Der französische Film Frontier(s) (engl. für Grenzgebiet) wartet auf mit teilweise klassischen filmischen Horrorelementen (dunkle, enge und klaustrophobische Schächte oder Räume, ekelerregende und qualvolle Brutalität, Dunkelheit mit eingestreuten Licht- und Beleuchtungseffekten, die Situation des Eingesperrtseins von Menschen und damit verbunden die Qual und Folter durch Bösewichte, also auch meistens wahnsinnigen, abgestumpften, gewissen- bzw. skrupellosen, fernab von der Realität lebenden und seienden, durchgeknallten und psychisch gestörten Protagonisten (im Film hooliganartige Nazis) und Klischees wie dem mordenden Fleischer und Schlächter und auch das ekelhafte Füttern der alten und kranken Großmutter). Das in Horrorfilmen wenig bis keine Charakterisierung der Protagonisten stattfindet dürfte eigentlich klar sein und kaum in Frage gestellt werden. Meistens sind die Charaktere mit oberflächlichen Eigenschaften belegt und stammen auch oftmals eher aus der sozialen Unterschicht oder vom Bodensatz der Gesellschaft. So schaut es auch aus in Frontier(s). Die dorftrottelige Nazitruppe besitzt keinerlei Bildung (außer dem Gewäsch und Geschwätz ihres Altnazivaters, was man aber wohl kaum als "Bildung" bezeichnen kann...), noch einen erweiterten denkerischen Horizont. Das einzige was es gibt sind Rivalen- und Konkurrenzkämpfe untereinander (zwischen den weiblichen wie den männlichen Figuren). Die Gegenseite der fremden Städtertruppe brilliert auch nicht gerade mit wünschenswerten Charaktereigenschaften, ist aber auch nicht auf den Kopf gefallen und dem geneigten Zuschauer durchaus sympathisch. Die verhaltenstechnischen Reaktionen der gefolterten, gemarterten, gequälten und gefangenen Truppe sind durchaus angemessen und nachvollziehbar, obwohl sich der erfahrene Horrorfilmschauer sicherlich bei einigen Malen an die Platte fasst, wieso der eine versucht den anderen vom Fleischerhaken zu nehmen, obwohl die ständige Gefahr präsent ist, das der Fleischer sofort wieder auftauchen könnte und ihm sein am Haken hängender Freund auch ständig sagt, das er gehen und Hilfe holen soll... Aber diese Verhaltenselemente gehören wohl auch in jeden Horrorfilm, um gewisse Effekte zu erzielen. Während Frontier(s) am Anfang langsam und durchschnittlich daher kommt, nimmt er ab dem ersten Drittel des Films richtig Fahrt auf, als die Hetzjagd und die Gefangennahme der fremden Gruppe auf dem Land beginnt. Gut gelungen ist die fast austarierte Mischung aus weiblichen und männlichen Bösewichten. Ab dem zweiten Drittel wird Frontier(s) dann fast zum Actionfilm. Jedenfalls mutet das letzte Drittel und der Showdown des Films auf alle Fälle so an. Da gibt es nochmal Schießereien und Explosionen, während es vorher mehr um Qual und Folter der Gefangenen ging. Aber mit dem (nicht gewollten) Rachefeldzug der weiblichen Hauptdarstellerin (die am Ende wirklich gut geschauspielert ihre psychische Verstörung, ihren Schockzustand und ihre Desorientiertheit zur Schau stellt) beginnt eine furiose Hetzjagd durch den gesamten Bauernhof. Vorher gab es noch ein die Flucht, die Verfolgung und den Kampf auslösendes Essen, bei dem der durchgeknallte Altnazi noch sinnlose rassistische und nationalsozialistisch angehauchte Ideologien verbreitet und der Fleischer dann durchdreht und die Kontrolle und Beherrschung verliert und den Altnazivater letztlich erschießt, als die Hauptprotagonistin ihre Chance zur Flucht nutzt. Storytechnisch gut gemacht ist, das es durchaus logisch erscheint, das die Bösewichte der Flüchtenden fast ausschließlich einzeln folgen und nicht in der Gruppe und es so zu 1-gegen-1 Situationen kommt. Am Ende gibt es ein quasi-Happy-End, in dem die Vernichtung des Bösen durch das Gute obsiegt, aber die Hauptprotagonistin völlig verstört wieder in der zivilisierten Gesellschaft ankommt...
Fazit: Schauspielerisch machen alle Darsteller ihre Sache solide, die Horrorelemente erzielen ihre perverse Wirkung (für zartbesaitete ist der Film absolut nichts!), die Story und das Drehbuch sind durchschnittlich bis mittelmäßig konstruiert, aber der Film erzielt seine intendierten Absichten und Wirkungen voll und ganz und wer leicht bis pathologische, brutale und perverse Horror, Splatter und Gorefilme als seichte Abendunterhaltung mag, wird bei Frontier(s) garantiert auf seine Kosten kommen und richtig gut geschockt werden. Für alle anderen ist der Film nicht empfehlenswert, da er zu verstörende und perverse Aktionen enthält und für Albträume, negativ emotionale Aufrüttelungen oder Ängste sorgen könnte...... Positiv anrechnen kann man dem Film noch, das er auf jegliche sexuelle Dimension verzichtet und es nicht um irgendwelche Paraphilien oder Vergewaltigungen im Film geht... Da die deutsche Synchonisierung nicht optimal ist, wäre der Film im englischen oder sogar französischen Original mit deutschen Untertiteln wirklich empfehlenswerter, obwohl die etwas dürftige schlechte Synchronisierung dem Filmvergnügen auch nicht unbedingt schadet... 6/10 bekommt der Film von mir als Bewertung, da ich die Bewertungseinheit "Solide" hier angebrachter finde als "gut", denn der Film ist und bleibt eine Mixtur aus den klassischen Elementen des Horrorgenres und erreicht dabei aber eine solide Klasse.