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    Gambit - Der Masterplan
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Gambit - Der Masterplan
    Von Carsten Baumgardt

    Überfliegt man nur die Liste der Beteiligten, mutet die Krimi-Komödie „Gambit – Der Masterplan" nach einer ganz sicheren Nummer an: Der skurrile amerikanische Witz eines Drehbuchs der Coen-Brüder („Fargo", „The Big Lebowski") trifft auf den smarten britischen Charme von Oscar-Preisträger Colin Firth – garniert mit der attraktiven Cameron Diaz als sexy Cowgirl. Was soll da noch schiefgehen? Die Antwort: eine Menge! Warum das Remake des 1966er-Originals „Das Mädchen aus der Cherry-Bar" mit Michael Caine und Shirley MacLaine bei all dem versammelten Talent dennoch öde geraten ist, bleibt ein echtes Mysterium. Die Coens selbst haben es offenbar geahnt und die Regie lieber an ihren Kollegen Michael Hoffman („Tage wie dieser") abgegeben – doch der kriegt den eigentlich gar nicht sonderlich komplexen Stoff nie in den Griff.

    Der Londoner Kunstkurator Harry Deane (Colin Firth) fühlt sich von seinem exzentrischen Chef, dem Medienzar Lord Lionel Shahbandar (Alan Rickmann), schikaniert und gedemütigt. Nun hat er die Nase endgültig gestrichen voll und will es seinem Boss endlich heimzahlen. Harry entwickelt einen Plan, in dem sein kunstfälschender Kumpel Major Wingate (Tom Courtenay) und die texanische Rodeo-Reiterin PJ Puznowski (Cameron Diaz) wichtige Rollen spielen: Der kunstbesessene Shahbandar soll dazu gebracht werden, ein gefälschtes Monet-Gemälde für einen Millionenbetrag zu erstehen. Doch der Coup verläuft ganz anders als Harry es sich in seiner Fantasie ausgemalt hat. Die hemdsärmelige PJ, die behaupten soll, dass sich der angebliche Monet im Besitz ihrer Familie befindet, ist von Shahbandar nämlich blöderweise genauso angetan wie er von ihr...

    Joel und Ethan Coen haben sich schon einmal an einem Remake eines britischen Klassikers versucht, aber ihre „Ladykillers"-Neuauflage mit Tom Hanks hat zu Recht den Ruf als eines der schwächsten Werke des ansonsten genialen Duos. Mit ihrem Drehbuch zum „Gambit"-Remake scheitern die Brüder nun gar völlig: Im Plot des Originals mag einiges an Potential stecken, doch die Coens finden keinen Ansatz, um der in die Jahre gekommenen Räuberpistole einen zeitgemäßen Anstrich zu verpassen. Selbst als altmodische Unterhaltung ist der Film eine Enttäuschung. Es mangelt einfach an einem roten Faden sowie einem überzeugenden Sympathieträger: Ist Harry nun ein anerkannter Kunstexperte von internationalem Rang oder ein weinerlicher Duckmäuser, der seinem Chef lieber aus dem Hinterhalt in den Rücken fällt, weil er sich nicht traut, ihm persönlich die Meinung zu geigen? Dem Skript nach gilt offenbar beides, aber für den Zuschauer ergibt sich so einfach keine kohärente Filmfigur. Da kämpft dann selbst ein Klasseschauspieler wie Colin Firth („The King's Speech") plötzlich auf verlorenem Posten – von dem erhofften britischen Charme finden sich in „Gambit" so allenfalls Spurenelemente. Das geht zwischenzeitlich soweit, dass das Publikum eher dem Kotzbrocken Shahbandar (herrlich überkandidelt: Alan Rickman) als dem Loser Harry die Daumen drückt. Das war so ganz sicher nicht geplant.

    Während Rickman noch das Beste aus den limitierten Möglichkeiten herausholt, die ihm das Drehbuch bietet, entpuppt sich Cameron Diaz („Verrückt nach Mary") in der Rolle der dauerfröhlichen Rodeo-Reiterin als waschechte Fehlbesetzung. Ihr übertriebener texanischer Akzent mag als Karikatur gemeint sein, nervt aber schon nach wenigen Sätzen. Den Knallchargen-Vogel schießt jedoch der sonst oft als Szenendieb glänzende Stanley Tucci („Jack and the Giants") ab, der als teutonische Kunstkompetenz Martin Zaidenweber zwar deutsche Wortbrocken im Stil der „Stirb langsam"-Terroristen brabbelt, aber trotz bis an die Schmerzgrenze überdrehtem Spiel nicht eine einzige zündende Pointe landet.

    Regisseur Hoffman inszeniert „Gambit" zwar in der smart-verspielten Tradition von „Der rosarote Panther" (inklusive animiertem Vorspann), aber die austauschbaren Figuren würgen schnell jedes Interesse an der Handlung und ihren wenigen Finessen ab. Während die Komödie nie über milde Schmunzler hinauskommt, gelingt es Hoffmann wenigstens zu Beginn einmal, den Zuschauer zu überraschen: Ein erster perfekt funktionierender Durchlauf des Betrugs stellt sich als Harrys Fantasiegespinst heraus. Sobald es dann allerdings ernst wird für die Intriganten, verheddert sich der Filmemacher augenblicklich in den Fallstricken seines eigenen (und nicht sonderlich wendungsreichen) Plots. Er flüchtet sich alsbald in Furzwitze und als Schauwert muss Cameron Diaz in Unterwäsche (immer noch sehr knackig) herhalten. Das Original von Ronald Neame ist zwar auch keiner der ganz großen Klassiker des britischen Kriminalfilms, aber es hat einen lässigen Charme, der Hoffmans „Gambit" leider abgeht.

    Fazit: Für Kunstexperte Harry mag es am Ende das selbstverständliche Happy End geben, doch der Masterplan der Filmemacher ist bei der misslungenen Krimi-Komödie „Gambit" dennoch grandios gescheitert.

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