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    Outbreak - Lautlose Killer
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Outbreak - Lautlose Killer
    Von René Malgo

    Wolfgang Petersens Viren-Reißer „Outbreak“ auf seine Glaubwürdigkeit hin abzuklopfen und auseinanderzupflücken, wäre ein Leichtes. Von allen unzweifelhaft vielen logischen und Katastrophenthriller-Genre-bedingten Schwächen aber abgesehen, ist Petersen anno 1995 ein überaus spannender und höchst unterhaltsamer Mainstream-Thriller gelungen.

    Über ein kleines Äffchen gelangt ein afrikanischer Virus, welches seine Opfer innerhalb weniger Stunden tötet, in die USA. Schnell verbreitet sich die Seuche in der amerikanischen Kleinstadt Cedar Creek und droht, sich auf ganz Amerika auszuweiten. Der Militär-Virologe Sam Daniel (Dustin Hoffman) versucht, das Virus aufzuhalten, doch in eigenen Reihen stößt er auf Widerstand: General McClintock (Donald Sutherland) hat andere Pläne mit der Kleinstadt und dem Virus, welches sich hervorragend als biologische Waffe eignen würde. Plötzlich kämpft Daniel an mehreren Fronten und versucht obendrein, seine Ex-Frau Robby, (Rene Russo) auch Virologin, zurück zu gewinnen.

    Ja, es gibt sie, die Logiklöcher, so bescheiden, dass ein Lastwagen ganz unbescheiden durch brettern könnte. Der Virus verbreitet sich längst nicht so unkontrolliert und gefährlich, wie der Film kolportiert, sondern wie es das Drehbuch großzügig vorschreibt. Immerhin darf sich die horrende Gefahr einem guten Ende nicht in den Weg stellen. „Outbreak“ ist nun mal ein Mainstreamprodukt, welches Zugeständnisse an der breiten, nach Feel-Good-Movies lechzenden Zuschauerfront machen muss. Der versöhnliche Schlussakt fällt innerhalb der Storydramaturgie aber ordentlich aus. Das Publikum muss sich jedenfalls nicht dazu angehalten fühlen, allzu sehr über die diversen Logiklöcher, Ungereimtheiten und Rückzieher vor allzu großer Konsequenz nachzudenken. Dafür ist der Katastrophen-Thriller viel zu spannend und unterhaltsam.

    Was hat man bzw. das Publikum, wenn sich der Regisseur Wolfgang Petersen (Das Boot, Troja), die Schauspieler Dustin Hoffman (Der Marathon Mann, Die Unbestechlichen), Rene Russo (In The Line Of Fire, Showtime), Morgan Freeman (Sieben, Erbarmungslos), Donald Sutherland (JFK, Wenn die Gondeln Trauer tragen), Kevin Spacey (American Beauty, Verhandlungssache) und Cuba Gooding Jr. Jerry Maguire, Eine Frage der Ehre), der Komponist James Newton Howard (Batman Begins, The Village) sowie Kameramann Michael Ballhaus (Sleepers, Gangs Of New York) zusammentun? Es bekommt bzw. hat Mainstream-Unterhaltung vom Feinsten. In der Tat besticht „Outbreak“ in erster Linie durch großartige Schau- und Produktionswerte. Die prächtige Musikumrahmung passt hervorragend und drängt sich dennoch nicht auf. Der Name Michael Ballhaus spricht schon für sich, während Wolfgang Petersen nach In The Line Of Fire erneut aufzeigt, weshalb er von Hollywood „gerufen“ wurde.

    Wo sich aber „Outbreak“ ganz besonders über dem gängigen Durchschnitt bewegt, liegt bei Ansicht der Darstellerliste auf der Hand: Schauspielerisch reicht so schnell kein Thriller an „Outbreak“ heran. Die verschiedenen Akteure holen aus ihren ordentlichen, aber zumeist doch sehr klischeenahen Charakteren das Allerbeste heraus und überzeugen durch differenziertes Spiel. Das, was der Zuschauer da auf der Leinwand oder in der Flimmerkiste sieht, ist keine schillernde Ansammlung von überbezahlten, unmotivierten Stars. Nein, es sind durch die Bank überaus fähige Charaktermimen, die die handelnden Personen vor der Kamera eindrücklich zum Leben erwecken. So ist Dustin Hoffman nicht nur Held, sondern auch eine schwierige Person; zu Recht hat er seine privaten Differenzen mit Ex-Frau Rene Russo. Morgan Freeman ist nicht die gutmütige, „alte“ von höheren Tieren unterdrückte Seele im Film, sondern auch einer, der einfach zu feige ist, zur Wahrheit zu stehen. Und Donald Sutherland ist nicht nur Bad Guy, sondern eben auch ein Mensch, in all seiner Ambivalenz, welcher aufrichtig an die Berechtigung seiner eigenen, unschönen Taten und Entscheidungen glaubt.

    Die Unglaubwürdigkeit der Geschichte wurde bereits angesprochen. Doch es gibt weit mehr Positives zu verzeichnen, als Negatives. Selbiges gilt auch für die Story von Laurence Dworet und Robert Roy Pool. Sicher können einige genrebedingte Schwächen und typische Hollywoodkrankheiten ausgemacht werden, doch in allem präsentiert sich die Geschichte äußerst sicher und kaschiert Fehler so elegant, dass sie während der Ansicht nicht ins Gewicht fallen müssen. Trotz harmlosem Abschluss beeindruckt die Konsequenz und schockierende Härte, die auch vor Sympathieträger, Frauen oder Kinder keinen Halt macht. Ähnlich „Ausnahmezustand“ zum Thema Terrorismus zeigt „Outbreak“ auch, wie falsch, engstirnig und vor allem egoistisch Menschen, insbesondere Machtinhaber, auf eine unerwartete Katastrophe reagieren können. Da schwingen dann ein wenig Sozialkritik und einiges an politischem Gedankengut mit. Insoweit stimmt der Film durchaus nachdenklich, nicht nur was die oft unterschätzte Gefahr einer sich schnell verbreitenden Seuche angeht, sondern eben auch in politischer Hinsicht. Das obligatorische, zwischenmenschliche Geplänkel fügt sich nahtlos ein und überzeugt nicht zuletzt dank der Darsteller. Die Geschichte erweist sich als gut durchdacht; einige typische Logikfehler scheinen bewusst einkalkuliert und werden anderweitig oft wieder wettgemacht, u. a. auch durch ansprechende Dialoge.

    Des Weiteren ist es „Outbreak“ zu Gute zu halten, dass er fast gänzlich auf Pathos verzichtet und quasi ohne US-Patriotismus auskommt. Nichtsdestotrotz bekommt der Actionfan genug fürs Auge geboten, wobei der Schwerpunkt allerdings auf die Spannung erzeugende Thriller-Handlung liegt. So sollte und darf ein perfekt durchkomponiertes und glattes Mainstream-Produkt aussehen. Hollywood ist nicht immer gleich Mainstream gleich schlecht, sondern gelegentlich auch gleich ziemlich gut. Das stellt „Outbreak“ unter Beweis. Sehr unterhaltsam, sehr spannend, sehr sehenswert. Der große Publikumserfolg stützt diese These...

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