Im November 2012 kommt mit "Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht 2" der letzte Teil der "Twilight"-Reihe in die Kinos. Zum Start des Zirkus-Melodrams "Wasser für die Elefanten" streiten unsere Redakteure Jan Hamm und Christoph Petersen nun darüber, ob die Karriere von Superstar Robert Pattinson dann auch zu Ende gehen oder den Vampir-Hype nicht doch überdauern wird.
Außer "Twilight" nichts gewesen!
Von Jan Hamm
Der 16. November 2012 wirft bereits seinen apokalyptischen Schatten voraus – an diesem Tag nämlich wird „Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht 2“ in die Kinos kommen. Heerscharen hingebungsvoller Fangirls müssen sich dann wohl oder übel mit dem vorläufigen Ende des „Twilight“-Franchises abfinden. Für Summit Entertainment läuft die Lizenz zum Gelddrucken aus. Und da ist noch einer, den der 16. November hart treffen wird: Robert Pattinson, den umjubelten Star der Hype-Woge nach Hype-Woge losstampfenden Vampir-Soap, auch bekannt als hübsch in der Sonne funkelnder Blutsauger-Beau Edward Cullen. Das Ende seiner Paraderolle wird gleichzeitig das Ende seiner Schauspiel-Karriere bedeuten. Denn während er die Posterboy-Anforderungen des „Twilight“-Franchises zweifelsfrei erfüllt, ist er ansonsten vor allem eines: ein ganz furchtbarer Schauspieler, dessen grobmotorische Mimik und gerade noch schultheaterwürdige Dialogzeilen-Rezitation dann nicht länger von Edwards Box-Office-Strahlkraft überblendet werden. Keineswegs soll deshalb aber in Abrede gestellt werden, dass Pattinson ein aufgeweckter und charmanter Bursche ist, der das „Pattsy“-Phänomen mit gesunder Distanz betrachtet, statt über den plötzlichen Starruhm vollends abzuheben:
Bloß, ein netter, junger Mann zu sein, das hat noch lange nichts mit gutem oder wenigstens passablem Schauspiel zu tun. Pattinsons erster Kino-Auftritt überzeugte einzig und alleine, weil er als Hogwarts-Schulschwarm Cedric Diggory in „Harry Potter und der Feuerkelch“ eigentlich nur er selbst sein musste. Eine spezifische Figur ausloten und vermitteln musste er dabei jedenfalls nicht. Daher befremdete es bereits zum Kinostart der vierten Potter-Episode im Jahr 2005, dass er von so manchem britischen Kulturjournalisten als neuer Jude Law abgefeiert wurde. In Anbetracht seines leicht androgynen Märchenprinzen-Looks kaum überraschend kam hingegen kurz darauf seine Besetzung als Edward Cullen. Obgleich sein hübsches Gesicht maßgeblich zum Erfolg des „Twilight“-Franchises beigetragen hat, war ihm jedoch selbst bei einer unterentwickelten Figur wie Edward anzusehen, dass er hart an seine darstellerischen Grenzen stieß. Mehr als dieser eine melancholisch-schmachtvolle Blick fiel Pattinson nicht ein, um ein etliche Jahrzehnte altes Wesen im Körper eines Teens auszuloten.
Jetzt ist es aber nun mal so gekommen: Pattinson ist mit „Twilight“ zum Superstar geworden, um den sich BRAVO, Popcorn und Konsorten reißen, als wollten sie der Bunten auf Teufel komm raus die Leser abluchsen – fast konnte er einem leidtun, wie da über seiner angeblichen Ruhmkoller-Depression und seinen amourösen Verstrickungen mit Bella-Darstellerin Kristen Stewart geaast wurde. 2010 nahm ihn das TIME-Magazine sogar in die Liste der 100 einflussreichsten Personen dieser Welt auf. Kein Wunder, dass andere Studios und Filmemacher auch einmal von diesem Kuchen abbeißen wollten. Während die „Twilight“-Serie bis zum aktuell dritten Eintrag fortproduziert wurde, ergatterte Pattinson also weitere Rollen - freilich wieder und wieder als junger Mann, dem das ganz große Liebesglück von einer missgünstigen Welt verwehrt wird. Über den „Little Ashes“-Besetzungsunfall als jugendlicher Romantiker Salvador Dalí breiten wir dabei besser den Mantel des Schweigens aus. Und in „Remember Me“ legte sich der arg limitierte Schauspieler endgültig längs aufs darstellerische Glatteis.
Gibt alles: Schultheater-Star Robert Pattinson in "Remember Me".
Doch selbst derartig unkontrolliertes Gesichts-Pingpog gegen einen im noblen Anklang an Al Pacinos „Kaufmann von Venedig“ auftrumpfenden Pierce Brosnan konnte die Fox Studios nicht davon abbringen, Pattinson nun in der Hauptrolle ihrer Sara-Gruen-Adaption „Wasser für die Elefanten“ zu besetzen. Und zwar ausgerechnet gegenüber einem Mann, vor dem sich nach Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ die ganze Filmwelt verneigt hat: Christoph Waltz, auch bekannt als SS-Mephisto Hans Landa. Waltz kommt vom anderen Ende des darstellerischen Spektrums, seine Hollywood-Karriere gleicht einem wohldurchdachten Planspiel. Nach seinem Oscar-Sieg mit den „Basterds“ lockerte er seine Schauspielmuskeln im Action-Klamauk „The Green Hornet“, bringt sich nun über die Bestseller-Verfilmung „Wasser für die Elefanten“ ins Gespräch und wird Ende 2011 in Roman Polanskis Theater-Verfilmung „Der Gott des Gemetzels“ garantiert wieder für offene Münder sorgen. Nein, es ist nicht ungerecht, um ihren Platz im Filmgeschäft ringende Jungstars gegen Schauspiel-Eminenzen antreten zu lassen. Auch nach großen Erfolgen musste Leonardo DiCaprio noch eine Feuertaufe bestehen, als er gegen den atemberaubenden Daniel Day-Lewis in „Gangs of New York“ anspielte. Und auch James McAvoy verdiente sich sein hohes Ansehen auf die harte Tour, indem er neben einem urgewaltigen Forest Whitaker in „Der letzte König von Schottland“ bestand.
Lacht sich über den „Wasser für die Elefanten“-Spaziergang ins Fäustchen: Christoph Waltz.
Hat noch keinen Schimmer, auf was er sich da eingelassen hat: Robert Pattinson.
Genau wie der irrfahrende polnische Tierarzt Jacob Jankowski an der Übermacht von Wanderzirkus-Direktor August Rosenbluth scheitert, so arbeitet sich auch Pattinson vergeblich an seinem Opponenten Waltz ab. Die hilflosen Aufstandsversuche der Filmfigur Jacob wirken wie ein gehässiger Kommentar zum Kräfteverhältnis abseits der Kamera-Linse. Seine Feuertaufe hat Pattinson ganz schön verhauen: Wenn Waltz auftritt, ist Pattinson kaum noch wahrzunehmen. Einmal darf er es noch versuchen - und zwar in der Guy-de-Maupassant-Adaption „Bel Ami“ an der Seite von Uma Thurman. Dass er mit diesem Auftritt so spät im Spiel um die Anerkennung als echter Schauspieler noch Punkte gutmachen kann, scheint allerdings nahezu ausgeschlossen. Und wozu auch? Der Posterboy Pattinson arbeitet ohnehin schon als Model, also eben da, wo seine wahren Stärken liegen. Es ist eben nicht jeder zum großen Schauspieler geboren. Mit Robert Pattinson ist alles in Ordnung, er sollte sich in Zukunft bitte bloß von der Leinwand fernhalten. Und es sieht ganz so aus, als ob diese Zukunft nicht mehr weit entfernt liegt. Genauer gesagt: Sie wird am 16. November 2012 anbrechen.
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