"Liebes Tagebuch" erweist sich als eine etwas eigenwillige und doch lohnenswerte Kombination aus Road Movie, Doku und stark autobiographisch ausgerichteter Tragikomödie, in der Nanni Moretti sowohl Regie führt als auch die Hauptrolle übernimmt. An manchen Stellen und insbesondere zu Beginn noch eine Geduldsprobe, wird man trotz allem nicht enttäuscht, wenn man bis zum Ende durchhält und es schafft, die Atmosphäre des Films einzusaugen. „Caro diario“ ist in drei klar voneinander getrennten Kapiteln unterteilt. „Auf der Vespa durch Rom“ ist eine Hommage an Nannis geliebtes Rom abseits von jeglichen Sehenswürdigkeiten - er führt uns durch zumeist eintönige, triste und heruntergekommene Wohnviertel, eine Plattenbau-Öde ohne Ende - und doch Quelle der Inspiration, welche das hochsommerliche Rom sonst nur schwer bieten kann: Die Straßen sind zumeist menschenleer (die wenigen Passanten, die Nanni über den Weg laufen, stößt er durch sein direktes und seltsames Verhalten vor den Kopf), und das städtische Kinoangebot könnte auch kaum lausiger ausfallen. „Die Inseln“ darf getrost als der komödiantische Teil des Films bezeichnet werden. Um ungestört arbeiten zu können, flüchtet Nanni zu seinem betont fernseh-abstinenten Freund Gerardo auf die Insel Lipari. Vom Regen in die Traufe, denn die Insel droht im Verkehrschaos zu ersticken. So suchen die Freunde kurzerhand ihr Heil in der Flucht auf vermeintlich ruhigere Nachbarsinseln… „Die Ärzte“ beruht schließlich auf einer wahren Begebenheit und beschreibt in authentischer Weise Nannis Odyssee durch Krankenhäuser, Apotheken und Arztpraxen, um ein hartnäckiges und mysteriöses Hautleiden in den Griff zu kriegen.