Wenn Warner Bros. nun eine fast vollständige Fassung des Filmklassikers von 1927 in die Kinos bringt, ist das das Ende einer mehr als 80 Jahre andauernden Odyssee, während der große Teile der bitteren Zukunftsvision als endgültig verschollen galten. In unserem Special zeichnen wir den holprigen Weg von Fritz Langs Meisterwerk in unsere Kinos nach.
Das Labyrinth der Fassungen
Der französische Philosoph Gilles Deleuze hat einmal gesagt, dass die Geschichte des Films einem langen Märtyrerkatalog entspricht. Zu diesen Märtyrern des Kinos ist sicherlich auch Fritz Lang zu zählen: Am 27. Januar 1927 erlebte „Metropolis“ in Berlin im Ufa-Palast am Zoo seine Premiere. Er war dabei 4189 Meter lang, was umgerechnet etwa einer Dauer von 153 Minuten entspricht. Das reguläre Publikum konnte ihn anschließend im Ufa-Pavillon sehen, sprach auf die exzentrische Zukunftsvision allerdings nicht an. Lediglich 15.000 Zuschauer kamen am Ende zusammen, was aufgrund der gewaltigen Kosten einer Hiobsbotschaft gleichkam.
So entschieden die Produzenten, den Film bereits nach wenigen Wochen abzusetzen und lieber noch einmal die Schere anzusetzen. Die daraus hervorgehende, bundesweit vorgeführte Fassung war schließlich noch 3241 Meter lang und basierte im Wesentlichen auf der 3100 Meter langen amerikanischen Version. Der US-Verleih hatte dafür den Dramatiker Channing Pollock engagiert, der dem Mammutprojekt jegliche Zurückhaltung und Logik absprach, weshalb er etliche Handlungsstränge komplett entfernte und sinnentstellende neue Zwischentitel einfügte.
Eine noch immer sehr umstrittene, nachkolorierte und mit Discomusik von Giorgio Moroder unterlegte Version von 1984 war schließlich gar nur noch 80 Minuten lang. Aber auch seriösere Wiederaufführungen ließen die geschnittenen Szenen vermissen, die lange als unwiderruflich verschollen galten. Der Fakt, dass die verschiedenen Fassungen zudem teilweise auf unterschiedliche Takes derselben Szene zurückgreifen, machte die Rekonstruktion noch schwieriger. Die von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung restaurierte Fassung aus dem Jahr 2001 war anhand des Drehbuchs, Notizen in der Partitur des Komponisten Gottfried Huppertz und der Wiedergabe der Zwischentitel in der damaligen Zensurkarte minutiös rekonstruiert – eine beeindruckende Leistung, aber es fehlten immer noch 30 Minuten, die durch Texteinblendungen und Standfotos so gut wie eben möglich überbrückt wurden.
Im Sommer 2008 folgte dann die Weltsensation: Im Archiv des „Museo del Cine“ in Buenos Aires kam die bisher vollständigste Fassung des Films zum Vorschein. Adolfo Z. Wilson, Chef eines ansässigen Kinoverleihs, hatte 1928 eine Kopie der Langfassung erworben, um sie in Brasilien zu präsentieren. Die Filmrollen wurden anschließend von einem Filmkritiker gekauft, der sie in den 60er Jahren an den Nationalen Kunstfond des Landes weiterveräußerte, vom dem eine Kopie an besagtes Museum ging. Der entscheidende Hinweis ging vom Leiter eines Filmclubs aus, dem die abweichende Länge der 16mm-Kopie aufgefallen war. Die Museumsleiterin Paula Félix-Didier verständigte die deutsche Journalistin Karen Naundorf, drei hinzugezogene Experten bestätigten den Fund. Die Szenen wurden restauriert und dann in die 2001er-Fassung integriert. So bescheiden ihre Qualität im Vergleich zum hervorragend aufgearbeiteten Rest auch sein mag, sie schließen immens viele Lücken. Im Februar 2010 feierte die vermutlich endgültige Langfassung auf der Berlinale ihre Premiere. Wenn Warner Bros. „Metropolis“ nun am 12. Mai 2011 in seinem Entstehungsland in einer nahezu ursprünglichen, etwa 150 Minuten langen Fassung in die Kinos bringt, dann hat sich der Kreis wohl endgültig geschlossen.
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