Mit der „FILMSTARTS-Perle“ gibt euch jeweils am Sonntag ein FILMSTARTS-Redakteur eine ganz persönliche Film-Empfehlung. Das können übersehene, unbekannte oder unterschätzte Werke genauso sein wie Lieblingsfilme und Guilty Pleasures. In jedem Fall sind es ganz besondere Filme, die das Ansehen und das Wiedersehen lohnen.
Von Carsten Baumgardt
Es war der 31. August und der 1. September 1978: Ein TV-Zweiteiler um eine Gruppe von Jugendlichen, die in spektakulärer Manier eine Reihe von Geldtransportern voller prägefrischer Fünf-Mark-Stücke überfällt und anschließend in einem Stollen versteckt, fesselt mich als damals Sechsjähriger vor die Flimmerkiste. Der Anführer der Bande ist ein querschnittsgelähmter Schwarzer, der sich als Schlüsselfigur der gesamten Geschichte herausstellt. Das sind die markantesten Fakten, die mir auch fast 20 Jahre später noch im Gedächtnis haften blieben, dazu kam das dringende Bedürfnis, dieses elektrisierende Werk nach so langer Zeit unbedingt noch einmal wiedersehen zu wollen. In unregelmäßigen Abständen bemühte ich mich also über die Jahre hinweg zu ermitteln, um welchen Film es sich überhaupt handelte. Vor dem Internetzeitalter war das komplett unmöglich, aber auch mit der Unterstützung des Worldwideweb gestaltete sich die Suche zu einer zähen Angelegenheit. Nachdem ich dann irgendwann doch noch herausfand, dass es sich um Uli Edels dreistündigen TV-Thriller „Das Ding“ mit dem jungen Uwe Ochsenknecht in einer der Hauptrollen handelte, war das aber noch lange nicht das Ende der Filmsuch-Odyssee…
Offensichtlich basierte „Das Ding“ auf einem gleichnamigen Bestseller… und zwar von Franz Josef Wagner. Bei dem Namen klingelte es natürlich. Und tatsächlich: Das Werk stammt von dem heutigen BILD-Kolumnisten Wagner, der das Volk als „Gossen-Goethe“ regelmäßig mit netten Ratschlägen an Prominente terrorisiert. Bei Amazon für drei Euro erstanden (aktuell wird das Werk übrigens für astronomische 173,99 Euro angeboten!!!), bekam ich zuerst also die literarische Vorlage zum gesuchten Film in die Hände. Stilistisch bewegt sich Wagner nahe am Dilettantismus, aber immerhin ist der Roman so unglaublich spannend, dass ich ihn in zwei Tagen verschlungen habe, auch um zumindest schon einmal die Story wieder präsent zu haben. Nach einer weiteren Recherchetour im Internet war es Ende 2009 soweit: Ein Niederländer verkaufte mir einen TV-Mitschnitt in gruseliger Bildqualität für 25 Euro Bearbeitungsgebühr. Nachdem ich derart lange hinter dem Stoff herjagte, spielte das auch keine Rolle mehr, die Mischung aus Nostalgie und Neugier war stärker als der Willen zur Sparsamkeit.
Die befreundeten Bundeswehrsoldaten Rocky (Wayne Laryea), Sprinter (Stephan Schwartz), Engelchen (Uwe Ochsenknecht), Joker (Roadent) und dessen Freundin Michaela (Caroline Chaniolleau) hecken einen halsbrecherischen Plan aus, wie sie zu Reichtum kommen können. Rockys Mutter (Ulla Jacobsson) arbeitet bei der Bundesprägestelle in Hamburg und der junge Mann erfährt durch Zufall den Termin für einen geplanten Geldtransport von der Hansestadt nach Bonn, bei dem drei Lastwagen voller frischer Fünf-Mark-Stücke überführt werden sollen. Die Soldaten besorgen sich ein Scharfschützengewehr und setzen ihren scheinbar gewieften Plan in die Tat um: Als sie allein in einem Jeep in einem Konvoi unterwegs sind, lassen sie sich nach einer simulierten Motorpanne zurückfallen und bauen sich später auf einer Autobahnbrücke auf, um mit Betäubungsmunition auf die Fahrer der Transporter zu schießen und diese außer Gefecht zu setzen.
(ACHTUNG SPOILER)
Tatsächlich gelingt der Überfall, alle drei Wagen werden gekapert. Nicht eingeplant war allerdings, dass einer der Fahrer bei der Aktion stirbt. Die Lastwagen versteckt die Bande in einem stillgelegten Stollen, den sie später durch das Auslösen einer Explosion versiegelt. Als der sensationelle Raubzug mit Todesfolge zur nationalen Angelegenheit wird, wächst der Fahndungsdruck von Stunde zu Stunde, aber die Bande hält zusammen. Noch. Ein spektakulärer Coup der Regierung bringt die Gruppe endgültig unter Zugzwang. Die Politiker beschließen, alle aktuellen Fünf-Mark-Stücke aus dem Verkehr zu ziehen und neue auf den Markt zu bringen. Für die Gang ist das der Anfang einer schier endlosen Spirale von Streitigkeiten, bei denen auch ein tragischer Unfall eine große Rolle spielt.
(SPOILER ENDE)
Wagner wurde zu diesem fiktiven Stoff übrigens von der Einführung der neuen Fünf-Mark-Stücke 1975 inspiriert. Das, was Regisseur Uli Edel („Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, „Der Baader Meinhof Komplex“, „Letzte Ausfahrt Brooklyn“) daraus gemacht hat, erscheint in der Nachbetrachtung wie eine Vorwegnahme eines filmischen Trends. „Das Ding“ ist eine Mischung aus dem später aufkommenden TV-Eventfilm und dem sogenannten Amphibienfilm, einem Zwitter aus Kino- und Fernsehfilm - wie beispielsweise „Der Untergang“, „Der Baader Meinhof Komplex“ oder „Buddenbrooks“, wo einer gestrafften Kinoversion eine ausführlichere TV-Fassung folgt.
„Das Ding“ überzeugt nicht so sehr mit einer tiefgründigen Charakterzeichnung - schon die naiven Namen der Protagonisten sind hart an der Grenze zum Nonsens -, vielmehr reißt einen die phantastische Grundkonstellation mit, die fast allein ausreicht, um eine sogartige Spannung aufzubauen. Auf der einen Seite eskalieren die Konflikte innerhalb der Gruppe mehr und mehr, auf der anderen hechelt BKA-Mann Trogan (Georg Marischka) ohne viel Erfolg den Dieben hinterher, was ihn selbst unter Druck bringt. Der Film lebt von dieser atemlosen Spannung und der atmosphärisch dichten Inszenierung Edels – gestützt durch einen herausragenden Soundtrack mit Songs von Jimi Hendrix und den Rolling Stones, die einen entscheidenden Teil zum Zeitkolorit der 70er-Jahre-Produktion beitragen. Auch Anspielungen auf das durch die RAF initiierte Blutvergießen der Dekade prägen das Klima des Films. So vermutet die Regierung zunächst einen terroristischen Hintergrund für den Überfall, obwohl „Das Ding“ lediglich von fünf ausgewachsenen Halbstarken ausgeheckt wurde, die einfach nur extrem unzufrieden mit ihrer monetären Gesamtsituation waren.
Ich bereue die Ausgabe der 25 Euro, die ich für den TV-Mitschnitt investiert habe, keineswegs. Damit die Geschichte noch eine Pointe bekommt, hat sich das Studio Hamburg entschlossen, „Das Ding“ - wenige Monate nachdem ich die „Aktion“ für mich abgeschlossen hatte - in der „Edition Straßenfeger“ (Ausgabe 18) in feinster Qualität auf DVD herauszubringen. Das bestätigt mich in meinem über die Jahrzehnte konservierten Empfinden, nicht der einzige gewesen zu sein, der damals im Jahr 1978 gebannt vor der Glotze gehockt hat.
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