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    The Man From London
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    Anonymer User
    5,0
    Veröffentlicht am 9. März 2015
    In ''The Man from London'' entwickelt Tarr aus einer einfachen Thrillerhandlung heraus ein weiteres Porträt menschlicher Einsamkeit, familiärer Entfremdung und sozialer Isolation. Dabei benutzt Tarr seine durchweg in Plansequenzen, ruhigem Dialog und melancholischer bis bedrohlicher Musik umgesetzte Inszenierung nicht, um eine Kunstkino-Analyse durchzuführen und den Zuschauer auf Distanz zu halten. Vielmehr macht er das Geschehen auf einer Ebene direkter Beschreibung dem Zuschauer zugänglich und zeigt deutliche Anteilnahme am Schicksal der gezeigten Figuren. So wirkt Tarrs eigene Version des Kinos abermals keineswegs wie ein inszenatorischer Taschenspielertrick, der (so muss man paradoxer Weise sagen) ''gängige'' Unkonventionalitäten wie Plansequenzen, ins Leere führende Handlungen nur bemühen würde, um eine durchschaubare Geschichte durch nachträgliches Chiffrieren in den Bereich des Kunstkinos zu überführen. Vielmehr zeigt sich in der Umsetzung die direkte Gefühlsebene, aus der Tarrs Umsetzung organisch und aus tiefstem Mitgefühl wächst. Durch seine Betonung des Raumgefühls, der Architektur, des ästhetischen Erfahrens von Zeit, von Ruhe und vor allem durch das erbarmungslose, jedoch anteilnehmende Zeigen von Einsamkeit gelingen dem Film Sequenzen wahnsinniger und einzigartiger Intensität. Angenehmerweise ist dabei auch der minimalistische und sozusagen transparente Stil, mit dem Tarr hier Gefühle evoziert: Es sind ruhige Einstellungen, einfachste Kamerabewegungen, alltägliche Handlungen, verständlich gemachte Figuren und eine klar strukturierte Handlung, in deren Rahmen uns der Protagonist vorgestellt wird. Wenn in Stille, unterbrochen von der seltenen, aber wunderschönen Musik von Mihaly Vig, der Protagonist sich mit seinem Freund zum Schach in einer Bar trifft, schwebt die Kamera langsam durch den Raum auf einen neben ihnen zu Mittag essenden alten Mann und alles ist gesagt: das Geschehen ist ebenso trostlos wie harmonisch, man freut ebenso sich über den sozialen Kontakt, den der Protagonist erfährt, wie einem die aussichtlose Lebenslage von allen Personen klar ist. Auch das häufige Schweigen wirkt hierbei keineswegs, als solle damit Analyse provoziert oder ein philosophischer Kontext unterstellt werden: hier werden nur die Szenen menschlicher Leere aufgezeit, in denen es einfach nichts zu sagen gibt. So treten dann die Geräusche des Wassers, oder das Schlurfen der Füße auf dem Parkett in den Vordergrund des Films und schaffen in dem Kontrast zwischen der realistischen Inszenierung einerseits und der Stilisierung zusammen mit dem ruhigen Erzählrhythmus andererseits das Gefühl, in einer anderen Welt zu leben, in welcher die Zeit nur sehr langsam oder gar nicht vergeht. Einige Tarr-Liebhaber werden sich vielleicht daran stören, dass die Handlung kaum ausgefeilt, von geringem dramatischem Gehalt und ist und kaum gesellschaftlichen Kommentar bereithalt, während etwa die Werkmeisterschen Harmonien und Satanstango ihre dargestellten Konflikte immer sehr forcieren. Ich jedoch finde, dass alle seine Film durch ihren Fokus Vorzüge enthalten. Es sind einfach Geschichten über verschiedene Menschen.
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