Wie kommunizieren die Affen, wenn sie nicht sprechen können? Wo sind die herrlich trashigen Affenkostüme abgeblieben, die wir am Original doch so sehr geliebt haben? Auch nach den ersten Trailern hatten wir noch eine ganze Menge Fragen bezüglich der "Planet der Affen"-Neuauflage. Nur gut also, dass wir den Regisseur des Sci-Fi-Blockbusters in Los Angeles zum Interview getroffen haben.
"Planet der Affen: Prevolution"-Regisseur Rupert Wyatt und Affen-Anführer Caesar.
FILMSTARTS: Die Fortsetzungen „Flucht vom Planet der Affen“, „Eroberung vom Planet der Affen“ und „Schlacht um den Planet der Affen“ erzählen bereits die Vorgeschichte zum „Planet der Affen“-Original von 1968 - warum war es trotzdem nötig, noch ein weiteres Prequel zu drehen?
Rupert Wyatt: Die vorherigen Filme erzählen immer dieselbe Geschichte: Alle Nutztiere gehen an einer Seuche zugrunde, nur die Affen überleben, weshalb sie von den Menschen versklavt werden – und letztendlich setzen sich die Affen dann gegen ihre Peiniger zur Wehr. Das ist ganz eindeutig als sozialer Kommentar auf die ungleichen Bürgerrechte der damaligen Zeit zu verstehen. Eine solche Richtung wollten wir hingegen nie einschlagen, unser Film bezieht sich vielmehr auf die Welt, wie wir sie heute kennen. Der Ausgangspunkt dafür war Charlton Hestons legendärer Monolog am Strand in der letzten Szene von „Planet der Affen“. Es geht also um die Fragen: Wer sind wir? Worüber definieren wir unsere Kultur? Und wie würden wir reagieren, wenn wir durch eine andere zivilisierte Spezies bedroht würden? In gewisser Weise wollen wir mit „Planet der Affen: Prevolution“ also eine Art Neuanfang wagen, ähnlich wie es Christopher Nolan mit „Batman Begins“ erfolgreich vorgemacht hat.
FILMSTARTS: Die Affen in „Planet der Affen: Prevolution“ können nicht sprechen, wie ist es ihnen dennoch möglich, miteinander zu kommunizieren?
Rupert Wyatt: Wir haben versucht die Kommunikation der Affenrudel in freier Natur nachzuahmen, so verständigen sie sich hauptsächlich über Blickkontakte, Handzeichen und Laute. Die Kommunikation findet dementsprechend weniger offensichtlich statt als in den bisherigen Filmen. Unsere Aufgabe war es jetzt, diese Art der nonverbalen Kommunikation so in Szene zu setzen, dass die Kinozuschauer es auch verstehen können. Es war eine echte Herausforderung, denn wir mussten uns sehr stark auf eine rein visuelle Form des Geschichtenerzählens besinnen.
FILMSTARTS: Die ursprünglichen „Planet der Affen“-Filme lebten auch von ihrem trashigen Charme, etwa durch die handgefertigten Affenkostüme. Was war der ausschlaggebende Grund, im neuen Film nicht mehr auf Kostüme, sondern ausschließlich auf CGI zurückzugreifen?
Rupert Wyatt: Sämtliche „Planet der Affen“-Filme handelten von sprechenden Affen, die zudem sehr menschlich agieren. In „Planet der Affen: Prevolution“ geht es hingegen um Schimpansen, Orang-Utans und Gorillas, wie wir sie heute auch noch in freier Wildbahn vorfinden. Wir legen hier den Grundstein für das, was wir im Klassiker von 1968 gesehen haben. Mit Kostümen die nötige Authentizität zu erreichen, wäre einfach nicht möglich gewesen. Für uns stellte sich lediglich die Frage, ob wir mit realen oder mit computeranimierten Affen drehen wollen. Letztlich haben wir uns dann für die CGI-Variante entschieden, da es wohl ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre, Affen all die Handlungen ausführen zu lassen, die für den Film notwendig gewesen wären.
Trash Vs. Moderne: Die Kostüm-Affen aus "Planet der Affen" und ein CGI-Affe aus "Planet der Affen: Prevolution".
FILMSTARTS: Warum haben sie sich bei der Besetzung des Will Rodman für James Franco entschieden?
Rupert Wyatt: Es gab sehr viele Ideen und Vorschläge für die Besetzung des Protagonisten. Wir wollten aber keinen Popcorn-Kino-Darsteller, sondern jemanden, der der Rolle auch den nötigen Tiefgang verleihen konnte. Wir wollten jemanden wie Roy Scheider, der jede seiner Figuren fabelhaft ausspielte - und James Franco besitzt eben genau diese Qualitäten.
FILMSTARTS: …und wie kam es zur Besetzung von Freida Pinto?
Rupert Wyatt: Freida Pinto spielt im Film eine Primatologin - und bei solchen Rollen ist es immer schwer, die richtige Balance zwischen den eigenen Vorstellungen und den Anforderungen und Wünschen des Studios zu finden. So wollte das Studio natürlich eine zugkräftige Schauspielerin, während ich vor allem Wert auf eine Schauspielerin gelegt habe, der man die Rolle der Primatologin auch tatsächlich abnimmt. Als ich Freida getroffen habe, machte sie einen sehr natürlichen Eindruck auf mich. Ich habe dann auch sofort angefangen, mit ihr zu arbeiten. Freida ist eine umwerfend schöne Schauspielerin, aber bedeutet das etwa, dass sie keine Primatologin spielen kann? Sie hat sich verdammt gut in die Rolle eingearbeitet und wir sind sehr glücklich, sie an Bord zu haben.
FILMSTARTS: Gollum-Darsteller Andy Serkis spielt wieder einmal einen computeranimierten Charakter - ist er eigentlich der einzige Schauspieler auf diesem Planeten, der dazu in der Lage ist?
Rupert Wyatt: Andy Serkis ist ein unglaublicher Darsteller, in gewisser Weise ist er der Charlie Chaplin unserer Zeit. Viele Schauspieler haben noch immer eine unglaubliche Furcht vor der Motion-Capture-Technik und glauben, dass dieses Verfahren ihnen ihren Witz und ihr schauspielerisches Talent rauben könnte. Dabei ist eigentlich genau das Gegenteil der Fall. Andy Serkis hat das Potenzial dieser Technik begriffen. Schließlich kann man mit ihrer Hilfe so viele verschiedene Figuren glaubwürdig verkörpern, beispielsweise den Affen Caesar, den er sonst niemals hätte spielen können. Leider haben viele Menschen eine vollkommen falsche Vorstellung von Motion Capture. Sie denken, die Technik würde nur dazu dienen, die Bewegungen des Schauspielers einzufangen, während dann die Animatoren den eigentlichen Charakter kreieren. Dabei ist Motion Capture so viel mehr. Jedes noch so kleine Detail wird eingefangen: Jede Backenmuskelbewegung, jeder Augenaufschlag und jedes Augenbrauenzusammenziehen wird wahrgenommen und umgesetzt. Andy Serkis ist der eine unter einer Million, der diese Technik wirklich versteht.
Der doppelte Andy Serkis: Als Gollum in "Der Herr der Ringe" und als Caesar in "Planet der Affen: Prevolution".
FILMSTARTS: Dein vorheriges Projekt „The Escapist“ war ein verhältnismäßig kleiner Film mit eher geringem Budget. Was hat ausgerechnet dich für diesen Blockbuster qualifiziert?
Rupert Wyatt: Puh… das weiß ich nicht. Eigentlich wollte ich einen anderen Film in England drehen, das kam dann aber doch nicht zustande. Vor drei Jahren hielt ich schon einmal ein Skript zu einem „Planet der Affen“-Film in der Hand, damals war es noch ein ganz anderer Film mit wesentlich kleinerem Budget. Damals entschied ich mich gegen den Film, dann aber erhielt ich das jetzige Skript und diese umgeschriebene Version gefiel mir um ein Vielfaches besser. Die Geschichte um einen Schimpansen, der deplatziert in der Welt der Menschen aufwächst, erinnert mich an das tragische Schicksal von Joseph Merrick, dem Elefantenmenschen. Es ist die Geschichte eines missverstandenen Individuums. Caesar durchlebt dieselbe Entwicklung, die auch schon unsere Ahnen durchgemacht haben: Er entdeckt das eigene Ich, das Feuer, das Rad - und er lernt einfach immer mehr dazu. Dieser Werdegang ist es, was mich an der Geschichte fasziniert. Warum ich nun die Ehre hatte, den Film zu inszenieren? Ich weiß es nicht, scheinbar hat das Studio „The Escapist“ gesehen und mich für einen tauglichen Regisseur befunden. Nach ein paar Treffen und der Präsentation meiner ersten Ideen hatte ich den Job.
FILMSTARTS: Wie viel Freiheit hattest du bei der Umsetzung des Films? Wie viel wurde dir vom Studio vorgegeben und wie viel Platz blieb für eigene Ideen?
Rupert Wyatt: Es ist schon eine andere Arbeitsweise als bei der Realisierung eines Independent-Films. Natürlich heißt das nicht, dass man bei Independent-Produktionen absolute Narrenfreiheit genießen würde, schließlich geht es immer noch um Millionenbeträge und man hat Produzenten, vor denen man sich rechtfertigen muss. Doch bei einem Blockbuster in der Größenordnung von „Planet der Affen: Prevolution“ schwebt natürlich immer die Sorge vor einem Misserfolg über der Produktion. Außerdem ist es natürlich ein Risiko, einem jungen Regisseur wie mir ein solch großes Budget zuzugestehen. Aber ich denke, dass die Wahl auf mich fiel, weil ich eher als ein erfahrenerer Regisseur in der Lage bin, einen Neuanfang zu starten. Besonders in der frühen Phase der Produktion machte sich die Sorge des Studios bemerkbar, da die Produzenten sehr erpicht darauf waren, alles zu kontrollieren und darauf zu achten, dass alles nach ihren Vorstellungen läuft. Aber mit fortlaufender Produktionsdauer merkten sie irgendwann, dass ich mit ihren Vorstellungen eh weitestgehend konform gehe und haben mir dann immer mehr Freiheiten gewährt.
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