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    Wie viel "Der Herr der Ringe" steckt in "Planet der Affen: New Kingdom"? Regisseur Wes Ball im Interview
    Stefan Geisler
    Stefan Geisler
    -Redakteur
    Stefan ist mit "Star Trek" aufgewachsen und liebt insbesondere die Crew um Captain Jean-Luc Picard. Kubricks Meisterwerk "2001: Odyssee im Weltraum" gehört zu seinen Lieblingsfilmen. Doch auch heute ist das Sci-Fi-Kino lebendig, was Filme wie "Under the Skin" oder "Ad Astra" beweisen

    Mit „Planet der Affen 4: New Kingdom“ ist am 8. Mai 2024 der neuste Teil der legendären Science-Fiction-Reihe in unseren Kinos gestartet. FILMSTARTS-Redakteur Stefan Geisler hatte die Gelegenheit, mit dem Regisseur Wes Ball zu sprechen.

    „Planet der Affen: Prevolution“ (4,5 Sterne), „Planet der Affen: Revolution“ (5 Sterne) und „Planet der Affen: Survival“ (4,5 Sterne) gehören für uns zu den besten Blockbuster-Reihen der jüngeren Kinogeschichte. „Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth“-Regisseur Wes Ball fällt jetzt die große Herausforderung zu, diese Filmreihe fortzuführen.

    In dem unter seiner Leitung entstandenen Eintrag steht nicht mehr der Affenanführer Ceasar im Zentrum der Handlung, sondern der junge Schimpanse Noa. Dieser macht sich nach einem brutalen Angriff auf seine Siedlung auf, um die die überlebenden Clan-Mitglieder aus den Fängen des machthungrigen Proximus Ceasar zu retten.

    FILMSTARTS-Redakteur Stefan Geisler hatte die Gelegenheit mit Wes Ball über „Planet der Affen 4: New Kingdom“ zu sprechen – und dabei auch der Frage nachzugehen, wie viel „Herr der Ringe“ eigentlich im neusten Eintrag der Primaten-Reihe versteckt und welche Waffe in den Händen eines Affen eigentlich am gefährlichsten ist. Doch zuerst einmal wollten wir wissen, wie furchteinflößend es war, die gigantischen Fußstapfen von Ceasar ausfüllen zu müssen...

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    Regisseur Wes Ball im Gespräch mit FILMSTARTS-Redakteur Stefan Geisler

    FILMSTARTS: Die Planet der Affen-Trilogie ist eine der besten und cleversten Blockbuster-Reihen der letzten 15 Jahre. War es beängstigend, in diese riesigen Affen-Fußstapfen zu treten?

    Wes Ball: Ja, das war es. Ich kannte Matt schon ein bisschen von unserem „Mouse Guard“-Film, an dem wir zusammen gearbeitet haben. Er erzählte mir all die Dinge, die er beim Drehen dieser Filme gelernt hatte, und dort lernte ich auch Andy Serkis kennen, weil ich ihn in „Mouse Guard“ besetzt hatte. Als sich die Gelegenheit ergab, diesen Film zu machen, hatte ich ein bisschen Bedenken.

    Gibt es eine Geschichte, die wirklich erzählt werden wollte, oder die zumindest wir erzählen wollten? Es sollte sich nicht nur wie ein schamloser vierter Teil anfühlte, sondern wie unser eigenes Ende. Als wir uns das deutlich gemacht hatten, versuchten wir, pflichtbewusst gegenüber dem Vermächtnis des Franchises zu bleiben. Wir legten alle anderen Dinge beiseite und konzentrierten uns darauf, die beste Version des Films zu erzählen, die wir konnten.

    FILMSTARTS: „Planet der Affen 4: New Kingdom“ hat sich für mich wie eine Coming-Of-Age-Geschichte im Affen-Universum angefühlt. War das euer Plan?

    Wes Ball: Ja, das war sozusagen die neue Idee. Wir wussten, dass unser Film es nicht nur eine weitere Caesar-Storyline sein durfte und dass wir etwas Neues machen mussten. Warum also nicht die Geschichte eines jungen Affen erzählen, der idealistisch und unschuldig ist und in die neue Welt aufbricht – was letztlich sein ganzes Wissen über die Welt in seinen Grundfesten erschüttert.

    Er muss sich verändern und kann dabei eine neue Zukunft aufbauen. Gleichzeitig gibt es auch eine Gruppe von neuen Figuren, die wir in zukünftigen Filmen weiterverfolgen können – wenn wir so viel Glück haben sollten. Es fühlte sich wie der richtige Schritt an, ein bisschen mehr Abenteuer und ein bisschen mehr Sinn für Entdeckungen in das Franchise zu bringen. Es war eine unterhaltsame Herausforderung.

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    Ein neuer Affen-Held

    FILMSTARTS: Die vorherigen Filme haben einen großen Wert auf die Entwicklung der Sprache und Kultur der Affen gelegt. Jetzt sind hunderte Jahre vergangen – wie habt ihr die Kultur der Affen weiterentwickelt? Was war eurer Ansatz?

    Wes Ball: Wenn die vorherigen drei Filme die Affen in ihrer Steinzeit zeigten, wollte ich, dass wir in diesem Film sehen können, wie die Affen in ihre Bronzezeit eintreten. Zudem sollte es mehrere Gruppen von Affen geben. In den vorangegangenen Teilen haben wir uns hauptsächlich auf den Caesar-Stamm konzentriert, doch in diesem Abenteuer geht es um Affen, die nichts über Caesar wissen, die keine Ahnung haben, wer er war, oder wie er aufwuchs. Diese Idee ist aus „Planet der Affen 3: Survival“ erwachsen, wo durch Bad Ape klar wurde, dass es draußen noch andere Affen gibt, die ihre eigene Art von Reise in Richtung Empfindungsvermögen hatten.

    Das war unsere Idee, so konnten wir mit diesen verschiedenen Gruppen von Affen spielen, die theoretisch alle ihre eigenen Ideen über die Welt haben. Zusätzlich mussten wir natürlich herausfinden, wie wir auf die den originalen „Planet der Affen“ zusteuern können, in der die Affen nur noch reden, während es in den vorherigen Filmen nur ein paar Worte waren.

    Jetzt haben wir diese lange Entwicklung von mehreren hundert Jahren hinter uns und die Affen fangen jetzt gerade wirklich an zu sprechen. Sie nutzen hier und da noch immer etwas Zeichensprache, aber größtenteils bewegen sie sich auf die 68er-Version zu, wo sie einfach nur sprechen. Also ja, es hat Spaß gemacht, darüber nachzudenken, wo wir in die „Planet der Affen“-Zeitline stehen und an welchem Punkt des Franchises wir uns befinden.

    FILMSTARTS: Affen, die wir Orks aussehen, Adler und auch Noas Heimat versprüht einen Hauch von Auenland. Zudem gibt es Szenen, die an die Feuer von Isengart erinnern und Proximus Caesars Niederlage ist, wie auch die von Saruman, durch eine Flut besiegelt. Ich hatte das Gefühl, dass „Der Herr der Ringe“ eine große Inspirationsquelle für diesen Film war – oder ist das doch nur ein Zufall?

    Wes Ball: Das ist interessant. Daran habe ich noch nie gedacht, aber ich kann es mir gut vorstellen. Ja, ich muss zugeben, dass mir das nicht bewusst war, ich den Gedanken aber absolut nachvollziehen kann. Im Endeffekt liegt es vielleicht auch daran, dass es auf die klassische Heldenreise von Joseph Campbell hinausläuft.

    Ich habe schon früh gesagt, dass wir ein bisschen mehr Fantasy hineinbringen wollten, ein bisschen mehr Weltenerschaffung, ein bisschen mehr skurrile Umgebungen und so etwas. Ich bin ein großer Fan von „Der Herr der Ringe“ und das hat mich als Kind sehr geprägt. Wer weiß, vielleicht hat es sich irgendwie durchgesetzt, ohne dass ich es wusste.

    Warner Bros.
    Steckt in dem Film auch etwas "Herr der Ringe"?

    FILMSTARTS: Am Ende ist das letzte Mitglied der Ordenshüter um Ceasars Wissen tot und Noa scheint auch nicht mehr richtig daran zu glauben, dass Menschen und Affen in Harmonie koexistieren können. Hat das nicht etwas Niederschmetterndes?

    Wes Ball: Nun, ich sehe das ein bisschen anders. Ich denke, dass Noa die Frage stellt, ob sie in Harmonie koexistieren können. Ich will hier nicht zu viel über das Ende verraten, aber er unternimmt den Versuch. Es gibt eine Menge Hoffnung von Noas Seite und das ist etwas, worauf wir in den zukünftigen Filmen eingehen werden, sollten wir so viel Glück haben und einen weiteren Film drehen können.

    Es geht darum, diese Schwierigkeiten und Herausforderungen anzunehmen und herauszufinden, ob diese gemeinschaftliche Existenz möglich ist – darum geht es in den „Planet der Affen“-Filmen doch immer.

    Ich denke, dass der unschuldige Noa am Ende des Films auf eine seltsame Art und Weise zum Zynismus gefunden hat. Man könnte sagen, dass er auf eine seltsame Art und Weise fast davon korrumpiert wurde. Das wird seine weitere Reise sein, die er in den zukünftigen Filmen machen wird. Und er muss sich die Frage stellen, ob er überhaupt noch den Menschen vertrauen kann oder eben nicht.

    Disney und seine verbun
    Kann es eine friedliche Koexistenz geben?

    FILMSTARTS: Was ist die gefährlichste Waffe, die ein Affe in die Hände bekommen kann? Ist es etwas Greifbares oder vielleicht doch eher ein theoretisches Konzept wie Glaube?

    Wes Ball: Wissen! Wissen ist das, worum es wirklich geht. Schon in den früheren Filmen wurde immer herausgestellt, dass Wissen Macht ist und darum geht es auch in diesem Film. Fast alle Figuren ringen mit dieser Idee. Noa ist offensichtlich auf dieser Entdeckungsreise und erkundet die Welt um ihn herum. Proximus Caesar hat bereits ein gewisses Maß an Wissen. Er hat wahrscheinlich das meiste Wissen und weiß genau, wie er dieses beugen, verdrehen und zu seinem Vorteil nutzen kann.

    Wissen ist für mich wie ein Virus. Man kann sich damit anstecken und es verbreiten und das ist sowohl gut als auch schlecht. In „Planet der Affen 2: Revolution“ sieht man in der Eröffnungsszene, wie Maurice einen Haufen kleiner Affen unterrichtet, und an der Wand stehen drei Sätze: „Affen töten nicht“, „Affen sind gemeinsam stark“ und „Wissen ist Macht“. Und das ist das, worum es in diesem Film wirklich geht. Das ist auch heute noch aktuell für uns, gerade in einer Welt, in der die Wahrheit so zerbrechlich scheint. Wissen und die Wahrheit des Wissens ist ein gutes Thema für diesen Film.

    „Planet der Affen 4: New Kingdom“ läuft seit dem 8. Mai in den deutschen Kinos. Falls ihr euch fragen solltet, ob es hier eine Post-Credit-Scene gibt, verraten wir euch in folgendem Artikel, ob sich das Sitzenbleiben lohnt:

    Hat "Planet der Affen: New Kingdom" eine Post-Credit-Szene? Hier erfahrt ihr, ob sich das Sitzenbleiben lohnt

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