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    TV-Premiere: Immer wenn ihr glaubt, ihr wisst wie es in diesem Film weitergeht, werdet ihr aufs Neue überrascht!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Die spanische Regielegende Pedro Almodóvar erzählt mit „Parallele Mütter“ eine Geschichte, die zwischendurch anmutet wie aus einer Telenovela. Doch das spannende Melodram mit Penélope Cruz ist nicht nur dank Almodóvars visuellem Stil mehr als das...

    Auf den allerersten Blick wirkt „Parallele Mütter“ wie ein alltäglicher Film von Pedro Almodóvar: Malerisch-kräftige Farben erschaffen eine strahlend-bunte Welt voller Wärme, in der Figuren Gedanken tief in sich vergraben, ihre Sexualität ausleben und verschluckte Gefühle letztlich mit feuchten Augen eloquent verbalisieren. Inmitten des Geschehens: Die wiederkehrende Almodóvar-Hauptdarstellerin Penélope Cruz und verschiedene Perspektiven auf das Muttersein.

    Aber bereits nach wenigen Minuten zeigt sich, dass „Parallele Mütter“ doch eine Sonderposition im Schaffen des spanischen Regiemeisters einnimmt. Das lässt sich nun im Free-TV nachfühlen. Denn heute, am 10. April 2024, zeigt arte „Parallele Mütter“ ab 20.15 Uhr. Alternativ findet ihr den Film unter anderem als VOD auf Amazon Prime Video:

    Falls ihr Arthaus+ als Prime Video Channel* abonniert habt, könnt ihr „Parallele Mütter“ sogar ohne Zusatzkosten abrufen. Und wenn ihr Lust auf mehr Almodóvar habt: arte zeigt in der Nacht von heute auf morgen, den 11. April, ab 0.50 Uhr auch seinen Kurzfilm „The Human Voice“ mit Tilda Swinton. Den könnt ihr zudem auch in der arte-Mediathek abrufen.

    "Parallele Mütter": Eine Edel-Seifenoper, die doch keine Edel-Seifenoper ist

    Hochglanzfotografin Janis (Penélope Cruz) lernt bei einem Shooting den forensischen Anthropologen Arturo (Israel Elejalde) kennen. Das regt sie dazu an, sich um eine alte Familienwunde zu kümmern: Arturo soll sich der Exhumierung eines Massengrabes in der Nähe ihres Heimatdorfs widmen, in dem ihr Urgroßvater liegt. Dem schweren Thema zum Trotz entsteht zwischen Janis und Arturo eine kurze, heiße Affäre, in deren Folge die erfahrene Fotografin schwanger wird.

    Im Krankenhaus schließt sie Freundschaft mit einer weiteren Frau, die ihr erstes Kind erwartet: Die gerade einmal 17 Jahre alte Ana (Milena Smit), die nicht einmal weiß, wer der Vater des Kindes ist, und eine emotional abwesende, nur von ihrer Schauspielkarriere träumende Mutter (Aitana Sánchez-Gijón) hat. Nach Geburt der Kinder entsteht zwischen diesen Personen ein Wechselbad der Gefühle zwischen Eifersucht, inniger Liebe, Verdrängung und Vergangenheitsbewältigung...

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    Inneneinrichtungen und Kostüme in Almodóvar-Filmen sind für gewöhnlich ein waschechter Hingucker, und „Parallele Mütter“ stellt da keine Ausnahme dar. Ungewöhnlich ist derweil die hohe Frequenz, mit der Almodóvar dieses Mal erzählerische Richtungswechsel unternimmt: Das Massengrab scheint nach wenigen Filmminuten völlig vergessen. Der Film wird zur Ehebruch-Dramödie. Und zum Melodram über zwei ungleiche Frauen, die sich anfreunden, aus den Augen verlieren und mit zunächst unerklärlicher Elektrizität zwischen ihnen wiederfinden.

    Dann sind da Arturos Anschuldigungen der Untreue gen Janis, trocken-komische Beobachtungen über massive Generationenkonflikte (Ana kennt nichtmal Janis' musikalische Namenspatin!) und intensive, schmerzliche Mutterschaftserfahrungen sowie -gefühle. Wären da nicht der leinwandreife Almodóvar-Look und das lebensecht wirkende, empathische Schauspiel von Cruz und Smit, man würde sich in einer schnöden Seifenoper wähnen!

    Das vergrabene Grauen

    Doch wo Almodóvar drauf steht, ist normalerweise viel mehr drin, als der erste und zweite Blick vermuten lassen – so auch in „Parallele Mütter“: Untermalt von einer seufzend-sehnsüchtigen, mitleidig-wehmütigen Musik des Komponisten Alberto Iglesias entfaltet sich dieser Mix aus Edel-Seifenoper, eloquentem Melodram und Thriller-Drama über aufgestautes Gefühlschaos zur herzlichen Hommage an empathische Frauen. Frauen, die über Differenzen und Rückschläge hinweg einander den Rücken zu stärken.

    Aber selbst dies ist noch nicht der wahre Kern von „Parallele Mütter“: Als thematischer roter Faden stellen sich Fragen der Identität und Herkunft heraus. Wiederholt geht es darum, was diese Figuren geformt hat und welche Fehltritte sie wie lange verborgen halten – und ebenso sehr geht es darum, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Und so schlägt Almodóvar den Bogen zurück zum Filmauftakt:

    In „Parallele Mütter“ geht Almodóvar konkreter denn je mit dem Thema der Franco-Zeit um und damit, wie lang sein Heimatland von einer harschen, gewalttätigen Diktatur beherrscht wurde. Eine Wunde, die in Spanien zumeist totgeschwiegen wird. Almodóvar aber spricht sich in „Parallele Mütter“ unmissverständlich für die Aufarbeitung der schmerzlichen, hässlichen Vergangenheit aus – privat wie gesamtgesellschaftlich.

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