In diesem berührenden, hochkomplexen Familiendrama werden auf mehreren Zeitebenen Erinnerungen und die Verdrängung traumatischer Erlebnisse thematisiert, wobei die kurze im Heute spielende Handlung in Schwarz-Weiß und alles Vorangegangene in Farbe gehalten ist. Leider sind im Farbteil die Zeiten vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg etwas verwirrend verschachtelt, aufgrund des geringen Wechsels der Mode ist nicht immer sofort eindeutig klar, wann was spielt.
VORSICHT SPOILER!
Dass Maxime Anfang der 1930er Jahre ausgerechnet anlässlich seiner Hochzeit mit der zarten, sensiblen Hannah die selbstbewusste und sportliche (bereits verheiratete) Tania kennenlernt und sich sofort in sie verschaut, lässt einen zwangsläufig an Schillers „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet, der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.“ denken. Was dann 1942 Hannah kurz vor dem rettenden Grenzübertritt nach Vichy-Frankreich derart verstört hat, dass sie einem kontrollierenden Gendarmen neben (!) dem neuen gefälschten auch ihren alten, sie als Jüdin ausweisenden Pass zeigt und damit ihren kleinen Sohn Simon ebenfalls den Nazis ausliefert, bleibt unklar, war das tatsächlich bloß eine (allerdings unwahrscheinlich krasse) Unbedachtheit oder eine verquere Medea-Reaktion auf Maximes unübersehbare Annäherungsversuche bei Tania? Jedenfalls setzt Maxime bald nach dem Verschwinden Hannahs und Simons das Bäumchen-wechsle-dich-Spiel mit Tania ungerührt fort, kein Ruhmesblatt für ihn, später wohl mit Recht als Teil des Familiengeheimnisses gehütet...