Mit der „FILMSTARTS-Perle“ gibt euch jeweils am Sonntag ein FILMSTARTS-Redakteur eine ganz persönliche Film-Empfehlung. Das können übersehene, unbekannte oder unterschätzte Werke genauso sein wie Lieblingsfilme und Guilty Pleasures. In jedem Fall sind es ganz besondere Filme, die das Ansehen und das Wiedersehen lohnen.
Von Christoph Petersen
Ich muss gleich vorweg gestehen, dass ich eigentlich kein sonderlicher Fan von Peter Jackson bin. Sein Teenager-Fantasy-Drama „In meinem Himmel“ fand ich vollkommen misslungen und selbst mit der auch auf FILMSTARTS vielgepriesenen „Der Herr der Ringe“-Trilogie konnte ich nicht wirklich etwas anfangen. Der erste Teil „Die Gefährten“ gefiel mir zwar noch richtig gut, aber ab dem zweiten Film zählte ich dann zu jener Gruppe von Ungläubigen, die sich am Ende von „Die Rückkehr des Königs“ nur kopfschüttelnd fragte, warum die nicht schon zu Beginn auf die Adler gestiegen und einfach zu dem Vulkan hingeflogen sind. Aber auch wenn der Herr der Fantasy-Blockbuster nicht zu meinen Lieblingsregisseuren zählt, schätze ich das Frühwerk des Neuseeländers doch sehr. Das rabenschwarze Drama „Heavenly Creatures“ mit Kate Winslet ist ein Meisterwerk und selbst seine oft gescholtene Horror-Komödie „The Frighteners“ hat mir mächtig Spaß bereitet. Mein Liebling ist und bleibt aber Peter Jacksons dritter Langfilm „Braindead“, die wohl beste Splatter-Komödie, die jemals den kranken Hirnwindungen eines Filmemachers entkrochen ist:
Zum ersten Mal im Splatter-Genre ausprobiert hat sich Peter Jackson schon fünf Jahre zuvor. Sein Debüt „Bad Taste“ handelt von Aliens, die auf die Erde gekommen sind, um die Bewohner eines neuseeländischen Küstenstädtchens zu Burgerfleisch zu verarbeiten. Ähnlich wie Robert Rodriguez und Kevin Smith bei ihren kultigen Debüts „El Mariachi“ und „Clerks“, finanzierte auch Jackson seinen Film selbst. Das Budget hielt er bei nahezu Null, indem er über einen Zeitraum von vier Jahren nur am Wochenende mit Freunden in den Hauptrollen drehte. Ein Drehbuch gab es nicht, stattdessen wurde gedreht, was Jackson im Laufe der Woche eben so eingefallen ist. Erst gegen Ende der Dreharbeiten bot die Neuseeländische Filmförderung doch noch ihre Unterstützung an, nachdem die Verantwortlichen die bereits abgedrehten Szenen zu sehen bekommen hatten. Der plötzliche Geldsegen erwies sich für den Film allerdings nicht nur als positiv. So bemerkt man nun einen offensichtlichen Bruch zwischen den Szenen ohne und den Szenen mit Geld, wobei die ohne deutlich kreativer daherkommen. Am Ende ist „Bad Taste“ ein sehr interessantes, wenn auch nicht rundum gelungenes Debüt, das doch noch einiges vom Status eines Kult-Klassikers entfernt ist – ganz im Gegensatz zu „Braindead“, für den Jackson nach den veritablen Erfolgen von „Bad Taste“ und seiner „Die Muppets“-ab-18-Satire „Meet the Feebles“ von Anfang an ein angemessenes, wenn auch nicht übertriebenes Budget zur Verfügung hatte.
Das Ober-Alien aus "Bad Taste" (links) und ein Kuss unter Zombies aus "Braindead" (rechts).
In „Braindead“ geht es um eine von Wilderern eingeschleppte Seuche, die alle Infizierten in nach Menschenfleisch lechzende Zombies verwandelt. Als erstes steckt sich die herrschsüchtige Patriarchin Vera Cosgrove (herrlich bösartig: Elizabeth Moody) bei einem Affen im örtlichen Zoo an. Ihr schüchterner Sohn Lionel (Timothy Balme) weiß sich zunächst nicht anders zu helfen, als die Mutter einzusperren und mit Medikamenten ruhigzustellen. Doch so richtig haut das nicht hin und schon bald gibt es weitere Infizierte, darunter auch den Kung-Fu-Priester Father McGruder (Stuart Devenie). Es ist urkomisch, wie der hoffnungslos überforderte Lionel versucht, seine Zombie-Gäste bei Laune zu halten. Da wird dann auch schon mal der komplette Kopf nach hinten geklappt, um den Brei direkt mit einem Löffel in die Speiseröhre zu stopfen. Dabei steht der Slapstick von Timothy Balmes als über sich hinauswachsendes Muttersöhnchen durchaus auf einer Stufe mit den ganz Großen des Faches: Charlie Chaplin und Buster Keaton. Wenn die Zombie-Epidemie dann schlussendlich doch vollkommen aus dem Ruder läuft, trumpft Lionel in einer der erinnerungswürdigsten Szenen des Splatter-Kinos noch einmal richtig auf und fräst sich mit einem elektrischen Rasenmäher durch die Untoten-Horden, dass die Gliedmaßen wie geschorene Grashalme durch die Gegend fliegen. Das ist blutiges Leinwand-Gematsche, wie man es formvollendeter gar nicht inszenieren kann.
Jake Wests "Evil Aliens" & Eli Roths "Cabin Fever": Gehypter Splatter, aber warum?
Eigentlich verabscheue ich es, wenn jemand diese Phrase verwendet, aber im Fall von „Braindead“ komme ich nicht drum herum, es selbst festzustellen: Früher war eben doch alles besser! Das moderne Splatter-Kino von Eli Roths „Cabin Fever“ über Jake Wests „Evil Aliens“ bis hin zu stärkeren Vertretern wie Jonathan Kings „Black Sheep“ funktioniert praktisch nur noch über mal mehr oder mal weniger (selbst-)ironische Referenzen an frühere Genrevertreter und überwiegend platte Gags. Ikonenhafte, zum Mitfiebern einladende Helden wie Bruce Campbells Ash aus Sam Raimis „Armee der Finsternis“ oder eben auch Timothy Balmes Lionel aus „Braindead“ sucht man heute weitestgehend vergebens (zumindest habe ich in den vergangenen Jahren keinen entdeckt). Eigentlich sind Splatter-Filme der perfekte Abenteuerspielplatz für junge Filmemacher, wo sie sich mal so richtig austoben können - nur scheint die Last der Klassiker inzwischen so schwer auf den Schultern des Cineasten-Nachwuchses zu lasten, dass dieser sich kaum noch freischwimmen kann.
PS: „Braindead“ ist übrigens nicht nur mein liebster Splatter-Film, auch der OV-Trailer (siehe unten) zählt zu meinen absoluten Favoriten. In diesem Sinne: Mäh!
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