Mit der „FILMSTARTS-Perle“ gibt euch jeweils am Sonntag ein FILMSTARTS-Redakteur eine ganz persönliche Film-Empfehlung. Das können übersehene, unbekannte oder unterschätzte Werke genauso sein wie Lieblingsfilme und Guilty Pleasures. In jedem Fall sind es ganz besondere Filme, die das Ansehen und das Wiedersehen lohnen.
Von Björn Becher
Am heutigen 26. Juni beginnt die Frauenfußball-WM, genau der richtige Tag, um im Rahmen der FILMSTARTS-Perle einmal einen Fußballfilm zu empfehlen. Doch welchen? Gute Fußballfilme gibt es nämlich ziemlich wenig. Im Spielfilmbereich muss man sehr lange suchen bis man fündig wird. John Hustons „Flucht oder Sieg“ mit Sylvester Stallone und Pelé ist unterhaltsam, aber ziemlich trashig, auch der kürzlich erst im britischen TV ausgestrahlte „United“ gehört noch zu den besseren Versuchen – trotz einiger Schwächen. Der wohl bisher beste Spielfilm ist „The Damned United“ von Oscar-Preisträger Tom Hooper mit Michael Sheen in der Rolle der Trainerlegende Brian Clough. Aber auch dieser steht deutlich hinter einigen wirklich herausragenden Dokumentationen zurück, die das Sub-Genre des Fußballfilms immer noch am nachhaltigsten prägen. Nein, ich meine natürlich nicht „Deutschland. Ein Sommermärchen“, denn Sönke Wortmanns Momentaufnahme des Sommers 2006 surfte auf einer Euphoriewelle, die es damals einfach machte, die eklatanten Schwächen des Films zu übersehen. Richtig gute Dokumentationen sind andere: „Frei:Gespielt - Mehmet Scholl: Über das Spiel hinaus“, „Profis - Ein Jahr Fußball mit Paul Breitner und Uli Hoeneß“ und vor allem und ganz an der Spitze: „Fußball wie noch nie“ – meine FILMSTARTS-Perle.
Das Konzept des deutschen Regisseurs Hellmuth Costard für „Fußball wie noch nie“ ist so einfach wie genial: Sechs Kameras filmen ein Fußballspiel, nein falsch, sie filmen einen Fußballspieler. Der geniale britische Kicker George Best wird beobachtet, immerzu nur er, nicht das übrige Spiel. Best ist die ganze Zeit groß im Zentrum des Bildes zu sehen, was sonst auf dem Spielfeld und daneben vor sich geht, nur teilweise zu erahnen. Costard filmte Best auch nicht bei einem besonders bedeutenden Spiel, sondern bei einem ganz stinknormalen Ligaspiel seines Teams Manchester United gegen Coventry City und das zu einer Zeit – im September 1970 -, als der erste Popstar des Fußallgeschäfts seinen Zenit schon überschritten hatte. Trotzdem hatte Costard Glück: Best schoss ein Tor, bereitete ein weiteres vor, machte ein herausragendes Spiel. Nicht auszudenken, wie sein Film ausgesehen hätte, wenn das komplette Spiel so an Best vorbeigelaufen wäre wie in den ersten 15 Minuten, bevor Best urplötzlich seine ganze Klasse zeigte. Auch dann wäre Costards Ansatz noch sehr interessant gewesen, das Ergebnis aber womöglich zu eintönig. So ist „Fußball wie noch nie“ ein - heute, wo das Spiel mit unzähligen Spezialkameras aus allen Winkeln beleuchtet wird, noch mehr als damals – faszinierender und spannender Bruch mit den Fußballsehgewohnheiten.
Costards Dokumentation ist natürlich auch deshalb so gut, weil George Best ein außergewöhnlicher Spieler auf und neben dem Platz war. Was er mit dem Ball anstellen konnte, ist sensationell und darauf liegt der Fokus. Wann immer Best an den Ball kam, veränderte sich das Spiel, es wechselte das Tempo und oft genug geschah etwas Unerwartetes. Dieser Effekt, den ein Einzelner auf das Teamspiel „Fußball“ haben kann, wird hier noch einmal verstärkt, da meist wirklich erst mit dem Auftauchen des Balls in der Aufnahme eine neue Dynamik in die einzelne Szene kommt. Costard gelingt es mit seiner fast experimentellen Herangehensweise tatsächlich die besondere Begabung des einmaligen Fußballtalents George Bests einzufangen. Für dessen fast ebenso legendäres Privatleben, das er selbst mit dem berühmten Ausspruch „I spent a lot of money on booze, birds and fast cars – the rest I just squandered.“ treffend beschrieben hat, ist hier aber logischerweise kaum Platz. „Fußball wie noch nie“ ist keine Dokumentation über den Menschen George Best, sondern über einen der begnadetsten Kicker, die je über diesen Planeten wandelten. Nur einmal inszeniert Costard den Popstar Best – ein wundervoller Moment. Zur Halbzeit folgt die Kamera Best in die Stadionkatakomben. Wir sehen den Dribbler lässig pausieren, ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen und in einer so relaxten Haltung als hätte er gerade einen gemütlichen Nachmittag auf der Couch und nicht die erste Hälfte eines Fußballspiels hinter sich. Möglicherweise entspricht dies sogar der Wahrheit, denn ein zweiter Blick offenbart ganz schnell, dass Best deutlich mehr Bart hat als in den Spielszenen, zudem trägt sein Trikot keine Nummer: Die angeblichen Szenen in der Halbzeitpause wurden erst später nachgedreht. Ein genialer inszenatorischer Bruch mit dem dokumentarischen Charakter, den man so sonst nur von Werner Herzog erwartet.
Auch wenn gute Spielfilme zum Thema Fußball weiter rar gesät bleiben, sehenswerte Dokumentationen erblicken regelmäßig – zu oft wenig beachtet – das Licht der Filmwelt. Am 28. Juli 2011 kommt zum Beispiel mit „Tom Meets Zizou - Kein Sommermärchen“ von Aljoscha Pause, der schon einige sehr gelungene Dokumentationen für Sport1 (früher: DSF) gedreht hat, das nächste sehr sehenswerte Exemplar in die deutschen Kinos und ich kann das Werk über die Ex-Nachwuchshoffnung Thomas Broich jedem Fußballfan empfehlen. Das Maß aller Dinge bleibt aber Hellmuth Costards herausragendes Werk über George Best. „Fußball wie noch nie“ ist der vielleicht beste Fußballfilm überhaupt!
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