Wer hat sich das in so manchem grußeligen Moment nicht selber schon ausgemalt:
Was wäre, wenn sich im eigenen Haus ein Psychopat versteckt, der nur darauf wartet aus seinem dunklen Versteck auf einen loszugehen....
Nicht auszudenken!
Diese im Genre bisher weitgehend ungenutze Grundidee macht sich der Film "The Strangers" mit Liv Tyler zu eigen.
Zur Story:
James und Kristen kehren spät nachts von einer Party zurück und wollen die Nacht im abgelegenen Ferienhaus von James Eltern verbingen.
Aufgrund eines Streits ist die Stimmung am Boden und die beiden sitzen mehr oder weniger schweigend im Haus.
Die Stille wird durch ein bedrohliches Klopfen durchbrochen: Eine Fremde steht vor der Tür und sucht angeblich nach einer Bekannten. Nach dem Verschwinden der Frau bereiten sich James und Kristen auf die Nacht vor, doch James verlässt das Anwesen noch kurz, um für Kisten Zigaretten zu besorgen und einen klaren Kopf zu bekommen. Während seiner Abwesenheit geschehen beängstigende Ding im Haus. Kirsten hört erneut das Klopfen an der Haustür und die Fremde taucht wieder auf! Schlimmer noch: Es scheinen Dinge im Haus zu verschwinden und Unbekannte Terrorisieren Kirsten, die verzweifelt James anruft und ihn anfleht sich zu beeilen.
Nach dessen Rückkehr werden die beiden von den Fremden förmlich angegriffen und im Haus eingesperrt. Die Angriffe und deren Intensität steigern sich kontinuierlich bis zum mörderischen Höhepunkt, als die Fremden das Pärchen überwältigen, fesseln und töten.
Wie gesagt, die Idee der unheimlichen Fremden in den eigenen vier Wänden ist originell und beängstigend zugleich. Doch die Umsetzung dieses vielversprechenden Einfalls ist so schlecht, dass man nach wenigen Minuten abschalten möchte, um sich nicht den ganzen Tag zu verderben.
Angefangen schon bei den unlogischen und schon verspottend unverschämt ausgelutschten Reaktionen der Charaktere auf die Bedrohung, welche sich beispielhaft wie folgt zusammenfassen lassen:
- "Nein, da ist niemand - du bildest dir das ein" ...
- "Ich werde rausgehen und mit ihnen reden" -
-"Am besten wir trennen uns jetzt... du bleibst allein hier und ich jage diese Mistkerle draußen im dunklen Wald - mir wird schon nichts passieren"
Nicht zu vergessen die altbackenen Horror-No-Gos wie "Akku lehr" oder "Handy im Auto liegen lassen".
Die schauspielerische Leistung hätte von Grundschülern überboten werden können, was allerdings kein Wunder ist: Die Skala reichte ledichlich von "Verängstigt aus dem Fenster starren" bis "Hysterisch schreien". Die restlichen Schauspieler (Die "Fremden") haben von vornerein Masken und Kartoffelsäcke übergestülpt bekommen, somit fällt deren Nicht-Können wenigstens nicht mehr in die Wertung.
Wo wir schon vom Teufel reden:
Die Motive der "Fremden" bleiben bis zum Schluss ein Mysterium. Warum die drei Kartoffelsäcke das Pärchen aufsuchen, quälen und zu guterletzt umbringen, bleibt genauso ungeklärt wie die Frage, warum sie ungehindert in das Haus eindringen können, scheinbar durch Wände gehen und von einer Sekunde auf die andere auftauchen und wieder verschwinden können. Wobei sie doch, wie unmissverständlich klar wird, normal-sterbliche Menschen sind und nicht etwa Dämonen, Geister oder Auserirdische...
Dieser Kritikpunkt ist ein schwerwiegender Grund dafür, dass die Logik und auch die gesamte Ernsthaftigkeit des Films leckt: Der allwissende Bösewicht, der wie durch ein allsehendes Auge jeden Schritt der Opfer beobachten und vorhersehen kann - das ist nicht nur alt, sonder auch LANGWEILIG, UNLOGISCH und alles andere als ORIGINELL. Zudem steht es im Wiederspruch mit dem Aufhänger "Nach einer wahren Begebenheit", da ich bezweifle, dass es a) solch schwachköpfige Opfer geben können und b) solche unbeeindruckt ruhigen und alles kontrollierende Psychopaten-Mörder, die in ihrem Pickup durch die Landschaft fahren, um wehrlose Paare zu lynchen!
Was soll man mehr sagen? Langsam zweifle ich daran, jemals wieder einen anspruchsvollen Horrorfilm zu Gesicht zu bekommen, der nicht auf instrumentale Schockmusik zurückgreifen muss, um Langweiliges erschreckend wirken zu lassen oder logisch handelnde Opfer zeigt, die nicht neugierig in jedes dunkle Eck schlüpfen um nach dem Rechten zu sehen...
Einen Punkt für die nette (aber für den Film unwichtige) Nebenstory über den Liebesstreit der beiden Protagonisten,
Einen Punkt dafür, dass James sich wenigstens an die Schrotflinte seines Vaters erinnert und diese auch benutzt (leider kontraprodkutiv) und
Einen Punkt für den gruseligen Grundgedanken des Film!
Und wer es tatsächlich noch "unvorhersehbar" oder "spannend" findet, wenn fälschlicherweisse der "beste Freund" erschossen wird, nachdem dieser sich fünf Minuten lang zaghaft und ja sooo neugierig auf die Schrotflintenmündung zugeschlichen hat, dem ist nichtmehr zu helfen.