Er kann es einfach nicht lassen. Nach zehn Jahren „Bean“-Abstinenz kehrt die britische Comedy-Ikone Rowan Atkinson in seiner schusseligen Paraderolle auf die Kinoleinwand zurück. Und dieses Mal würde der Titel „Der ultimative Katastrophenfilm“ leider tatsächlich zutreffen, denn Mr. Beans zweites Spielfilmabenteuer fehlt es genau an jener Mischung aus charmantem Trottel-Dasein und tolpatschigem Klamauk, die der TV-Serie aus den 90er Jahren eine solch große Fangemeinde bescherte. Zwar wird das den wahren Bean-Fan nicht von einem Kinobesuch abbringen, hat man doch schon so lange auf ein Wiedersehen mit seinem Comedy-Idol gewartet, doch mehr als eine Hand voll komischer Szenen bietet die Komödie „Mr. Bean macht Ferien“ leider nicht.
Nachdem sein Ausflug nach Kalifornien die gesamte amerikanische Westküste ins Chaos gestürzt hat, verschlägt es Mr. Bean (Rowan Atkinson) dieses Mal vom regnerischen London an die malerische Côtes d‘Azur, genauer gesagt zur Filmprominenz nach Cannes. Als Hauptgewinner einer Kirchenverlosung darf der britische Anzugträger nicht nur nach Südfrankreich reisen, sondern bekommt als Zugabe sogar noch eine handliche Videokamera, die dem fanatischen Teddyliebhaber und seiner ahnungslosen Umwelt noch einige Probleme einbringen wird. Mit Kamera und Taschengeld im Gepäck geht es ab nach Paris, wo Bean nicht nur eine Schneise der Verwüstung hinter sich zurück lässt, sondern durch einen dummen Zufall auch einen kleinen russischen Jungen (Max Baldry) von seinem Vater trennt. Unser aller Lieblingsbrite, sanftmütig wie er ist, nimmt sich des Kleinen an und versucht, ihn zu seiner Familie zurück zu bringen. Dass der Junge der Sohn eines bekannten russischen Regisseurs ist, der Bean der Entführung bezichtigt und ihn somit auf die polizeiliche Fahndungsliste setzt, stört den eigenwilligen Engländer nicht im geringsten. Zusammen mit seinem neuen kleinen Freund macht er sich auf, um Südfrankreich gehörig aufzumischen. Egal ob er dabei die Dreharbeiten des ambitionierten Arthouse-Regisseurs Carson Clay (Willem Dafoe) in Schutt und Asche legt, oder sich als Straßenkünstler durchschlägt, kein Fettnäpfchen wird auf dem Weg nach Cannes ausgelassen.
Als liebenswerter Trottel hat sich der britische Komiker Rowan Atkinson bereits vor fast 20 Jahren einen Namen gemacht – und das weltweit. Selbst wenn seine TV-Serie nur 14 Folgen umfasst, ist und bleibt Atkinson einer der erfolgreichsten Exportschlager des britischen Fernsehens. In über 200 Ländern jubelten Fans dem Tolpatsch zu und verliehen dem Comedy-Genie Kultstatus. Kein Wunder, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Mr. Bean das Kino unsicher machte. 1997 spielte der Kinoschlager „Bean - Der ultimative Katastophenfilm“ über weltweit 252 Millionen Dollar an den Kassen ein. Ein Erfolg, an den Teil zwei der Bean-Saga nun gerne anknüpfen möchte. Mit einer treuen Fangemeinde im Rücken, die zu Scharen ins Kino pilgern wird, dürfte dies theoretisch möglich sein. Doch selbst als Fan muss man sich früher oder später eingestehen, dass es sich langsam „ausgebeant“ hat. Fast kein Witz, der nicht so oder so ähnlich bereits in der TV-Serie zu sehen war und die Story reißt nun beim besten Willen niemanden vom Hocker.
Schade, denn Rowan Atkinson ist und bleibt ein Meister seines Faches. Doch 90 Minuten ohne Dialog und Handlung funktionieren auf der Leinwand nur schwer. In vielen kleinen TV-Episoden wäre der Film sicherlich unterhaltsamer gewesen. Denn einige gute Lacher hat Mr. Bean durchaus auf seiner Seite. Besonders gegen Ende des Films gewinnt die Story an Fahrt und die Witzdichte steigert sich. Aber für eine wirklich gelungene Komödie reicht dies leider nicht aus.
Neben einem wie immer genialen Atkinson glänzt vor allem Hollywoodstar Willem Dafoe (Spider-Man, Mississippi Burning) in seiner Rolle als von sich selbst sehr überzeugter Arthouse-Regisseur, der den wohl langweiligsten Film aller Zeiten auf den Filmfestspielen vorstellt. Als großer Bean-Vergötterer war es für den Schauspieler Ehrensache, an der Seite seines Stars zu spielen. Auch der Rest der Besetzung, der junge Max Baldry und die hübsche Emma de Caunes, machen ihre Sachen gut, können aber nicht verhindern, dass der Witz irgendwo auf dem Weg von der Leinwand zum Zuschauer verloren geht. Trotz einiger netter Einfälle, die an dieser Stelle nicht verraten werden, schließlich braucht das Publikum doch wenigstens diese Szenen zum Lachen, schafft es „Mr. Bean macht Ferien“ leider nicht, an die Grandesse der TV-Serie anzuknüpfen. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man als Zuschauer aus Mitleid für Mr. Bean, für Atkinson, für die Filmemacher, einfach mal beide Augen fest zu kneift und mitlacht – und sich auf die Wiederholung der legendären Bean-Weihnachtsfolge in der Adventszeit freut. Na dann: „Merry Christmas, Mr. Bean!“