Die wahre Geschichte hinter der "Killer Elite"

Die wahre Geschichte hinter der "Killer Elite"

Von Melanie Lauer

Am 28. Oktober 2011 startet Gary McKendrys Action-Thriller „Killer Elite“ mit Jason Statham, Clive Owen und Oscar-Preisträger Robert De Niro in den deutschen Lichtspielhäusern. Aber die rasante Agenten-Story um eine Gruppe von Auftragskillern, die es Anfang der 1980er Jahre im Auftrag eines omanischen Scheichs mit der militärischen Spezialeinheit British Special Air Service (kurz: SAS) aufnehmen, verspricht nicht nur auf der Kinoleinwand Hochspannung. Denn der ganz reale Wirbel um die autobiografische Romanvorlage „The Feather Men“ von Sir Ranulph Fiennes, der einst selbst als Soldat dem SAS diente, bietet ebenfalls brisanten Sprengstoff. Bis heute sind die politischen Verstrickungen, die Fiennes in seinem Bestseller von 1991 offenlegt, nämlich noch immer nicht eindeutig geklärt. Ganz im Gegenteil hat die Kinoadaption die Diskussion um die Frage „Was ist Fakt und was Fiktion?“ nun mit derselben Wucht neu entfacht, wie sie auch schon vor 20 Jahren bei der Erstveröffentlichung der Vorlage entbrannt war.

Aber erst einmal kurz zur Story: Nach einem aus dem Ruder gelaufenen Auftrag in Mexiko beschließt der Profikiller Danny Bryce (Jason Statham) seine blutige Profession endgültig aufzugeben. Sein Mentor und Freund Hunter (Robert De Niro) will hingegen noch einmal richtig absahnen: Ohne zu wissen, wen er eigentlich umbringen soll, nimmt er von einem omanischen Scheich sechs Millionen Dollar an. Als er erfährt, dass es sich bei den Zielpersonen um vier Ex-Mitglieder der berüchtigten britischen Militär-Spezialeinheit SAS handelt, versucht er zu fliehen, wird jedoch von den Männer des Scheichs wieder aufgegriffen. Nun ist es an Danny aus dem Ruhestand zurückzukehren und den Job zu Ende zu bringen, damit sein langjähriger Weggefährte nicht im Kerker des Scheichs verrotten muss.

So viel zur Story im Film und im Buch. Die Darstellung seitens der britischen Regierung ist hingegen eine ganz andere: Demnach sind die vier SAS-Soldaten, die laut Fiennes von Killern ermordet wurden, über einen Zeitraum von 17 Jahren bei Unfällen umgekommen oder eines natürlichen Todes gestorben. Aber wer sagt nun die Wahrheit? Hat sich der omanische Scheich wirklich an den SAS-Soldaten gerächt, weil sie bei einem Einsatz seinen Sohn getötet haben? Stand Fiennes selbst wirklich als fünfter Mann auf der Todesliste und kam damals nur haarscharf mit dem Leben davon? Der Autor selbst hält sich bedeckt und beantwortet die Frage, ob sein Werk nun Fakt oder Fiktion sei, mit einem doppeldeutigen: „Ja, das ist es.“ Da bleibt reichlich Raum für Spekulationen…

Das Abzeichen der SAS mit dem Motto: "Who Dares Wins" (auf deutsch: "Wer wagt, gewinnt").

Viel deutlicher fallen da die Statements der britischen Armee sowie die Reaktionen der Hinterbliebenen der angeblich ermordeten SAS-Soldaten aus. Obwohl die Special Forces eine strenge Politik der Geheimhaltung pflegen und erst in den 1980er Jahren nach einer erfolgreichen Geiselbefreiung in der iranischen Botschaft in London überhaupt die Existenz einer Spezialeinheit eingestanden wurde, sahen sich die Militär-Offiziellen angesichts des Kinostarts von „Killer Elite“ und des erneuten Rummels um den SAS zu einer Stellungnahme genötigt. Rigoros taten sie den Film, das Buch und vor allem die Existenz eines geheimen Zirkels mächtiger Ex-SAS-Mitglieder namens „The Feather Men“ als pure Fiktion ab. Die Verwandten der Soldaten schlagen sogar noch bestimmtere Töne an: Sie verlangen von Fiennes nicht nur eine öffentliche Entschuldigung, sondern auch eine Erklärung des Autors, dass die SAS-Soldaten nicht brutalen Killern zum Opfer gefallen sind.

Die Geschichte hinter „Killer Elite“ ist also fast so spannend wie der Film selbst, der sich als intensives Katz-und-Maus-Spiel zwischen Auftragskillern und britischen Elitesoldaten erweist. Und sollten sich die Ereignisse in „Killer Elite“ tatsächlich so oder auch nur so ähnlich zugetragen haben, wird die britische Regierung die abgründigen Verstrickungen um geheime Spezialeinheiten und mysteriöse Todesfälle sicherlich irgendwann aufdecken müssen.

"Killer Elite" startet am 27. Oktober 2011 in den deutschen Kinos.