Das Buch ist zwar mittelmäßig...
...aber allerbester Thrillerstoff
Vor meinem Setbesuch habe ich sehr viele U-Bahnfahrten dazu genutzt, mal nicht irgendwelche Artikel auf dem Handy zu überfliegen, sondern konzentriert ein ganzes, 600 Seiten dickes Buch zu lesen: „Verschwörung“ von David Lagercrantz, die Vorlage für den Film. Lagercrantz schrieb einen Thriller, der wie die anderen Millennium-Bücher ein Bestseller wurde. Aber ich muss sagen: Ein Lesevergnügen war das Buch nicht. Das liegt zu großen Teilen daran, dass zumindest in der deutschen Übersetzung die Sprache absolut trocken und schmucklos ist – sie dient nur zur bloßen Vermittlung von Informationen.
Immerhin: Der Kollege, der mir „Verschwörung“ zur Vorbereitung borgte, nannte das Buch einen „Page Turner“ – und ja, ich wollte schon wissen, wie es weitergeht, weil der Plot spannend ist und reichlich Cliffhanger drin sind. Der geniale Programmierer Frans Balder (im Film gespielt von Stephen Merchant) gibt einen verdammt lukrativen Job im Silicon Valley auf, um zurück nach Schweden zu ziehen und sich dort endlich um seinen Sohn August zu kümmern, der ein sogenannter Savant ist – er spricht kaum und reagiert selten auf sein Umfeld, aber Malen und Mathe kann er extrem gut. Doch Balder verließ das Mekka aller Computerkünstler nicht allein deswegen, damit er endlich ein guter Papa sein kann…
…sondern er ging mit sehr brisanten Informationen. Und er ist, das wird rasch klar, in Stockholm nicht sicher. Journalist Mikael Blomkvist, der zu lange keine gute Story mehr hatte, und Lisbeth Salander, die vor kurzen einfach mal den US-Geheimdienst NSA gehackt hat, werden in die Sache verwickelt, bei der die unfähigen schwedischen Behörden zu verhindern versuchen, dass ein stoischer Elite-Killer seinen neuen Auftrag erfüllt. Dieses Plotgerüst ist stabil genug, um bis zum Ende des Buches tragen. Aber Lagercrantz formuliert eben nicht sonderlich reizvoll und streckt die Handlung außerdem über Gebühr in die Länge.
Am Set heißt es nun, dass „Verschwörung“ eine freie Adaption des Buches sein soll. Das ist hier auch der meistversprechende Weg: den Plot von allem Ballast zu befreien und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Dass er genau dies bestens beherrscht, hat Regisseur Fede Alvarez schon bei seinen extremen spannenden Horror-Thrillern „Evil Dead“ und „Don‘t Breathe“ gezeigt – und einen eigenen Stil hat er im Gegensatz zu Buchautor Lagercrantz auch. Die Zutaten für einen klasse Kino-Thriller sind alle da!