Die FILMSTARTS-Perle
Samstag, 2. Juli 2011 - 10:00

Mit der „FILMSTARTS-Perle“ gibt euch jeweils am Sonntag ein FILMSTARTS-Redakteur eine ganz persönliche Film-Empfehlung. Das können übersehene, unbekannte oder unterschätzte Werke genauso sein wie Lieblingsfilme und Guilty Pleasures. In jedem Fall sind es ganz besondere Filme, die das Ansehen und das Wiedersehen lohnen.

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"Braindead"
(Peter Jackson, Neuseeland 1992)

Von Christoph Petersen

 

Ich muss gleich vorweg gestehen, dass ich eigentlich kein sonderlicher Fan von Peter Jackson bin. Sein Teenager-Fantasy-Drama „In meinem Himmel“ fand ich vollkommen misslungen und selbst mit der auch auf FILMSTARTS vielgepriesenen „Der Herr der Ringe“-Trilogie konnte ich nicht wirklich etwas anfangen. Der erste Teil „Die Gefährten“ gefiel mir zwar noch richtig gut, aber ab dem zweiten Film zählte ich dann zu jener Gruppe von Ungläubigen, die sich am Ende von „Die Rückkehr des Königs“ nur kopfschüttelnd fragte, warum die nicht schon zu Beginn auf die Adler gestiegen und einfach zu dem Vulkan hingeflogen sind. Aber auch wenn der Herr der Fantasy-Blockbuster nicht zu meinen Lieblingsregisseuren zählt, schätze ich das Frühwerk des Neuseeländers doch sehr. Das rabenschwarze Drama „Heavenly Creatures“ mit Kate Winslet ist ein Meisterwerk und selbst seine oft gescholtene Horror-Komödie „The Frighteners“ hat mir mächtig Spaß bereitet. Mein Liebling ist und bleibt aber Peter Jacksons dritter Langfilm „Braindead“, die wohl beste Splatter-Komödie, die jemals den kranken Hirnwindungen eines Filmemachers entkrochen ist:

 

 

Zum ersten Mal im Splatter-Genre ausprobiert hat sich Peter Jackson schon fünf Jahre zuvor. Sein Debüt „Bad Taste“ handelt von Aliens, die auf die Erde gekommen sind, um die Bewohner eines neuseeländischen Küstenstädtchens zu Burgerfleisch zu verarbeiten. Ähnlich wie Robert Rodriguez und Kevin Smith bei ihren kultigen Debüts „El Mariachi“ und „Clerks“, finanzierte auch Jackson seinen Film selbst. Das Budget hielt er bei nahezu Null, indem er über einen Zeitraum von vier Jahren nur am Wochenende mit Freunden in den Hauptrollen drehte. Ein Drehbuch gab es nicht, stattdessen wurde gedreht, was Jackson im Laufe der Woche eben so eingefallen ist. Erst gegen Ende der Dreharbeiten bot die Neuseeländische Filmförderung doch noch ihre Unterstützung an, nachdem die Verantwortlichen die bereits abgedrehten Szenen zu sehen bekommen hatten. Der plötzliche Geldsegen erwies sich für den Film allerdings nicht nur als positiv. So bemerkt man nun einen offensichtlichen Bruch zwischen den Szenen ohne und den Szenen mit Geld, wobei die ohne deutlich kreativer daherkommen. Am Ende ist „Bad Taste“ ein sehr interessantes, wenn auch nicht rundum gelungenes Debüt, das doch noch einiges vom Status eines Kult-Klassikers entfernt ist – ganz im Gegensatz zu „Braindead“, für den Jackson nach den veritablen Erfolgen von „Bad Taste“ und seiner „Die Muppets“-ab-18-Satire „Meet the Feebles“ von Anfang an ein angemessenes, wenn auch nicht übertriebenes Budget zur Verfügung hatte.

 

Das Ober-Alien aus "Bad Taste" (links) und ein Kuss unter Zombies aus "Braindead" (rechts).

 

In „Braindead“ geht es um eine von Wilderern eingeschleppte Seuche, die alle Infizierten in nach Menschenfleisch lechzende Zombies verwandelt. Als erstes steckt sich die herrschsüchtige Patriarchin Vera Cosgrove (herrlich bösartig: Elizabeth Moody) bei einem Affen im örtlichen Zoo an. Ihr schüchterner Sohn Lionel (Timothy Balme) weiß sich zunächst nicht anders zu helfen, als die Mutter einzusperren und mit Medikamenten ruhigzustellen. Doch so richtig haut das nicht hin und schon bald gibt es weitere Infizierte, darunter auch den Kung-Fu-Priester Father McGruder (Stuart Devenie). Es ist urkomisch, wie der hoffnungslos überforderte Lionel versucht, seine Zombie-Gäste bei Laune zu halten. Da wird dann auch schon mal der komplette Kopf nach hinten geklappt, um den Brei direkt mit einem Löffel in die Speiseröhre zu stopfen. Dabei steht der Slapstick von Timothy Balmes als über sich hinauswachsendes Muttersöhnchen durchaus auf einer Stufe mit den ganz Großen des Faches: Charlie Chaplin und Buster Keaton. Wenn die Zombie-Epidemie dann schlussendlich doch vollkommen aus dem Ruder läuft, trumpft Lionel in einer der erinnerungswürdigsten Szenen des Splatter-Kinos noch einmal richtig auf und fräst sich mit einem elektrischen Rasenmäher durch die Untoten-Horden, dass die Gliedmaßen wie geschorene Grashalme durch die Gegend fliegen. Das ist blutiges Leinwand-Gematsche, wie man es formvollendeter gar nicht inszenieren kann.

 

Jake Wests "Evil Aliens" & Eli Roths "Cabin Fever": Gehypter Splatter, aber warum?

 

Eigentlich verabscheue ich es, wenn jemand diese Phrase verwendet, aber im Fall von „Braindead“ komme ich nicht drum herum, es selbst festzustellen: Früher war eben doch alles besser! Das moderne Splatter-Kino von Eli Roths „Cabin Fever“ über Jake Wests „Evil Aliens“ bis hin zu stärkeren Vertretern wie Jonathan Kings „Black Sheep“ funktioniert praktisch nur noch über mal mehr oder mal weniger (selbst-)ironische Referenzen an frühere Genrevertreter und überwiegend platte Gags. Ikonenhafte, zum Mitfiebern einladende Helden wie Bruce Campbells Ash aus Sam Raimis „Armee der Finsternis“ oder eben auch Timothy Balmes Lionel aus „Braindead“ sucht man heute weitestgehend vergebens (zumindest habe ich in den vergangenen Jahren keinen entdeckt). Eigentlich sind Splatter-Filme der perfekte Abenteuerspielplatz für junge Filmemacher, wo sie sich mal so richtig austoben können -  nur scheint die Last der Klassiker inzwischen so schwer auf den Schultern des Cineasten-Nachwuchses zu lasten, dass dieser sich kaum noch freischwimmen kann.

 

PS: „Braindead“ ist übrigens nicht nur mein liebster Splatter-Film, auch der OV-Trailer (siehe unten) zählt zu meinen absoluten Favoriten. In diesem Sinne: Mäh!

 

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Kommentare

  • Tobi-Wan

    Schöne Idee, dieser persönliche Blick auf einen Film.

  • Loconut

    ach, dann hab ich das falsch verstanden, dass der film in der darauf folgenden woche im tv läuft?

  • MaxPowers

    kann mich nur an Tobi Wan anschliessen....

    meiner Meinung nach die beste Rezension vom Filmstarts Team!

  • wes4su

    defintiv die berührenste Rezension in der FS- Geschichte

  • C4rter

    Mit 11 Jahren Hard to Kill und mit 8 Jahren Terminator? Respekt :-D

  • ParanoidAndroid

    [quote]Mit 11 Jahren Hard to Kill und mit 8 Jahren Terminator? Respekt :-D[/quote]
    PÖH!! Ich sah mit 8 Jahren Predator (und bemerkte bereits in jenem Alter, daß in der "Extremitäten-Abschieß-Szene" eindeutig der Arm des Protagonisten in der Hose verborgen war).

  • iicv

    Pah! Meine Mutter hat bei der Geburt Alien geguckt...

  • Fain5

    Das da bei Alien war MEINE Geburt!

  • Philbo

    Und ich gebe 'ne Geheimvorstellung von "A Serbian Film" im Kindergarten hier um die Ecke!

  • ParanoidAndroid

    Ich aß während ich den Blut-und-Gedärme-Schmodderfilm "Man-Eater" (aka "Antropophagus") mit Kumpels auf VHS anschaute einen Hamburger - und der blieb trotz des unappetitlichen Geschehens der sich auf der Mattscheibe abspielte drin!

    Mal schauen, wie Ihr das toppen wollt, Ihr Fummeltrinen...

  • Zombiegulasch

    Ich hatte mit 11 bereits die ersten 6 freitag der 13. und die ersten 4 Halloween gesehen muhahaha

  • HappyTiger

    ich bin ja eher der van damme - fan gewesen, aber die frühen seagals sind wirklich ziemlich gut.

  • Jimmy Conway

    Pfff....als ich 6 war, habe ich, während ich in meiner linken Hand gerade meine tägliche Portion Hammelkeulen hielt und aß, mit meiner rechten Faust einen nervenden Schulkollegen die Fresse poliert, bis sein Gesicht so aussah, als wäre man mit einer Dampfwalze drüber gefahren. Ihr Luschen!

  • ChiliPalmer

    hahahaha @ Jimmy...

  • ChiliPalmer

    ich hab mit 7 bloodsport gesehen... das beste was es gab... allerdings bekam ich alpträume wegen dem chinesischen muskelpaket... und ich hatte auch alpträume wegen dem beißer in den bondfilmen... wenn ich mich recht erinnere hab ich mir damals das bett vollgepisst... nichtsdestotrotz waren das fette zeiten... yeah

  • Gueri1la

    mein bescheuerter Vater hat mir mit 5 Jahren Poltergeist gezeigt, dann hab ich mir erstmal in die Hose geschissen und konnt netmehr schlafen.
    Meine Mutter hat ihn auch erstmal ausgehaun, aber geschadet hats mir net...

  • sunx

    mein bruder hat mir mit 6 jahren alien 2 gezeigt...seitdem konnte ich nie wieder in ruhe schlafen xd

  • GonzoFist

    Erinnert mich, auch wenn ich Fluchtpunkt San Francisco nicht gesehen, habe an The Wild Angels, einen weiteren kultigen Roadmovie noch vor Easy Rider, der meiner Ansicht nach auch sehr unterschätzt wird. Ein klasse Film!

  • Koyaanisqatsi

    Der Link zu Peta Wilson kann irgendwie nicht stimmen.

  • Tobi-Wan

    "[...] den aber von der jüngeren Generation weit weniger Menschen gesehen haben als allgemein behauptet wird.[...]"
    So ist es. Ich habe diese Wissenslücke erst kürzlich geschlossen und war ziemlich angetan von "Fluchtpunkt San Francisco". Dieser unbändige Freiheitsdrang, den der Film geradezu zelebriert, dem konnte ich mich einfach nicht entziehen.

  • Lieutenant-Dan-Taylor

    Ich liebe das Siebzigerjahre-Kino auch. Der Streifen wurde hier vor Monaten schon eimnal empfohlen. Lietenant Dan kaufte ihn und hat es nicht bereut. Wird hier zurecht gewürdigt als "die Perle der Woche" und ist für mich neben Spielbergs "Duell" ein absolutes Highlight dieser Dekade!

  • lukimalle

    kommt der film denn jetzt im fernsehen oder ist die perle der woche davon unabhängig?
    Zum Film: Kenne ihn nicht, scheint mir aber so ein Film für Antis wie etwa "der unbeugsame" zu sein, den fand ich echt super, der hier würde mir bestimmt auch gefallen.

  • Truman

    @ lukimalle: Die "Perle der Woche" ist unabhängig von TV-Ausstrahlungen. Das ist jeweils Filme, die die Redakteure - in ausführlicher, perönlicher Form - empfehlen möchten.

  • Bunbary

    Wenn ich hier in der Redaktion säße wäre ich jetzt sauer, denn diesen Film hätte ich auch als Perle der Woche vorstellen wollen - mein absoluter Lieblingsfilm, ich freue mich auch schon wahnsinnig auf Teil 4. Zur Frage: War das nicht Billy Loomis? Oder kann ich mich da an irgendetwas aus den Sequels nicht erinnern?

  • PokerFace

    Gut, dass man mit 13 in Scream gelassen wird ;D

  • P14INVI3VV

    Stu und Billy haben Sidney's Mutter getötet, da sie eine Affäre mit Billy's Vater hatte

  • P14INVI3VV

    -SPOILER- (nächster post)

  • Trip-

    Da hört man dann eben die ARD-Bundesliga-Konferenz und muss nicht auf die Sportschau warten :)

  • Jimmy Conway

    Mal was anderes....danke Herr Staben, dass sie auch mal so einen Film ausgegraben haben.

  • GonzoFist

    Interessanter Beitrag. Wird gemerkt.

  • Roy-Batty

    Wie gut das ich mir den Streifen vor 4-5 Jahren im GB Urlaub geholt hab. Toller Film, wirklich!

  • Felix Schmidt

    Ich wollte nur mal sagen das es den Film in deutsch bei amazon.de gibt. Für ca. 11,00 Euro !!

  • Truman

    "Reality Bites" gibt es übrigens für 6,97 Euro bei Amazon.

  • kokki67

    also die ultimativen "generation x"-filme sind doch neben dem hier erwähnten singles vor allem "swingers" und von linklater eher "slackers" denn "before sunrise". "office space" ist auch noch ganz toll. "reality bites" ist natürlich auch gut, mochte ich aber früher mehr als heute...

  • kokki67

    steiner endlich ungekürzt. wird gekauft.

  • GonzoFist

    Kann es sein, dass es so ein Film auch über Zidane gibt?

  • Chief Thunder

    Endlich eine Kritik nach meinem Geschmack!
    Großartige wunderschöne Romanze und auch auf meiner Liste eine Perle der Filmgeschichte!

  • Danielo

    Ich weiß auch nicht weshalb Rendezvous mit Joe Black teills so schwache Kritiken erhielt. Den Film würde ich immer einem Titanic o.ä vorziehen. Nur die Länge ist teilweise schon extremst.
    Aber das der selbe Kamermann wie bei Tree of Life tätig war hät ich mir glatt denken können.

  • peter1967

    Für mich ist dieser Film bestimmt keine Perle.
    Brad Pitt und Anthony Hopkins wirken dekadent, lächerlich und schwul.

  • JanKonge

    gottchen, für mich auch keine Perle, den Film musste ich mir mal mit meiner Tante anschauen, die längsten 3 Stunden meines Lebens ^^ aber offensichtlich kann man ihn gut finden ;)

  • johndoe86

    braindead ist die beste komödie aller zeiten!

  • dr.strangelove

    Braindead, zu Recht eine Perle :D

  • P-Saimon

    "Braindead" als Perle, klasse ist das! :D Überragender Film, mir kommt schon das Kotzen wenn ich nur an die Pudding-Szene denke ^^

  • Schnafffan

    "Braindead" ist einfach göttlich :D Jacksons sichere Hand liegt im imponierend souveränen Erzählen von Geschichten und unwiderstehlicher Unterhaltung. Moral oder intellektueller Unterbau seiner Filme ist dabei zwar nie sonderlich subtil,aber durchaus vorhanden. Damit ist er in seiner Art wie auch in der Qualität ein Regisseur-Typ wie Spielberg oder Cameron.

  • C4rter

    "Helpful Bus" ist meine Lieblingsfolge. Super Serie, schön das hier jemand die Masse nochmal drauf hinweist.

  • Ducem

    Roadside ASSistance ist auch meine absolute Lieblingsfolge.
    James Gunn kommt so herrlich geil psycho rüber und Sasha Grey ist imo die heißeste Pornodarstellerin, die es gibt.

  • Jimmy Conway

    Schon gut, aber Jenna Haze und Aria Giovanni sehe ich auf einer Stufe. Tori Black ist imo noch heißer :-D

  • Saeglopur

    Ich hab mich halb tot gelacht bei Squeal Happy Whores und Helpful Bus! Absolut genial! HAHAHA

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