Ein kurzes Porträt des französischen Regie- und Comedy-Superstars, dessen neuer Film "Nichts zu verzollen" nach dem gigantischen Erfolg von "Willkommen bei den Sch'tis" in seiner französischen Heimat erneut mehr als 10 Mio. Zuschauer anlockte.
Dany Boon: Der französische Michael "Bully" Herbig
Von Andreas Staben
An der Spitze der Grande Nation steht ein kleiner und nicht unbedingt attraktiver Mann. Es handelt sich dabei nicht etwa um Nicolas Sarkozy, wie man vielleicht annehmen könnte, der wahre Held der Franzosen ist ein anderer, der Komiker, Schauspieler und Regisseur Dany Boon. Mit seinem Film „Willkommen bei den Sch'tis“ hat er in unserem Nachbarland einen der größten Kinohits aller Zeiten gelandet und auch international für Aufsehen und volle Säle gesorgt. Aber was steckt hinter dem Phänomen Dany Boon? Und was macht seinen Erfolg aus? Die Antworten auf diese Fragen interessieren auch das Multitalent selbst, wie er uns am Rande der Deutschlandpremiere seines neuesten Streichs „Nichts zu verzollen“ in München verriet:
Die Kinosensation Dany Boon kam keineswegs aus dem Nichts. Bereits 1989 trat er zum ersten Mal als Komiker auf. Schon bald füllte er mit seinen One-Man-Shows und Live-Programmen die größten Hallen und avancierte in den 1990er Jahren schließlich zum Fernsehstar. Der Sohn eines aus Algerien stammenden Fernfahrers und einer Französin wuchs in der Region Nord-Pas De Calais auf, wo sich die Einheimischen eines Dialekts bedienen, der im Rest des Landes oft gar nicht verstanden wird und der überdies wegen seines ungewöhnlichen Klanges immer wieder für große Belustigung sorgt. Die Vorurteile gegen seine Heimatregion machte sich Boon von Anfang an zunutze und trug seine Programme bewusst im breitesten Sch'ti-Dialekt vor. Das ging sogar soweit, dass die DVDs seiner Live-Auftritte französisch untertitelt werden mussten. Dennoch verkaufte sich das erfolgreichste seiner Programme mehr als 600.000 Mal. Nach seinen gefeierten Auftritten auf der Bühne und im TV war es da nur eine Frage der Zeit, bis sich Boon auch als Kinostar versuchen würde.
Erfolgsregisseure jenseits und diesseits der Grenze: Dany Boon (links) und Michael Bully Herbig.
So etwas ist ja auch hierzulande nicht unüblich, wie zahlreiche Beispiele von Atze Schröder („U-900“) über Mario Barth („Männersache“) bis zu Hape Kerkeling („Samba in Mettmann“) belegen. Bei allen Parallelen zur hiesigen Comedian-Schwemme ist Boon aber zumindest vom Erfolg her in Deutschland allenfalls noch mit Michael Bully Herbig zu vergleichen. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. 20,7 Millionen haben Kinotickets für „Willkommen bei den Scht'is“ gelöst – ein Kassenerfolg, der in Frankreich nur hinter dem von „Titanic“ zurücksteht. Zum Vergleich: Michael Herbigs Megaerfolg „Der Schuh des Manitu“ lockte in Deutschland gerade einmal etwas mehr als zwölf Millionen Zuschauer ins Kino. Boon wiederum hat mit seiner neuen Komödie „Nichts zu verzollen“, in der er die kleinen, aber prägnanten Unterschiede zwischen Franzosen und Belgiern aufs Korn nimmt, erneut über zehn Millionen Landsleute begeistert und ist bereits zum zweiten Mal dabei, das ungeschriebene Gesetz, nach dem nicht-englischsprachiger Kino-Humor nicht exportierbar sei (was bis jetzt auch für Bullys Filme gilt) zu widerlegen.
Während der Schöpfer von „TRaumschiff Surprise“ und „Der Schuh des Manitu“ schon in der „Bullyparade“ trotz einer leichten bayerischen Sprachfärbung mehr auf die liebevolle Parodie der unterschiedlichsten medialen Vorbilder und Kultphänomene setzte, war und ist Boon stets der kleine Mann aus dem hohen Norden Frankreichs. Bully machte aus Captain Kirk einen Bayern, damit verwandelte er eine global wiedererkennbare Heldenfigur in etwas so Spezielles, dass es außerhalb Deutschlands kaum richtig verstanden werden konnte. Sein französischer Kollege blieb dagegen einfach immer seiner etablierten Bühnenperson des kantigen, gelegentlich etwas einfältigen, aber herzensguten Provinzmenschen treu. Diese Figur ist in ihrem Kern ungeachtet aller Eigenheiten universell verständlich, daher werden Boons Nordmänner auch in Ostfriesland, bei den Schotten und fast überall sonst geliebt.
"Nichts zu verzollen" startet am 28. Juli 2011 in den deutschen Kinos.
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