Von diesem Film erhofft man sich im Vorfeld viel: Daniel Brühl, der bisher schon mehrfach überzeugen konnte, Jürgen Vogel, ebenfalls ein Großer seiner Zunft und dazu Tom Tykwer als Produzent.
Man freut sich auf einen guten deutschen Film, hat Sachen wie "Die fetten Jahre sind vorbei" im Kopf. Man erwartet einen Film mit Tiefgang, zum Nachdenken, einen, der einem etwas mitgibt.
Leider wird man enttäuscht!
Positiv eindeutig: Grandiose Schauspielerleistung!
Daniel Brühl überzeugt zu 101%, man nimmt ihm jeden Augenblick und jede Mimik ab. Genauso verkörpert Jürgen Vogel den gutgelaunte Sympathen, der Spaß an der Freude hat und damit sogar den Verklemmtesten (-> Karl) ansteckt, perfekt!
Auch hat Bokelberg es geschafft, Bilder zu schaffen, die in Erinnerung bleiben. Die in bläuliches Licht getauchte Szene, in der Karl gedankenverloren an der Autobahn steht oder diejenige (urkomisch!), in der sich Hans einen LKW "ausborgt", um grinsend seine Wette zu manipulieren.
Sehr schön auch das "Coming out", als durch Spiegeleffekte und Karls Körpersprache der Eindruck einer Enge erzeugt wird, die sich in diesem Moment auf Hans niederlegt.
Ein dickes Minus: Die Handlung an sich. Zu kurz, zu oberflächlich, zu absehbar. Man weiß schon bei der ersten Zusammenkunft des Trios Karl, Hans, Stelle, wie der Hase laufen wird. Nämlich genau so, wie er es dann auch tut.
Es fällt schwer zu glauben, wie schnell ein in diesem Maße zurückgezogener Karl binnen 48 Stunden Gefallen daran findet, auszubrechen, verrückt zu sein.
Der Film hätte mehr Zeit gebraucht, um die an sich spannende Idee besser auszuformen und somit in Sachen Tiefgang, vor allem aber in Sachen Glaubwürdigkeit Boden gut zu machen. Um der Liebesgeschichte, der sich entwickelnden Freundschaft, der Wandlung vom "Paulus zum Saulus" mehr Raum zu geben und dadurch langfristige Eindrücke beim Zuschauer zu hinterlassen, die somit ausbleiben. Gekrönt wird das Ganze durch einen sehr flachen und schwachbrüstigen Schluss, der einen fragen lässt "War's das schon?", wenn der Abspann beginnt.
Schade, aber hier muss man leider sagen: Potential deutlich verschenkt!