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    Es sollte der "Titanic" des Kriegsfilms werden: Dieses 140 Millionen Dollar teure 3-Stunden-Epos wurde von der Kritik zerrissen
    Michael Bendix
    Michael Bendix
    -Redakteur
    Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

    Romantik, eine historische Katastrophe und attraktive Jungstars: „Pearl Harbor“ hatte alle Zutaten, mit denen „Titanic“ vier Jahre zuvor zum gigantischen Erfolg mutierte. Doch so ganz ist der Plan nicht aufgegangen...

    Eine melodramatische Liebesgeschichte vor dem Hintergrund einer realen Katastrophe: Das ist die Formel, die „Titanic“ im Jahr 1997 zum bis dahin erfolgreichsten Film aller Zeiten machte. Es dauerte natürlich nicht lange, bis andere Studios und Filmemacher*innen versuchten, dieses Rezept zu wiederholen – und so schickten Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer und Regisseur Michael Bay (die zuvor bereits u.a. für „Armageddon“ zusammenarbeiteten) vier Jahre später „Pearl Harbor“ ins Kino-Rennen.

    Die Beiden hatten ein stattliches Budget von 140 Millionen US-Dollar zur Verfügung, um den Angriff der Japaner auf den titelgebenden US-Stützpunkt so aufwändig und actionreich wie möglich auf die Leinwand zu bannen. Dazu gab es eine Dreiecksgeschichte zwischen Ben Affleck, Josh Hartnett und Kate Beckinsale, drei der damals hippsten Hollywood-Stars – was sollte da noch schiefgehen?

    In kommerzieller Hinsicht gar nicht so viel: Zwar konnte „Pearl Harbor“ nicht annähernd mit dem Milliardenerfolg seines großen Vorbildes mithalten, doch mit einem weltweiten Box-Office-Endergebnis von 450 Millionen US-Dollar gelang es dem Drei-Stunden-Epos, seine Kosten mehr als zu verdreifachen – ein respektabler Erfolg!

    Bei den Kritiker*innen sah das allerdings ganz anders aus: Die Fachpresse entlarvte schnell Bays offensichtlichen Plan, den „Titanic“ des Kriegsfilms zu drehen – und zerriss das Spektakel mehrheitlich in der Luft. Noch heute sind auf der US-amerikanischen Kritiken-Sammelseite Rotten Tomatoes lediglich 24 Prozent aller registrierten Rezensionen positiv, und auch wir von FILMSTARTS ließen seinerzeit kaum ein gutes Haar an der gigantischen Weltkriegs-Seifenoper. In der offiziellen 2-Sterne-Kritik heißt es unter anderem:

    „Ein bombastisches, heroisches Schlachtspektakel vor dem Hintergrund einer Dreiecks-Liebesgeschichte zaubert Regisseur Michael Bay mit dem Kriegsdrama ,Pearl Harbor' auf die Leinwand. Leider vergisst Bay bei aller Pyrotechnik eine spannende, ergreifende Geschichte zu erzählen – ganz abgesehen von der absurden Schwarz-Weiß-Darstellung geschichtlicher Fakten.“

    Ist "Pearl Harbor" wirklich so schlecht?

    Der Autor dieser Zeilen hat erst vor wenigen Monaten anhand einer originalen 35mm-Kino-Kopie überprüft, ob die damalige Ablehnung berechtigt war – und ist zu dem Schluss gekommen: teils, teils. Nein, historische Genauigkeit sollte man vom Regisseur von „Bad Boys“ und „Transformers“ eher nicht erwarten, die unverhohlene Kriegsbegeisterung wirkt befremdlich, und Bay fehlen die romantischen Sensibilitäten, um das Liebesdreieck zwischen zwei seit ihrer Kindheit befreundeten Soldaten und einer Krankenschwester emotional verfangen zu lassen.

    Und doch ist „Pearl Harbor“ der ernsthafte Versuch eines überlebensgroßen Monumentalfilms, wie ihn seit langer Zeit niemand mehr gewagt hat – allein dafür muss man Bay Respekt zollen. Zumal das Kernstück des Films, der Angriff auf Pearl Harbor, auch über zwei Jahrzehnte später absolut beeindruckend ist! Dafür gab es damals vier verdiente Oscar-Nominierungen, wobei der Film eine der begehrten Statuen (für den Besten Tonschnitt) mit nach Hause nehmen konnte.

    Jahrzehnte vor "Der Soldat James Ryan": Steven Spielbergs erster Weltkriegs-Film war eine gewaltige Enttäuschung

    Ein ähnlicher Artikel ist auf unserer brasilianischen Schwesternseite AdoroCinema erschienen.

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