Monumentale Epen mit Bezügen zu geschichtlichen Ereignissen gibt es zuhauf. Troja, Alexander, King Arthur, Braveheart, der Patriot etc. Charakteristisch für solche Filme sind meist eine epische Handlung, die in den geschichtlichen Kontext eingebettet wurde, atemberaubende Kulissen, einige effektvolle Schlachten und viel Patriotismus. Leider wirken viele dieser Filme übertrieben. So beispielsweise âDer Patriot✠mit Mel Gibson, in dem sich der Hauptdarsteller auf einen Rachefeldzug begibt, weil er den Tod seiner Familie nicht ungesühnt lassen will. Dabei wird maßlos übertrieben und die doch recht geschichtliche Atmosphäre im Keim erstickt. Auch Brad Pitt in âTroja✠leidet unter den selben Mängeln, wenn sie auch hier nicht so ausgeprägt zu sein scheinen. Man scheitert hier oft an der Darstellung der Hauptfiguren. Brad Pitt beispielsweise entgegnet, als er vor einer kleinen Armee steht: âIst das wirklich alles?✠und metzelt einen Kämpfer mit absoluter Leichtigkeit nieder. Hier wird die Ãœbermacht jeweils mit unauthentischen Mitteln zu suggerieren versucht. âDer Patriot✠geht da stellenweise noch weiter. Er versteift sich derart auf den Racheakt des gefrusteten Familienvaters, dass der Streifen eher als âRevengemovie✠statt âHistorienfilmâœ, der er ja eigentlich sein will, bezeichnet werden sollte.
Nun ist weit und breit kein Film in Sicht, der dem damaligen âBen Hur✠das Wasser reichen könnte. âHerr der Ringe✠beispielsweise gehört für mich zwar zur besten Trilogie, hat aber sicherlich nicht dem Anspruch sich auf historische Gegebenheiten zu berufen.
Doch Ridley Scott ist es mit âGladiator✠endlich gelungen. Er erzählt ebenfalls eine dramatische Geschichte, bietet packende Kämpfe, tiefgehende Charaktere, exzellente Schauspieler und eine großartige Atmosphäre.
Maximus (Russel Crowe) kämpft an der Seite Cäsars und hat gerade erfolgreich die Schlacht gegen die Germanen gewonnen. Sein einziger Wunsch ist es, seine Familie wieder in die Arme schließen zu können, da bittet ihn Cäsar erneut um Hilfe. Er soll sein Nachfolger werden, er soll über Rom wachen und es von der Korruption befreien. Dies will aber auch Commodus (Joaquin Phoenix), Cäsars Sohn, der die Entscheidung seines Vaters nicht einfach so hinnimmt und ihn prompt tötet. Maximus wiederum soll ebenfalls getötet werden, weil er ahnt, was sich hinter den Vorhängen des Palastes abgespielt hat. Doch er kann dem Tod entrinnen, eilt zu seiner Familie und findet sie ermordet in seinem Haus auf. Von Sklavenhändlern verkauft, kämpft er fortan als Gladiator in Arenen um sein Leben. Als er dabei Commodus begegnet, packen ihn langsam die Rachegelüste.
Endlich mal ein Epos an dem (fast) alles stimmig ist. Die Charaktere wirken glaubhaft und nicht fiktiv wie beispielsweise in âPatriotâœ. Da fühlt man mit, wenn Commodus seinen Vater weinend und voller Selbstzweifel umarmt und ihn fragt, was er nun tun müsse, damit er ihn endlich liebe. Man fühlt mit, wenn Russel Crowe seine Familie tot auffindet und es macht sich schon gleich das Gefühl der Rache breit. Gerade Joaquin Phoenix spielt den kranken, angeschlagenen neuen Cäsar mit absoluter Hingabe. Man kann seinen Wahnsinn förmlich spüren. Dazu tragen zum Einen die ausgefeilten Charaktere bei, zum Anderen die hervorragenden Schauspieler. Nicht zu vergessen ist aber hierbei auch die allgemeine Erzählweise. Es wird nicht ein Mal erwähnt, dass Maximus ein Mensch ist, der ohne Rücksicht seinem Land dient und dabei im Kern doch ein liebender Mensch ist. Es wird so erzählt, dass der Zuschauer selbst die Erfahrung macht und ihn immer besser kennenlernt, wodurch man im Laufe des Filmes immer mehr mit ihm mitfiebert. So lernt man auch Commodus kennen, nie wird einem vorgekaut, dass es sich hierbei um eine kranke Persönlichkeit handelt, vielmehr verbreitet sich der Eindruck im Laufe des Filmes von ganz allein.
Mit effektvollen Schlachten kann der Film hingegen nicht aufwarten. Sogar die Schlacht zu Beginn des Filmes erreicht lange nicht die Klasse eines âDer Herr der Ringeâœ. Aber diesen Anspruch hat der Film auch nicht. Die mit wenigen Ausnahmen einzigen Kämpfe, die gezeigt werden, sind die Gladiatorenkämpfe, die der Hauptcharakter so ab Mitte des Filmes bestreiten muss. Das 150 Minuten lange Epos wird aber trotz der Schlachten nie wirklich langweilig. Neben dem anspruchsvollen Teil gesellen sich packende Gladiatorenkämpfe dazu, es werden Fluchtversuche geplant, über das Schicksal anderer gehadert und teils weise Worte geteilt.
Was macht also Gladiator zu einem absoluten Muss? Es ist der erste Film dieser Art, der mich gepackt hat, der mich mit dem Hauptcharakter mitfiebern und nicht mehr los ließ bis der Abspann über die Leinwand flimmerte. Dazu tragen gewiss die hochkarätigen Schauspieler bei, dem größten Dank hierbei gebührt jedoch Ridley Scott: Selbst in diesem Genre gelingt ihm ein Geniestreich. Vielen Dank dafür! Mir bleibt nichts anderes übrig, als die Höchstwertung zu vergeben.