Neulich habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was ein Film eigentlich alles sein kann. Wo liegen die Grenzen? Ich bin nicht der Meinung, dass man mit Film alles möglich machen kann. Ein Film muss gewisse Regeln einhalten, damit seine Geschichte funktioniert. Ich schaue Filme durch die Augen eines Kritikers an; und was ich mir nach diesem Film mit Schrecken eingestehen musste, war, dass ich vergessen hatte, dass Film in erster Linie als ein visuelles Medium begonnen hat. Und visuell ist "The Fall" einer von den ganz Großen, ohne es zu versäumen, eine gute Geschichte zu erzählen.________________________________________________________________________________Der Schönheit der Szenen, die sich in der Fantasie eines kleinen Mädchens abspielen, kann keine Beschreibung gerecht werden. Vermutlich sieht sie ohnehin Jeder mit anderen Augen. Von meiner Seite aus soll nur soviel gesagt sein: Die visuelle Schönheit ist natürlicher Art. Der Film wurde an Schauplätzen gedreht, die, so wie sie sind, irgendwo auf unserer Welt tatsächlich existieren. Schaut man sich den Film mit diesem Wissen an, wird es ein atemberaubendes Erlebnis sein. Einige Zuschauer werden sich an surrealistische Gemälde erinnert fühlen (ich denke hier an eine spezielle Dalì-esque Szene, in der ein Haufen Steine, aus einer bestimmten Perspektive gesehen, ein Gesicht formen). Vor allem der Einsatz von überwiegend praktischen Spezialeffekten ist, in unserer Zeit der CGI-Filme, eine Seltenheit, der Respekt gezollt gehört.______________________________________________________________ Obwohl The Fall ein visuell orientierter Film ist, möchte ich doch zur Geschichte ein paar Worte schreiben. Die Geschichte der Rahmenhandlung (die in der Realität spielt) ist wesentlich besser gelungen als die, die sich im Reich der Fantasie abspielt. Das ist sehr schade, da die Fantasiegeschichte, die sich zusammen mit der Realität verändert (was eigentlich eine geniale Idee ist, um eine Geschichte aufzuziehen), erzählerisch nicht mit den Ereignissen der realen Welt mithalten kann._______________________________________________________________________________ Was unbedingt als positiv zu vermerken ist, ist die Darstellerin des kleinen Mädchens. Ich habe The Fall nur mit der deutschen Synchronisation gesehen, aber diese Schauspielerin wirkte unglaublich natürlich, fast so, als würde sie gar nicht versuchen zu schauspielern, sondern einfach bei laufender Kamera das Kind sein, das sie in Wirklichkeit auch ist.__________________________________________________ The Fall ist eine Liebeserklärung an die Fantasie. Ich bin froh, dass hier die Fantasie eines Mädchens aus den 1920er Jahren dargestellt wird, und nicht die eines Kindes aus dem aktuellen Jahrhundert. Es wäre vermutlich ein langweiliger, grauer Ort gewesen. The Fall aber zeigt uns eine wundervolle Welt. Er hilft uns dabei, über unsere verlorene Unschuld und tote Fantasie hinwegzukommen.