Seine mit einem Oscar prämierte Rolle in David O. Russells Boxer-Drama „The Fighter“ ist nun schon die dritte in der Karriere von Christian Bale, für die sich der „The Dark Knight“-Star vorab etliche Kilos abhungerte. Aber haben diese exzessiven Diäten eigentlich überhaupt noch etwas mit Schauspielerei zu tun? Unsere Redakteure Christoph Petersen und Jan Hamm vertreten zu diesem Thema völlig gegensätzliche Meinungen.
Hungern ist keine Kunst!
Von Christoph Petersen
Fassen wir zunächst noch einmal die Fakten zusammen: In Vorbereitung auf die Dreharbeiten zu Brad Andersons Psychothriller „The Machinist“ speckte Christian Bale 2002 stolze 28 Kilos ab, indem er jeden Tag lediglich eine Tasse Kaffee und einen Apfel zu sich nahm. Das entspricht lächerlichen 275 Kalorien täglich. Am Ende wog der Schauspieler noch schlappe 54 Kilo, wobei er selbst sogar auf 45 Kilo runter wollte, was der Regisseur und die Produzenten aber gerade noch zu verhindern wussten. Im Anschluss an den Dreh ging es nicht nur zurück auf Normalgewicht, stattdessen trainierte sich Bale zusätzlich noch 27 Kilo Muskelmasse für seine Rolle in Christopher Nolans Comic-Reboot „Batman Begins“ an.
In einem Interview erklärte Christian Bale damals, dass dies eine einmalige Erfahrung gewesen sei, die er niemals wiederholen wolle. Aber in dieser Hinsicht sind Schauspieler offenbar auch nicht anders als Politiker. Denn bereits drei Jahre später unternahm Bale für seinen Part als im Vietnamkrieg abgeschossener Kampfpilot in Werner Herzogs „Rescue Dawn“ erneut eine Radikaldiät. Aber damit nicht genug. Auch für die Rolle als kokainsüchtiger Boxer in David O. Russells biographischem Drama „The Fighter“ mussten die Pfunde wieder purzeln. Von der Oscar-Akademie gab es dafür die Auszeichnung als Bester Nebendarsteller. Und in Interviews erzählt Bale mittlerweile, dass es ihm gar nicht mehr schwerfallen würde, für seine Rollen Gewicht zuzulegen oder abzunehmen.
Der abgemagerte Christian Bale in "The Machinist" (links) und "The Fighter" (rechts).
Wir sind nicht derart naiv, dass wir verlangen würden, dass Hollywoodstars unbedingt Vorbilder für unsere Jugend sein müssen. Schließlich lassen wir ja auch zu, dass Heidi Klum mittlerweile in der sechsten Staffel allwöchentlich mit ihren Nachwuchs-Klappergestellen auf Sendung geht. Aber dass Christian Bales exzessive Diäten nicht gerade gesund sein können, steht ja wohl außer Frage. Im Fall von „The Machinist“ musste er sich noch von der Außenwelt abkapseln, weil ihm das Fasten zu schwer gefallen wäre, wenn es überall nach leckerem Essen gerochen hätte. Inzwischen scheint Bale am Abnehmen aber fast schon Gefallen zu finden. Lauscht man seinen Ausführungen zu dem Thema in aktuellen Interviews genau, könnte man sogar auf die Idee kommen, ihm erste Anzeichen einer Suchterkrankung zu unterstellen. Außerdem scheint ihm das ständige jo-jo-hafte Gewichts-Hin-und-Her mitunter auch mal aufs ansonsten sonnige Gemüt zu schlagen, wie zum Beispiel sein berühmt-berüchtigter Ausraster am Set von „Terminator: Die Erlösung“ belegt:
Method Acting (bei dem ein Schauspieler in seine Rolle hineinfindet, indem er sich ähnlichen emotionalen Erlebnissen wie sein Charakter aussetzt, also zum Beispiel eine Zeit lang dessen Beruf ausübt) gilt spätestens seit Robert De Niros Auftritt als Boxer Jake La Motta in Martin Scorseses „Wie ein wilder Stier“ als Maß der Dinge. Aber sollte es nicht eigentlich die Aufgabe eines Schauspielers sein, sich in Situationen und Lebensumstände hineinzuversetzen, die er eben nicht selbst erlebt hat? James Franco hat sich als eingeklemmter Extremsportler in „127 Hours“ schließlich auch nicht wirklich die Hand abgehackt. Ebenso wenig würde man sich schwängern lassen, nur um eine Schwangere glaubhafter verkörpern zu können. Und für die Rolle eines Alkoholikers fängt auch niemand mit dem Saufen an, es sei denn, man heißt Charlie Sheen natürlich:
Dass Christian Bale seinen ersten Oscar nun für „The Fighter“ bekommen hat, während er für seine grandiosen Auftritte in „Prestige - Die Meister der Magie“ oder „Todeszug nach Yuma“ nicht einmal nominiert wurde, lässt tief ins Herz der amerikanischen Auszeichnungspolitik blicken. Dort zählt schon längst nicht mehr, wer die beste schauspielerische Leistung abliefert. Stattdessen kristallisieren sich zwei Trends in den vergangenen Jahren immer deutlicher heraus: Belohnt wird der Mut zur Hässlichkeit, ansonsten wären die Oscars von Nicole "Die Nase" Kidman für „The Hours“ oder Charlize Theron für „Monster“ wohl kaum zu erklären. Mit seinem Heroin-Chic in „The Fighter“ fällt Strahlemann Bale genau in dieses Schema. Zum anderen geht für die Oscar-Wähler offenbar das Schinden inzwischen über das Spielen. So ist zum Beispiel Natalie Portman in „Black Swan“ jederzeit anzusehen, wie viele Stunden hartes Balletttraining dem Auftritt vorangegangen sein müssen. Dasselbe gilt für Bales Rolle in „The Fighter“, denn seine entbehrungsreiche Abmagerungskur sticht dem Zuschauer schon auf den ersten flüchtigen Blick ins Auge. Aber sollten Oscars wirklich vornehmlich an jene Schauspieler mit der größten Bereitschaft zur Selbstaufopferung vergeben werden? Und sollten stattdessen nicht lieber wieder die besten darstellerischen Leistungen in den Mittelpunkt rücken?
Mut zur Hässlichkeit: Charlize Theron als Killerin in "Monster" und Nicole Kidman mit Riesennase in "The Hours".
Fazit: Es geht beim Schauspielern nicht darum, jemand anderes zu werden, sondern bitteschön immer noch darum, jemand anderen zu spielen. Mit seinen Diät-Fähigkeiten zählt Christian Bale vielleicht zu den Top-Favoriten für Regina Halmichs Kabel-1-Abnehmshow „The Biggest Loser“, aber seine Schauspielkunst hat er bei Normalgewicht in Filmen wie „American Psycho“ oder „Prestige - Die Meister der Magie“ doch bedeutend eindrucksvoller unter Beweis gestellt.
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