Godzilla kriegt ernstzunehmende Konkurrenz!
Seit „Parasite“ hat sich Bong Joon-ho einen Namen in der Filmwelt gemacht. Einer seiner ersten Filme von 2006 ist „The Host“, ein Monsterfilm. Eine ziemlich simple Idee, wie man zunächst vermuten könnte. Aber wie schon bei Joon-hos „Snowpiercer“ von 2013, ist „The „Host“ deutlich mehr als eine simple Geschichte.
2006, Südkorea: Wie aus dem Nichts greift ein großes fischähnliches Monster aus dem Wasser an und tötet Menschen. Darunter ein kleines Mädchen. Ihr Vater muss das Ganze schmerzhaft mit ansehen. Er schwört Rache und begibt sich mit dem Rest seiner Familie auf den Weg das Monster zu finden... und ebenfalls zu töten. Doch ein überraschender Anruf ändert plötzlich alles…
Viel muss nicht verraten werden, denn „The Host“ ist ein überaus mitreißender und überraschender Film. Die typischen Hollywood-Klischees, die man aus anderen Vertretern dieses Genres kennt, werden von Bong Joon-ho meisterhaft gebrochen und stattdessen präsentiert er uns einen Horror-Monster-Film mit Anspruch und Kritik. Kritik an was? Amerika zum Beispiel. Das Ganze geht in großen Teilen auf die frühere Beziehung zwischen Amerika und Südkorea zurück, unter anderem auf den Vietnam Krieg. Aber man sollte das Alles erst nach dem Film recherchieren, denn auch ohne diese politische Message, bietet „The Host“ erstaunlich viel Aktuelles. Der Film ist von 2006, 14 Jahre also vor dem Ausbruch der Covid-Pandemie. Doch die Thematik hinter der Virus-Story im Film, könnte auch aus 2020 oder später stammen. Zugegeben, „The Host“ dürfte hierbei vor allem Kritiker der Corona-Maßnahmen befriedigen, aber darauf muss man hier nicht weiter eingehen. Fakt ist: Der Film bindet seine kritischen Themen sehr kraftvoll in diese wahrlich spannende und tragische Geschichte.
Der Film ist in meinen Augen leider nicht perfekt, dafür hat er hier und da ein paar Längen und hätte für meinen Geschmack noch etwas mehr über die Virusgeschichte erzählen können, denn für mich war es natürlich die Story um das Monster, die mich mitgerissen hat. Doch das könnte sich beim zweiten Schauen auch wieder legen, wer weiß. „The Host“ ist definitiv ein Film, den man sich öfter anschauen kann.
Die Darsteller sind allesamt toll. Gerade Song Kang-ho als gescheiterter Vater ist stark (er spielte auch in „Parasite“ die Hauptrolle). Sogar die Kinderdarsteller überzeugen.
Auch die Optik des Films überzeugt. Die Kameraarbeit von Kim Hyung-koo ist famos und auch wenn die CGI-Effekte des Monsters heute nicht mehr so überzeugend sind, so ist mir das in dem Falle egal, denn Special Effects sollen helfen eine Geschichte zu erzählen. Und wenn die Geschichte so fesselnd inszeniert ist, gerät die Qualität von CGI-Effekten für mich in den Hintergrund. Natürlich kann es aber sein, dass es anderen nicht zusagen wird. Hier würde es sich tatsächlich anbieten den Film mit aktuellen Special Effects „aufzuwerten“, ganz im Stile von George Lucas und Steven Spielberg. Denn hier wäre es tatsächlich sinnvoll. Aber wie gesagt: Mich stören die gealterten CGI-Effekte nicht.
Zum Schluss sei noch der unkonventionelle und tolle Score von Lee Byung-woo zu erwähnen. Seine Musik wechselt (wie auch der Film) immer wieder zwischen humorvollen, tragischen und heroischen Momenten und das auf diese besondere Art, die auch schon „Parasite“ so fantastisch gemacht hat (wobei die Musik für „Parasite“ von jemand anderem komponiert wurde).
Fazit: Bong Joon-ho schafft es altbekannte Ideen und Geschichten neu zu verpacken. Vor allem seine kritischen Elemente gegenüber dem Staat und der Oberschicht, machen „The Host“ spannend und stellenweise auch deprimierend. Ein Monsterfilm mit Tiefe und Klasse, bei dem es nicht unbedingt der große Fleischfresser ist, der das Monster darstellt.