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    The OH in Ohio
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The OH in Ohio
    Von Christoph Petersen

    Bei näherer Betrachtung ist die menschliche Fortpflanzung eine ungeheuer komische Sache. Und das wissen nicht nur die Produzenten solcher freizügigen Gross-Out-Teen-Comedys wie American Pie, Road Trip und Konsorten, sondern durchaus auch die ambitionierteren unter den Filmemachern. Bestes Beispiel hierfür ist wohl Woody Allens Was sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten, der Inbegriff der intellektuellen Sex-Komödie. Mit seinem Langfilmdebüt „The Oh In Ohio“ hat sich nun auch Regisseur Billy Kent an diesem Genre versucht. Naturgemäß würde das Ergebnis dem Vergleich mit dem übermächtigen Vorbild keine zehn Sekunden standhalten. Doch auch ohne diesen zugegebenermaßen unfairen Vergleich ist „The Oh In Ohio“ gescheitert. Zwar weist der Film dank ordentlicher Schauspielleistungen und einer überschaubaren Länge von knappen 88 Minuten keine tödlichen Längen auf, dennoch wirkt das Ganze reichlich bemüht und muss ohne wirkliche Lacher auskommen.

    Als Lehrer Jack (Paul Rudd) vor zehn Jahren die wunderschöne, aber frigide Priscilla (Parker Posey) ehelichte, war ihm der Zustand seiner zukünftigen Frau schnuppe. Was soll‘s, ob die Frau nun einen Orgasmus hat oder nicht, Hauptsache der Mann kommt auf seine Kosten! Nach 1.482 Mal Geschlechtsverkehr ohne weiblichen Höhepunkt denkt Jack nun anders über das Thema. Er fühlt sich in seiner Männlichkeit verletzt und leidet unter starken Depressionen. Sextherapie und Eheberatung sollen helfen, bringen aber nicht den gewünschten Erfolg. Erst als es Priscilla mit einem Vibrator probiert, erlebt sie endlich den ersten Orgasmus ihres Lebens. Damit ist Jacks männliches Ego endgültig zerstört – er zieht erst in die Garage und dann, als er das ständige Vibriergeräusch aus dem Schlafzimmer seiner Frau endgültig nicht mehr ertragen kann, in eine eigene Wohnung. Um ihren Lieblingsdozenten wieder aufzuheitern, fängt die heiße Biostipendiatin Kristen (Mischa Barton) ein Verhältnis mit Jack an. Unterdessen reißt Priscilla jeden Mann (und auch eine Frau) auf, den sie finden kann – doch auch diese können ihr keinen Orgasmus bescheren. Erst als sie dem sensiblen Pool-Mann Wayne (Danny DeVito) über den Weg läuft, wendet sich schließlich das Blatt…

    Der größte Trumpf des Films ist eindeutig sein Cast. Allen voran Parker Posey (Superman Returns, The Eye, Adam & Steve, A Mighty Wind), die mit ihren dauernden Zuckungen (frigiden, verklemmten und schließlich orgastischen) zwar ständig auf dem schmalen Grat zur Karikatur wandelt, die man aber dennoch irgendwann in sein Herz schließt. Auch wenn er einen weitaus weniger dankbaren Part innehat, kann Paul Rudd (Beim ersten Mal, Jungfrau (40), männlich, sucht…, „Clueless“) als depressiver Lehrer in der Midlife-Crisis, der als Frühsport gerne Sandwich-Automaten auseinandernimmt, da locker mithalten. Auch die Nebenrollen sind gut besetzt: „O.C. California“-It-Girl Mischa Barton (Finding t.A.T.u., Assassination Of A High School President) ist als frühreife Schülerin, die ihren Pauker flachlegt, einfach umwerfend sexy. Danny DeVito (Der Rosenkrieg, Batmans Rückkehr) als liebenswürdiger Pool-Händler und Heather Graham (Boogie Nights, From Hell) als lesbische Dildoverkäuferin sind amüsant. Der kurze Auftritt von Liza Minelli („Cabaret“) als Masturbationstrainerin, die ihren Schülerinnen befiehlt, ihren Vaginas Namen zu geben, wirkt hingegen zu gewollt.

    Damit eine Komödie funktioniert, muss vieles zusammenkommen. Dazu gehört auch, dass die Art des Humors mit dem übrigen Drumherum konform geht. Dies ist bei „The Oh In Ohio“ nicht der Fall. Im Endeffekt verlegt der Film nämlich einfach die altbekannten „American Pie“-Zoten in ein typisches, wesentlich intellektuelleres Independent-Metier – wo sie dann nahezu wirkungslos verpuffen. Okay, hier steckt keiner seinen Dödel in einen Apfelkuchen und die Figuren werden auch mit ein wenig mehr psychologischem Hintergrund (Klischees bleiben es trotzdem!) ausgestattet, trotzdem erinnern die Sexwitzchen verdächtig an eine stinknormale Teen-Comedy. So hält Priscilla beispielsweise einen wichtigen Geschäftsvortrag, während in ihrer Vagina ein Handy vibriert, welches sie schließlich sogar zum Orgasmus treibt. Wer sagt, diese Art von Humor kann per se nicht lustig sein, lügt oder haut sich Goethe statt Cornflakes zum Frühstückt rein. Aber wenn man mit diesem „simplen“ Humor Lacher ernten will, muss man ihn ehrlich und gradlinig präsentieren, statt ihn in einem unnötig ambitionierten Independent-Drama zu verstecken. Wäre der Film ein Outfit, würde man wohl sagen, die Farben beißen sich.

    Fazit: „The Oh In Ohio“ ist eine So-la-la-Independent-Komödie – stark besetzt, aber der intellektuell-zotige Humor wirkt bisweilen arg angestrengt und das Ende enttäuscht.

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