Mit der „FILMSTARTS-Perle“ gibt euch jeweils am Sonntag ein FILMSTARTS-Redakteur eine ganz persönliche Film-Empfehlung. Das können übersehene, unbekannte oder unterschätzte Werke genauso sein wie Lieblingsfilme und Guilty Pleasures. In jedem Fall sind es ganz besondere Filme, die das Ansehen und das Wiedersehen lohnen.
Von Björn Becher
Mein Kollege Andreas Staben hat mir vergangene Woche die erste Western-Perle „weggeschnappt“, dabei habe ich mir schon lange selbst eine vorgenommen, denn der Western ist ohne Frage mein großes Lieblingsgenre. Das war schon in meiner Jugend so, als es die Klassiker mit Cowboys und Indianern ständig im Fernsehen gab, ob in der ARD, im ZDF oder in den Dritten Programmen; irgendwo lief meist ein Western und wurde von mir gerne geschaut – auch die kleinen B-Movies Hollywoods und die dreckigsten Italo-Schinken. Bis heute ist das noch so: Als ich, alter Listenfetischist, der ich bin, mir kürzlich die Aufgabe stellte, für jedes Jahrzehnt eine Film-Top-Ten zu erstellen, fanden sich da natürlich zahlreiche Western wieder, vor allem in den 60ern (6 von 10 Filmen) und 70ern (3 von 10 Filmen). In den Jahrzehnten danach fehlen die Western leider, trotz einiger großartiger Werke wie „Erbarmungslos“ und „Open Range“, der FILMSTARTS-Perle des vergangenen Sonntags. Erst in meiner Topliste des ersten Jahrzehnts des neuen Jahrtausends findet sich wieder einer: „Exiled“ von Johnnie To - ein Film aus Hongkong, der in der Gegenwart spielt, aber trotzdem einer der besten Western der Filmgeschichte ist.
Schon die Eröffnungsszene von „Exiled“ ist für mich Kino in Perfektion und ich habe sie in Vorbereitung auf diesen Text alleine mehr als ein Dutzend Mal gesehen. Sie ist ein Zitat des berühmten Beginns von Sergio Leones „Spiel mir das Lied vom Tod“, aber übertrifft das ohnehin schon herausragende Vorbild tatsächlich noch einmal deutlich. Statt an einem Bahnhof trifft man sich hier auf einem kleinen Platz in einer noch kleineren Gasse auf der Insel Macao. Vier Gangster stehen auf diesem Platz und warten auf einen fünften, ihren ehemaligen Kollegen Wu (Nick Cheung). Zwei von ihnen haben den Auftrag, diesen zu töten, die anderen beiden wollen ihn dagegen beschützen. Einst waren alle fünf die besten Freunde, nun belauert man sich während der so heftig Umstrittene auf sich warten lässt. Es wird kein Wort gesprochen und als ich den Film 2006 auf dem Asia Filmfest zum ersten Mal und auf der großen Kinoleinwand sah, auf der man „Exiled“ nach Möglichkeit unbedingt einmal genießen sollte, war die Spannung kaum auszuhalten. Als Wu dann endlich auftaucht, löst Johnnie To die Situation in einem vor Humor und Coolness nur so strotzenden Shooutout wunderbar auf.
Johnnie To nimmt sich nach Leone in der Eröffnungssequenz im weiteren Verlauf seines Films auch noch John Woo und Sam Peckinpah zum Vorbild und als Ansporn. Er inszeniert Schießereien, die an Virtuosität und Originalität fast nicht zu überbieten sind und liefert ein Bleiballett, bei dem in unglaublicher Schönheit gestorben wird - wie sonst nur in den grandiosen Finals von „The Wild Bunch“ oder „A Better Tomorrow II“. Dazu kommen weitere, fast noch ungewöhnlichere Ballersequenzen, in denen kein einziger Mensch stirbt. Mit „Exiled“ profiliert sich To, der seine Meisterschaft auch in Filmen wie „The Mission“, „Breaking News“, „The Sparrow“ oder „Election“ bewiesen hat, ein weiteres Mal als einer der ganz großen Stilisten des Action-Kinos.
Und für mich kommt gewissermaßen als Sahnehäubchen auf diesem Meisterwerk noch dazu, dass es sich bei „Exiled“ nicht nur um einen Actionfilm, sondern auch um einen Western handelt. Da steht im weiteren Verlauf der Handlung ein Goldraub auf dem Plan und die Helden müssen einen langen Marsch durch den staubigen Sand absolvieren, nachdem sie ihres Pferdes, pardon: ihres Wagens verlustig gegangen sind. Dazu gibt es ein Zitat der klassischen Hutsequenz aus „Für ein paar Dollar mehr“ und man erwartet eigentlich jeden Moment, dass ein Steppenläufer durch das Bild geweht wird. Auch wenn „Exiled“ im modernen Macau spielt, hatte ich zu jedem Zeitpunkt den Eindruck, einen Western zu sehen. Und dieser strotz nur so von Coolness: Protagonisten, die sich ihren Widersachern lachend in den Weg stellen, als wären sie unverwundbare Superhelden; in Zeitlupe durch die Luft schwirrende Kugeln, Gegenstände und getroffene Körper; ein Notarzt, der seinen Patienten weiterversorgt, während der sich erneut ins Feuergefecht stürzt - all das würde in den Händen eines weniger begabten Regisseur mächtig bemüht wirken, bei To ist es einfach nur atemberaubend. Mit Anthony Wong Chau-Sang und Suet Lam sind dazu auch noch zwei meiner Lieblingsschauspieler mit von der Partie, die wie immer bei Johnnie To ganz groß aufspielen. So gehört „Exiled“ für mich zu den besten Western überhaupt und das bei einem überaus üppig mit Meisterwerken gespickten Genre.
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