Im Hunting Club, dem einzigen Kino in Iraks Hauptstadt Bagdad, zeigt Betreiber Fares Hilal sowohl arabische als auch US-amerikanische Filme – zuletzt nahm er auch den Oscar-Kandidaten "American Sniper" ins Programm auf. Doch wie die Washington Post berichtet, wurde das Drama nun wieder vom Spielplan gestrichen. Bürger, die sich durch den Film von Clint Eastwood angegriffen fühlten, sollen sich über die Aufführungen beschwert haben und die Regierung soll Hilal gar den Befehl erteilt haben, "American Sniper" aus dem Programm zu nehmen.
So erklärte beispielsweise der 27-jährige Lehrer Ahmed Kamal gegenüber der Washington Post, in dem Film würden die Amerikaner glorifiziert und die Iraker nur als Terroristen dargestellt. Kamal selbst gab zu, den Film aus dem Internet heruntergeladen zu haben, um ihn sich anzusehen, da er keinen Film finanziell unterstützen wollte, in dem Iraker als "Wilde" dargestellt würden. Nicht nur die aufgebrachten Reaktionen der Bürger, auch ein Anruf vom leitenden Beamten des Kulturministeriums bewegte Kinobetreiber Fares Hilal schließlich zur Änderung seines Programms. Hilal soll mit Geldstrafen und sogar der Schließung seines Kinos gedroht worden sein. "[Der Anrufer] sagte mir, der Film beleidige Iraker", so der Geschäftsmann gegenüber der Post.
Hilal weiter über sein Dilemma: "Wenn wir den Film zeigen, werden wir kritisiert und wenn nicht, verlieren wir Geld." Die Reaktionen auf die Aufnahme von "American Sniper" in sein Programm seien nicht ausschließlich negativ gewesen, viele hätten den Film sehen wollen. Aber auch aus den Reihen von Hilals Mitarbeitern wurde Kritik an dem US-Film laut. So erklärte Sarmad Moazzem, der im Hunting Club als Sicherheitsberater tätig ist und mehrere Jahre als Soldat an der Seite von US-Truppen diente, die Situation würde im Film zu einseitig dargestellt: "In dem Film sieht es so aus, als seien alle Iraker Terroristen – Männer, Frauen und Kinder. Aber in Wirklichkeit gibt es hier auch gute Menschen, die die Amerikaner liebten und die wollten, dass sie bleiben, um uns zu helfen, das Land wiederaufzubauen. Von denen wird im Film keiner gezeigt."
In "American Sniper" geht es um den US-Scharfschützen Chris Kyle (Bradley Cooper), der im Irak seine Kameraden beschützen soll und im Anschluss an seinen Dienst traumatisiert zu seiner Familie in die USA zurückkehrt. Die Handlung des Films basiert auf der Autobiografie des Navy-SEALS Chris Kyle, der als Scharfschütze mit den meisten Abschüssen, nämlich über 150, in die US-Militärgeschichte einging. In den deutschen Kinos startet "American Sniper" am 26. Februar 2015.