Wer heutzutage eine romantische Komödie an den Start bringt, muss sich schon einiges einfallen lassen, denn kaum ein Genre ist vorhersehbarer. Die hartgesottene Romantikfangemeinde ist in dieser Hinsicht zwar nicht ganz so streng, aber wer die Massen mobilisieren will, braucht frische Ideen. So dachte auch der britische TV-Autor Ol Parker und fährt in seiner Rom Com „Eine Hochzeit zu dritt“ tatsächlich einen neuen Aspekt auf, lässt das Potenzial dieses Einfalls zwar oft ungenutzt und serviert aber seinen Romantikjunkies stattdessen die geliebte Kost.
Rachel (Piper Perabo) steht vor dem schönsten Tag ihres Lebens. Die Hochzeitszeremonie mit ihrem Traummann Heck (Matthew Goode) ist in vollem Gange, da passiert das Magische. Auf dem Weg zum Altar erblickt Rachel die hübsche Floristin Luce (Lena Headey) und es macht „klick“ - Liebe auf den ersten Blick. Das hält sie zwar nicht von der Heirat ab, aber als Rachel der Blumenfrau später näher kommt, ist sie völlig verzaubert von ihr, weiß ihre Gefühle aber nicht einzuordnen. Schließlich ist Rachel doch nicht bisexuell, denkt sie jedenfalls. Deswegen tut sie die Sache erst mal ab und versucht Hecks besten Freund und Trauzeugen Cooper (Darren Boyd) mit ihr zu verkuppeln. Doch bald kommt heraus, dass die schöne Luce - Überraschung - lesbisch ist und sich sehr wohl zu Rachel hingezogen fühlt...
Eines vorweg: Wer bei diesem Plot ein Lehrstück über die Emanzipation von Homosexuellen in der Gesellschaft oder einen potenziellen Beitrag für die jährlichen schwul-lesbische Filmtage erwartet, ist definitiv auf dem Irrweg. Debüt-Regisseur Ol Parker verschenkt die Chance, dem Genre frisches Blut hinzuzufügen recht plump und präsentiert die lesbische Ehe(ab)bruchsszenerie nur als weitere Variante im Rom-Com-Universum. Das Objekt der Begierde, Luce, ist halt eine Frau statt ein Mann. Ende der Aussage. Dem Herangehen an diese sich entwickelnde Beziehung haftet in den Dialogen eine gewisse „Andersartigkeit“ an, die zumeist über die Nebencharaktere transportiert wird. Das mag manchem sauer aufstoßen, aber so böse ist es einfach nicht gemeint. Falls sich Ol Parker dabei überhaupt etwas gedacht hat, dann sicher nichts Schlechtes.
Abgesehen von der beschriebenen Ausgangssituation verläuft alles nach dem gewohnten Strickmuster der romantischen Komödie. Mit der Wahl der Hauptdarsteller trafen die Produzenten eine gute. Piper Perabo (Coyote Ugly, Im Dutzend billiger, Im Dutzend billiger 2) ist einfach süß. Dass sie sich wie vom Blitz getroffen in Luce verliebt und sich sexuell zu ihr hingezogen fühlt, obwohl sie mit Heck einen mehr als attraktiven Mann im heimischen Bett hat, ist der Amerikanerin zwar nicht so recht abzunehmen, aber charmant ist es irgendwo doch. Anders sieht die Geschichte bei Lena Headey (Brothers Grimm, The Cave) aus. Die auf den Bermudas geborene Engländerin kann dem Publikum sehr wohl die Gefühlswelt ihrer Figur vermitteln. Im Charakter der Luce hat „Eine Hochzeit zu dritt“ am meisten Potenzial genutzt, weil die Story hier am stimmigsten ist.
Matthew Goode (Match Point) steht dagegen deutlich im Schatten der beiden zentralen Frauen. Sein Heck ist viel zu brav und opferhaft angelegt, um aus den Genrekonventionen auszubrechen. Somit erfüllt Goode nur seine Funktion im Schema F der romantischen Formelkomödie. An dieser Stelle wird klar, „Eine Hochzeit zu dritt“ will lediglich brav den Markt der einsamen Herzen bedienen und nicht übermäßig originell sein. Und so zeigt der in und um London angesiedelte Film auch die so geliebten Zutaten, die die Hardcore-Romantiker sehen wollen. Stimmungsvolle Postkarten-Sonnenuntergänge, musikalisch nett unterlegte Bildcollagen und viel Londoner Atmosphäre. Das darf keineswegs verdammt werden und gehört einfach dazu. Ein Actionfilm ohne Schießereien oder Verfolgungsjagden will schließlich auch niemand sehen. Die Sidekicks wie Anthony Head als Rachels Vater oder Celia Imrie als Mutter sorgen größtenteils für den Wortwitz, da das Trio Headey, Perabo und Goode vorwiegend mit dem dramatisch-romantischen Teil der Geschichte beschäftigt ist. Am besten kommt aber zunächst einmal Darren Boyd als zynischer Sprücheklopfer Cooper weg. Leider drängte ihm Autor Parker am Ende des zweiten Aktes eine kurze, aber peinliche Moralpredigt auf, die im krassen Gegensatz zu seinem Charakter steht.
Generell ist „Eine Hochzeit zu dritt“ nur der Fraktion der absoluten Genreliebhaber zu empfehlen. Zu harmlos, zu wenig bissig kommt die romantische Komödie daher, um richtig begeistern zu können. Die Amerikaner waren jedenfalls not amused, der Film spielte bei geringer Kopienzahl gerade einmal knapp 700.000 Dollar ein. Mit der romantischen Lesben-Variante ist God’s own country ein wenig zu viel zugemutet worden. Ein Land, in dem harmlos-belangloser, moralinsaurer Familientrash wie Im Dutzend billiger 2, Deine, meine und unsere oder Big Mamas Haus 2 Kassenerfolge feiert, ist selbst mit einer Light-Variation dieser Thematik noch überfordert.