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    Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem

    So gut haben die kultigen Riesenschildkröten noch nie ausgesehen!

    Von Stefan Geisler

    Die Turtles waren ab Ende der Achtziger bis weit in die Neunziger hinein omnipräsent: T-Shirts, Bettwäsche, Spielzeug und Poster – jeder Lebensbereich von Heranwachsenden wurde von den mutierten Schildkröten eingenommen! Seitdem ist der popkulturelle Einfluss der New Yorker Schildkröten-Ninjas zwar merklich zurückgegangen, dennoch gibt es regelmäßig neue Serien- und Kinoproduktionen um die in der Kanalisation hausenden Pizza-Connaisseurs. Auf der großen Leinwand versuchte sich zuletzt etwa Krawall-Experte Michael Bay als Produzent an neuen Turtles-Blockbustern – aber nachdem der enttäuschende „Teenage Mutant Ninja Turtles“ 2014 tatsächlich zum Hit avancierte, stieß die bessere Fortsetzung „Out Of The Shadows“ zwei Jahre später nur noch auf mäßiges Fan-Interesse.

    Ihren bis heute nicht angekratzten Status als Popkultur-Ikonen haben die gepanzerten Kämpfer für das Gute dabei ohnehin weniger den ersten Turtles-Comics zu verdanken, die von Kevin Eastman und Peter Laird im Jahr 1984 als düstere Satire auf die Comic-Kultur kreiert wurden. Stattdessen entbrannte der Hype vor allem an der sehr viel kinderfreundlichen Zeichentick-Serie „Teenage Mutant Ninja Turtles“ (1987 – 1996). In eine ähnliche Kerbe schlägt nun auch der nächste, diesmal von den „The Boys“-Produzenten Evan Goldberg und Seth Rogen angetriebene Kino-Reboot: Ihr „Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem“ ist ein wunderbar überdrehtes Animations-Spektakel, das vor Einfallsreichtum und Referenzen nur so strotzt und sowohl Oldschool-Fans als auch jüngere Turtles-Neueinsteiger*innen sehr, sehr glücklich machen dürfte.

    Die Turtles räumen in der New Yorker Unterwelt richtig auf!

    Vor 15 Jahren wurde im Wissenschaftslabor des durchgeknallten Genies Baxter Stockman (Stimme im Original: Giancarlo Esposito) eine Razzia durchgeführt – und dabei gelangte dummerweise auch etwas Mutations-Ooze in die Kanalisation von New York: Vier junge Schildkröten und eine ältere Ratte kamen damals mit diesem eigenartigen Schleim in Berührung und mutierten daraufhin zu Mensch-Tier-Hybriden mit außergewöhnlichen Fähigkeiten. Seitdem bewohnt diese eigenwillige Familie den Untergrund der Millionenmetropole.

    Inzwischen sind Leonardo (Nicolas Cantu), Donatello (Micah Abbey), Michelangelo (Shamon Brown Jr.) und Raphael (Brady Noon) zu Teenager-Turtles herangewachsen, die sich nichts sehnlicher wünschen, als eine ganz normale Jugend zu durchleben. Doch ihr Ratten-Ziehvater Splinter (Jackie Chan) will von solchen Hirngespinsten nichts wissen. Die Welt der Menschen ist für ihn ein Pflaster, das es zu meiden gilt. Um von der Gesellschaft akzeptiert zu werden, versuchen sich die in der Kunst des Ninjutsu ausgebildeten Schildkröten als Teilzeit-Helden. Als ein gefürchteter Bandenboss namens Superfly (Ice Cube) die Straßen der Metropole unsicher macht, sehen die Turtles ihre Chance gekommen, sich der Welt dort oben endgültig zu beweisen...

    Ein hammergeiler Look!

    Das gleich mal direkt vorweg: „Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem“ sieht einfach wahnsinnig gut aus! Das ist besonders hervorzuheben, da die letzten Leinwand-Ausflüge der Turtles mitunter auch an ihrer grauenhaften Optik gescheitert sind: In der Michael-Bay-Produktion wurden aus den Turtles etwa albtraumhafte Kanalisations-Pumper. Das neuste Kino-Abenteuer beweist hingegen wieder einmal, dass die grünen Helden offenbar immer dann visuell besonders gut funktionieren, wenn sie in animierter Form auftreten. Der Stil weckt dabei Erinnerungen an lebendig gewordene Schulbuchkritzeleien und hat stellenweise sogar etwas vom rauen Charme der originalen Comic-Reihe. Das mag auf den ersten Blick (etwas zu deutlich) an den zuletzt so erfolgreichen „Spider-Man: Across The Spider-Verse“ erinnern, entwickelt aber schnell eine ganz eigene Persönlichkeit.

    Die Animationen sind zum Beispiel noch mal deutlich schräger und beweisen zudem einen lobenswerten Mut zur Hässlichkeit. Gerade in der Gestaltung der Menschen erinnert er an klassische Nickelodeon-Serien wie „Aaahh!!! Monster“, „Rugrats“ oder die Arbeiten von „Coraline“-Mastermind Henry Selick. Aber auch über die Bildgestaltung hinaus gibt es in „Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem“ eine Menge zu bestaunen: Der Film ist vollgestopft mit popkulturellen Referenzen und stimmigen Gags, die teilweise sehr unerwartet kommen. Wenn Rattenvater Splinter beispielsweise plötzlich hinter seinem Rücken Pappaufsteller berühmter Hollywood-Stars hervorzieht und dabei gleich noch einmal klar macht, welcher Chris (PrattPine oder Hemsworth) denn nun der einzig Wahre ist, wird die Pointe zwar über die Köpfe des jüngeren Teils des Publikums hinweggehen, die ältere Generation und Kino-Nerds dürften sich aber prächtig amüsieren.

    Schöner und schräger sahen Rocksteady und Bebop nie aus!

    Sowieso findet der Film eine wunderbare Balance zwischen Meta-Gags, nostalgischen Anspielungen und turbulenten Blödeleien. Jugendliche Turtles-Neueinsteiger*innen dürften insbesondere bei den rasant und teilweise brillant in Szene gesetzten Action-Einlagen voll auf ihre Kosten kommen. Untermalt mit klassischen, aber auch heute noch kräftig pumpenden Oldschool-Rap-Hits wie „Ante Up“ von M.O.P. prügeln sich die Turtles über die Leinwand.

    Das Ergebnis ist ein launiges Chaos, bei dem das Publikum oft gar nicht weiß, wo es als erstes hinschauen soll. Eine der Highlight-Sequenzen ist dabei die Ermittlungsarbeit der Turtles zum BLACKstreet-Klassiker „No Diggity“: Über Match-Cuts wird hier im Schnelldurchlauf die New Yorker Unterwelt auseinandergenommen – und dabei durch die ikonische Seitenansicht sogar direkt noch den legendären (und gerade im Fall des SNES-Klassikers „Turtles In Time“ auch legendär guten) Side-Scroller-Videospielen der liebenswerten Kanalisations-Helden Tribut gezollt.

    Der Film steckt generell voller Referenzen – und auch dem Look der Comic-Vorlage wird Tribut gezollt!

    Lediglich in Sachen Story sollte man seine Erwartungen bei „Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem“ nicht allzu hochschrauben: Die Coming-Of-Age-Erzählung um die vier Außenseiter ist in ein vor allem zweckdienliches Abenteuer eingebettet – was gerade in der Auseinandersetzung mit Oberschurke Superfly und seiner Mutanten-Gang deutlich wird. Die Auflösung des Konflikts ist dabei denkbar unspektakulär und erinnert an die oftmals simplifizierten Enden klassischer Monster-der-Woche-Episoden der Zeichentrick-Serie.

    Ein Stück weit entschädigt dafür dann aber zumindest der spektakuläre Endkampf gegen eine der wahnsinnigsten Monster-Kreationen, die wir in den letzten Jahren auf der Leinwand bewundern durften: Welches Ungetüm hat schon eine eingewachsene Giraffe als Augenbraue und dazu auch noch Beine, die aus einer ganzen Pferdeherde zusammengesetzt sind?

    Fazit: Cowabunga! „Teenage Mutant Ninja Turtles: Mutant Mayhem“ ist vor allem visuell eine absolute Wucht! Die gelungene Leinwand-Wiederbelebung der mutierten Riesenschildkröten bietet launige Action und ein echtes Gag-Feuerwerk – selbst ohne die allerbeste Story reicht das locker für 99 Minuten verdammt kurzweiliger Kino-Unterhaltung!

    P.S.: Sitzenbleiben lohnt sich! In der Mid-Credit-Szene gibt es nämlich noch einen Ausblick auf eine mögliche Fortsetzung…

     

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