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    Ein Schatz zum Verlieben
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Ein Schatz zum Verlieben
    Von Carsten Baumgardt

    Warum kann selbst der dümmste Film der jüngeren Hollywoodgeschichte dennoch auf eine gewisse Art und Weise unterhalten? Weil er Schauwerte bietet, wie sie seit Into The Blue nicht mehr zu sehen waren. Bei Andy Tennants romantischer Action-Komödie „Ein Schatz zum Verlieben“ stimmt rein formal wirklich gar nichts: lausiges Drehbuch, ziellose Regie, kein Timing und Schauspieler, die chronisch unterfordert sind, mit dem, was sie hier darbieten müssen. Der Film tritt quasi als seine eigene Parodie auf. Nur wer den Willen und den Wagemut aufbringt, sich eine in wunderschönen Bildern gefilmte Luxuskörperschau anzusehen, wird zumindest nicht enttäuscht.

    Ben „Finn“ Finnegan (Matthew McConaughey) steckt in der Klemme. Der moderne Schatzsucher hat sein Boot versenkt und schuldet dem Gangster Big Bunny (Kevin Hart, In The Mix) viel Geld. Deswegen geht er mit einer dicken Ankerkette um die Füße gebunden über Bord. Doch das ist nicht Finns größtes Problem. Während er gefesselt über den Meeresboden hoppelt, ist in Key West, Florida, die Verhandlung über seine Scheidung von seiner Frau Tess (Kate Hudson) angesetzt. Er verspätet sich durch die erschwerenden Umstände, sie bekommt alles. Doch der chaotische Finn liebt Tess noch immer und hat kein Verständnis für die Trennung. Er jagt aber weiter einem riesigen Goldschatz nach, glaubt, einen Hinweis in Händen zu halten. 1715 sank in der Karibik ein Schiff, das 40 Kisten voller Gold an Bord gehabt haben soll. Tess heuert derweil auf der Luxusyacht des Milliardärs Nigel Honeycutt (Donald Sutherland) an. Das Schicksal führt die beiden Ex-Eheleute wieder zusammen. Und das geht so: Honeycutts tussige Tochter Gemma (Alexis Dziena) verliert auf See ihren Hut, Finn, der gerade in der Nähe rumschippert, rettet ihn unter Einsatz seines Lebens und wird als Belohnung halb bewusstlos an Bord gehievt. Von nun an sind zwei Parteien auf der Jagd nach dem Schatz: Finn und seine neue Crew sowie die lokalen Gangster um Rap-Star Big Bunny, die sich mit Finns altem Rivalen und ehemaligem Mentor Moe Fitch (Ray Winstone) zusammengetan haben…

    Der Grundgedanke, der hinter „Ein Schatz zum Verlieben“ steht, ist ganz klar: Wie bringen wir Kate Hudson (Almost Famous, Der verbotene Schlüssel, Ich, du und der Andere) und Matthew McConaughey (Contact, Wedding Planner, Das schnelle Geld) wieder zusammen? Immerhin hat ihr Star-Vehikel Wie werde ich ihn los - in 10 Tagen in den USA 105 Millionen Dollar eingespielt, wobei der Film nicht von seiner mittelmäßigen Geschichte, sondern der Präsenz der Stars lebte. Komödien-Spezialist Andy Tennant (Hitch, Sweet Home Alabama, „Fools Rush In“) spielt ebenfalls die Starkarte voll aus. Doch bevor McConaughey und Hudson im Film wieder ein Paar werden, müssen sie einige Abenteuer überstehen. „Ein Schatz zum Verlieben“ gibt sich dabei wie eine Mischung aus Into The Blue und Das Vermächtnis der Tempelritter – ohne allerdings an seine Vorbilder heranzureichen. Zwar können sich die Schauwerte von Tennants Film durchaus mit denen von „Into The Blue“ messen, doch dieser wirkt storytechnisch im Vergleich fast wie Shakespeare. „Das Vermächtnis der Tempelritter“ war ähnlich sinnbefreit, machte aber als Rätsel-Thriller einen Heidenspaß, wenn man sich ganz auf die absurde Schnitzeljagd einlassen wollte. Dennoch ist der Ton in „Ein Schatz zum Verlieben“ ein völlig anderer, dieser erinnert vielmehr an längst vergessen geglaubtes Achtzigerjahre-Kino à la Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten (dort allerdings weitaus besser umgesetzt).

    Die filmische Unterwasserfahrt beginnt bereits bei der Figurenzeichnung, die so stumpf und doof geraten ist, dass sich der Betrachter im falschen Millennium wähnt. McConaughey scheint mit brachialer Gewalt eine Art Anti-Sahara-Helden geben zu wollen. Er wird permanent oberkörperfrei als Sexobjekt ausgestellt, doch seine Figur des tölpelhaften Schatzsuchers ( „If you marry the guy for the sex, don’t expect him to be smart“) stellt sich derart dämlich an („Your uselessness is epic“) und lässt sich in einer Tour die Visage polieren, dass dies alles andere als sexy wirkt. Der rustikale, unverschämt gutaussehende Naturbursche als Trottel? Das passt nicht zusammen. Kate Hudsons Tess ist auch nicht im Gleichgewicht. Manchmal hasst sie ihren Ex-Ehemann, dann mal wieder nicht - warum, wird nie klar. Donald Sutherlands naiver Milliardär Honeycutt ist eine Karikatur, die nur hier und da milde grinst. So ein 08/15-Charakter ist unter der Würde Sutherlands. Dem Fass den Boden schlägt allerdings Alexis Dziena (Broken Flowers, Havoc) aus. Ihre grenzdebile Tussi-Tochter war wohl seit den Achtzigern nicht mehr in einer großen Produktion zu sehen. Das tut schon weh.

    Dazu braucht der Film viel zu lange, bis er richtig in Gang kommt. Bis zum Finale plätschert „Ein Schatz zum Verlieben“ recht ziellos vor sich hin. Wer aber bei Finns Erklärung der Hintergründe zum gesuchten Schatz gegenüber Honeycutt nicht weggenickt ist (die Gefahr ist riesig), wird mit einem ordentlichen dritten Akt versöhnt, in dem die Actionszenen das Kommando übernehmen und tatsächlich mal etwas Flottes passiert. Dass die Geschichte komplett hanebüchen ist, bedarf nach Lesen der Inhaltsangabe keiner gesonderten Ausführung. Das ist an sich noch kein Untergang, doch das Timing sitzt nicht, die Gags sind lau und vorhersehbar, das Tempo auch nicht gerade straff.

    Dennoch – trotz aller Schelte - weist die Action-Komödie einen nicht zu verhehlenden Unterhaltungswert auf. Wer einfach nur prachtvolle Menschen in atemberaubender Umgebung und mit lockerer Musik unterlegt über die Leinwand hecheln sehen will, sollte bei „Ein Schatz zum Verlieben“ einen Blick riskieren. Der Film funktioniert so ähnlich wie „Das Traumschiff“. Jeder weiß, dass die Geschichtchen und Charaktere absurd, aber die Bilder von fernen Ländern einfach überwältigend sind. Diese Mischung macht das Ganze bizarr faszinierend. Wer sich diesem extravagant dummen Film von diesem Ansatz aus nähert, hat Aussicht auf Kurzweil.

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