Achtung: Details zum Inhalt von „Avengers 2: Age of Ultron“
Kein Regisseur hatte so großen Einfluss auf Marvels Kino- und Serien-Universum wie Joss Whedon. Er machte nicht nur mit „The Avengers“ und „Avengers 2: Age of Ultron“ die beiden Speerspitzen-Filme des großen Universums, sondern war auch im Hintergrund an der Gesamtplanung beteiligt. Dass er nach „Avengers 2“ hinwarf und für weitere Filme erst einmal nicht zur Verfügung steht, schob er darauf, dass er von der anstrengenden Produktion entkräftet sei. Doch nun ließ er mehr als deutlich durchblicken, was ihn entkräftet hat: der stetige Kampf mit seinem Arbeitgeber.
Dass selbst ein Joss Whedon bei Marvel-Filmen um jede Szene kämpfen muss, wird in den sehr offenen Aussagen des Filmemachers in einem Podcast mit dem Empire Magazin deutlich. Gerade um die Traumszenen in „Avengers 2: Age of Ultron“ habe er richtig ringen müssen. Die wollte das Studio unbedingt gestrichen haben. Auch den Ausflug aufs Land zur Farm von Hawkeye (Jeremy Renner) hätten die Verantwortlichen bei Marvel sehr gerne entfernt. Dagegen musste er eine andere Szene gegen seinen Willen einbauen. Das Studio verlangte von ihm den Gastauftritt von Stellan Skarsgard und die Szene mit Thor (Chris Hemsworth) in einer Höhle aufzunehmen und dabei schreckte man auch vor deutlichen Ansagen nicht zurück „Mit der Höhle war es dann so: Sie haben quasi eine Pistole an den Kopf der Farm gesetzt und gesagt: ‚Mach die Höhlen-Szene oder wir werfen die Farm raus!‘“ Er respektiere die Leute bei Marvel wirklich, auch diese seien Künstler, aber an dieser Stelle sei es wirklich richtig unerfreulich geworden.
Der Konflikt setzte sich laut Whedon sogar über die Dreharbeiten hinaus fort. Bei Testvorführungen kam die Höhlen-Szene schlecht an und plötzlich wollte das Studio sie wieder aus dem Film haben. Dies habe ihn endgültig frustriert, so dass er irgendwann sogar die Frage gestellt habe, was das nun überhaupt für ein Film sei. Am Ende wurde die Höhlen-Szene massiv gekürzt, ist aber noch im Film enthalten.
Dass das Verhältnis von Whedon und Marvel nicht mehr perfekt ist, zeigte auch noch eine andere Geschichte, die er im Empire Podcast zum Besten gab. Achtung: Massiver Spoiler! Der Plan sei es von Anfang an gewesen, dass Quicksilver (Aaron Taylor-Johnson) den Film nicht überlebe, doch laut Whedon sei er sich nicht sicher gewesen, ob es dabei bleibt: „Ich habe zu Aaron gesagt, es gibt nur einen Weg, wie du überlebst. Und zwar wenn ein Disney-Verantwortlicher zu mir kommt und sagt: ‚Hey Idiot. Das ist ein Franchise. Wir brauchen diese Menschen und dir ist es nicht erlaubt, sie zu töten.“ Whedon scheint mit einer solchen Ansage sogar gerechnet zu haben. Er habe vorsichtshalber eine alternative finale Szene gedreht, in der Quicksilver neben seiner Schwester im neuen Avengers-Team steht. Spaßeshalber meinte er noch: „Wir haben auch eine Szene gedreht, in der er aufwacht und sagt: ‚Ah, ich bin von diesen 47 Schusswunden gar nicht gestorben.‘“
Für die Blu-ray-Veröffentlichung versprach er allerdings mehr von Quicksilver. Viele Szenen mit der Figur seien der Schere zum Opfer gefallen. So würde man sehen, dass Quicksilver und Hawkeye sich hassen und warum dies so ist. Und ausgerechnet Quicksilver rettet dann ja den Bogenschützen, wozu nun im finalen Film der emotionale Unterbau fehlt. Die fehlenden Szenen hätten alles besser gemacht und besser wirken lassen. Warum sie trotzdem herausgeschnitten wurden, erklärte Whedon nicht. Auf Blu-ray wird es sie dann als Deleted Scenes in den Extras geben.
Zudem bestätigte Joss Whedon noch einmal, dass Captain Marvel und Spider-Man in seinem Film dabei sein sollten. Doch daraus wurde bekanntlich nichts. Man habe darüber gesprochen, doch am Ende des Tages hätten die entsprechenden Verträge nicht existiert. Dann seien die Marvel-Verantwortlichen plötzlich doch zu ihm gekommen und haben ihm eröffnet, dass man „Captain Marvel“ sowie einen „Spider-Man“-Reboot mache. Whedons Reaktion darauf belassen wir ausnahmsweise lieber im O-Ton: „I’ve already locked my film, you fuckers. Thanks for nothing!’”
Die einstige Traumbeziehung zwischen Marvel und Joss Whedon scheint also ein wenig erkaltet zu sein. Schließlich stichelte der Regisseur in den vergangenen Monaten bereits mehrfach gegen Marvel. So bezeichnete er unter anderem Edgar Wrights Drehbuch zu „Ant-Man“ als das bislang beste aller Marvel-Drehbücher. Bekanntermaßen trennten sich Wright und Marvel nach kreativen Differenzen. Sein Drehbuch wurde anschließend so stark überarbeitet, dass Marvel Wright nicht einmal mehr als Autor nennen wollten. Dagegen gingen Wright und sein Co-Schreiber Joe Cornish aber vor und werden nun auch gleichberechtigt mit den neuen Autoren Adam McKay und Paul Rudd genannt.