeint ist, obwohl diese gar nicht so hold ist. Ganz im Gegenteil, ab und zu zeigt sie den bösen Buben und auch unserem Drover, wo der Hammer hängt und weiß sich konsequent durchzusetzen. Dabei weiß Kidman ähnlich zu überzeugen wie in ihren anderen Filmen, und dass sie eine der schauspielerisch größten Frauen Amerikas ist, muss hier nicht nochmals behauptet werden. In den Nebenrollen gibt es zwar nicht viel aufsehenerregendes zu verkünden, allerdings gibt es hie und da einige Nebenfiguren, die aus der Fülle an Charakteren herausstechen. So vor allem der kleine Aboriginie-Mischling Nullah, der eigentlich zu den Hauptprotagonisten dazugehört und der einen mit einer darstellerischen Wucht trotz seines jungen Alters packt. David Wenham als fieser Bösewicht liefert einen exakten Kontrast zu seiner Rolle aus "Der Herr der Ringe" und zeigt, dass er auch auf der bösen Seite bestehen kann.
Fazit: "Australia" ist nicht ganz das große, erhoffte Epos, welches es gerne wäre, dafür hat die Handlung anfangs zu viele Stolpersteine und die Charaktere haben nicht genügend Tiefe. Trotzdem ist das Melodram ein echt guter Kinofilm mit tollen Darstellern, beeindruckenden Bildern und einer epischen Wucht in der Dramatik und in den Emotionen, die einen fest in den Kinosessel presst. Und so gefällt der Film dann letztendlich doch, wenn auch mehr durch eine brillante Optik als durch eine gute Handlung.