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    Yoko
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Yoko
    Von Tim Slagman

    Er ist klein. Er sieht aus wie ein Tier, aber wie eines, das in keinem Zoologie-Buch verzeichnet ist. Er ist schon irgendwie knuddelig, er kommt von weit her, und die deutsche Sprache ist ihm, nun ja, nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Seine Berührung kann die Seele heilen. Und nein, er heißt nicht E.T., sondern Yoko und entstammt der Phantasie des Kinderbuchautoren Knister (bürgerlich Ludger Jochmann), der auch schon die Vorlagen zur „Hexe Lilli" verfasste. Regisseurin Franziska Buch, dank „Emil und die Detektive" und „Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen" durchaus erfahren in der Adaption erfolgreicher Jugend-Genre-Stoffe für die Leinwand, liefert mit „Yoko" ein temporeiches, genau auf die Zielgruppe zugeschnittenes Spektakel ab – so genau zugeschnitten freilich, dass ein wenig die Überraschungen fehlen, die auch die großen Begleiter im Kino erfrischen würden.

    Yoko ist ein waschechter Yeti und lebt, wie es sich für seine Art gehört, im eisigen Hochland von Tibet. Nur eine Gruppe buddhistischer Mönche pflegt den spirituellen Kontakt zu ihm, doch für die Nöte anderer Tiere hat Yoko ein besonderes Gespür. Als er eine gefangene Bärendame befreien will, landet er im Laster des fiesen Jägers van Sneider (Tobias Moretti), der den Himalaya um einige seltene Arten erleichtern und sich selbst dadurch die Taschen vollmachen will. Doch am Ende der weiten Fahrt gelingt Yoko, der sich in kalter Umgebung unsichtbar machen kann, die Flucht, die ihn schnurstracks in das Baumhaus von Pia (Jamie Bick) führt. Pia trauert noch um ihren jüngst verstorbenen Vater und möchte das süße Viech am liebsten adoptieren. Doch dies bedeutet nicht nur, Yoko vor ihrer Mutter Katja (Jessica Schwarz) oder ihrer kleinen Schwester Marcella (Lilly Reulein) zu verstecken, sondern auch vor van Sneider und dessen bestem Kunden, dem schmierigen Zoodirektor Kellermann (Justus Von Dohnanyi).

    Was auch für manchen Hollywood-Blockbuster gilt, wird in „Yoko" besonders augenscheinlich: Zwischen dem weiß bepelzten „Animatronic" Yoko (einer Mischung aus liebevoll gestalteter Puppe und ferngesteuertem Roboter) mit seinen spitzen Ohren, den entzückenden Kulleraugen und dem einsilbigen Grunzen sowie den exzentrischen Bösewichtern fällt es den positiv besetzten menschlichen Hauptfiguren schwer, ein eigenes Profil zu entwickeln. Besonders Jessica Schwarz („Buddenbrooks"), die eine Idealmami mit großem Verständnis und einer kleinen Portion nötiger Strenge spielt, gibt das Drehbuch kaum Möglichkeiten, ihre Rolle individuell auszugestalten. Ganz anders Moretti („Jud Süß - Film ohne Gewissen") als van Sneider, ein Meister der Verkleidung, so einfallsreich in seinen Ideen wie vertrottelt im Auftreten, grimassierend, dreckig lachend, ständig vor sich hin fluchend – ein Muster-Fiesling, der jede Menge Schadenfreude auf sich zieht. Den Zoodirektor dagegen legt Justus von Dohnanyi („Männerherzen") diabolisch an, als leisen, kontrollierten Schreibtischtäter, der statt mit Computer und Kugelschreiber aber lieber mit ausgestopften Tieren hantiert.

    Natürlich sind all dies Zutaten des Standard-Rezepts für erfolgreiche Kinderfilme. So wie Moretti den traurigen Clown gibt, bieten Pia und ihre Familie in ihrer Normalo-Welt das klassische Identifikationsangebot für das Zielpublikum: So wie Pia, so könnte auch ich sein. Und auch die Handlung ist unter Verzicht auf ausufernde Nebenplots klar und einfach strukturiert. Regisseurin Buch bedient sich eines episodischen Prinzips, bei dem auf jeden Konflikt rasch die Auflösung folgt: Immer wieder gibt es Pirschen und Verfolgungsjagden, die für van Sneider in der Regel ungünstig ausgehen. Und als er Pia und Yoko doch einmal erwischt, können die beiden natürlich entkommen – bis zur nächsten Hatz.

    Fazit: „Yoko" funktioniert gut für die kleinen Kinobesucher, was nicht zuletzt der souveränen Inszenierung von Franziska Buch zu verdanken ist, die auf erzählerischen Schnickschnack verzichtet. Erfahrene Zuschauer hingegen vermissen womöglich den einen oder anderen originellen Einfall in der Geschichte.

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