Mein Konto
    Ein Monster in Paris
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Ein Monster in Paris
    Von Ulf Lepelmeier

    Nachdem zuletzt schon Woody Allen mit „Midnight in Paris" eine Zeitreise in die Belle Époche unternommen hat, entführt nun auch ein Animationsfilm in die Stadt der Liebe zu jener magischen Zeit. Genauer gesagt: ins Jahr 1910, in dem Paris unter einer großen Überflutung leidet und ein Monster durch die Gassen streift. Inszeniert wurde „Ein Monster in Paris" vom Franzosen und DreamWorks-Veteran Eric Bergeron („Der Weg nach El Dorado", „Große Haie - Kleine Fische"), für die Produktion zeichnet niemand Geringeres als Luc Besson („Leon - Der Profi", „Das fünfte Element") verantwortlich. „Ein Monster in Paris" ist eine konventionell erzählte und ziemlich harmlose „Die Schöne und das Biest"-Variation, die durch das charmante Paris-Szenario und die zauberhaften Chansons von Johnny-Depp-Gemahlin Vanessa Paradis und Mathieu Chédid dann aber doch noch eine besondere Note verliehen bekommt.

    Als der schüchterne Filmvorführer Emile (Jay Harrington) seinen chaotischen Freund Raoul (Adam Goldberg) bei einer seiner Auslieferungstouren begleitet, entdecken die beiden ein verlassenes Gewächshaus. Naja, fast verlassen: Mit einer beschrifteten Tafel warnt ein Affe davor, das Inventar des Hauses anzufassen. Als sich der neugierige Raoul dennoch an den exotischen Tinkturen vergreift und ein heilloses Chemie-Chaos anrichtet, verwandelt sich ein winziger Floh in ein monströs-riesiges Insekt (Mathieu Chedid) und entschwindet in die Nacht. Während das unglückliche Geschöpf Angst und Schrecken in Paris verbreitet, nutzt der machhungrige Präfekt Maynott (Danny Huston) die Gunst der Stunde und bläst zur großen Monsterjagd. Nur die gefeierte Varieté-Sängerin Lucille (Vanessa Paradis) kann das kurzerhand auf den Namen Francoeur getaufte Wesen mit der erstaunlichen Singstimme jetzt noch retten...

    Nach einer Dekade bei DreamWorks („Drachenzähmen leicht gemacht") entschloss sich Eric Bergeron, in sein Heimatland Frankreich zurückzukehren und eine Filmidee umzusetzen, die ihn schon lange begeisterte. Unter der Schirmherrschaft von Erfolgsproduzent Luc Besson entstand mit „Ein Monster in Paris" ein Animationsfilm, der durchaus mit vielen US-Großproduktionen der vergangenen Jahre mithalten kann. Dank schicker Animation wird das teils unter Wasser stehende Paris des Jahres 1910 auf der Leinwand zum Leben erweckt. In dieses charmante Szenario fügen sich die comichaft gestalteten Figuren wunderbar ein. Nur die obligatorische 3D-Darstellung ist keineswegs so ausgereift und involvierend wie bei Bergerons ehemaligen US-Arbeitgebern.

    Interessant an „Ein Monster in Paris" ist vor allem Bergerons Spagat zwischen erzählerischer Hollywood-Erfolgsformel und einem eigenständigen Stil mit französischem Flair. Nach einer starken Eröffnung – dem Chemie-Unfall, Francoeurs ängstlich beäugten Paris-Streifzügen und einer überraschenden Sequenz aus seiner Perspektive – nimmt eine nette, aber leider äußerst brave Geschichte ihren Lauf, deren Musicalnummern die klaren Highlights darstellen. Einige Running Gags und der intelligente, mit beschrifteten Schildern kommunizierende Affe amüsieren dabei durchaus, die sympathischen und leider auch ziemlich glattgebügelten Protagonisten versprühen jedoch weitaus weniger Witz.

    Während der Comic-Look der Figuren zumindest visuell klar an die animierten Menschen der Pixar-Studios („Oben") angelehnt ist, sind es die poetischen Musical-Szenen, die „Ein Monster in Paris" vom Gros der Animationsproduktionen abheben und auch ältere Semester ansprechen dürften. Die von den charismatischen Stimmen von Vanessa Paradis („Der Auftragslover") und Mathieu Chédid („Kleine wahre Lügen") getragenen Chansons sind ein echter Hörgenuss – mit dieser Besetzung hätte Bergeron ohne weiteres auch einen reinen Musicalfilm anvisieren können. Aber auch so schaffen es die starken Performer, die schematischen Handlungs- und Figurenkonstruktion zumindest für einige Augenblicke vergessen zu machen.

    Fazit: Dank eingängiger Chansons und schöner Animation bietet „Ein Monster in Paris" einen stimmungsvollen Kino-Spaziergang an den Ufern der Seine. Mit seiner formelhaften Handlung und den einfach gestrickten Figuren kommt Bergeron allerdings zu keiner Zeit gegen Pixars Paris-Meisterwerk „Ratatouille" an.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top