Filmstarts trifft... Moritz Bleibtreu und Alexandra Neldel
von Daniel Jacobs ▪ Sonntag, 28. November 2010 - 00:00

Im Interview mit den deutschen Sprechern von "Rapunzel - Neu verföhnt" sprechen wir über Blut in Disneyfilmen und einen Frosch, der viel lieber ein Chamäleon wäre.

Filmstarts: „Rapunzel - Neu verföhnt“ ist nicht nur irgendein Disney-Animationsfilm, sondern der fünfzigste! Ist das Mitwirken an diesem Jubiläum eine besondere Ehre? Seid ihr mit den Disneyfilmen aufgewachsen?

Alexandra Neldel: Ja, ich hatte das Glück und jeder Film war ein großes Highlight. Ich habe erst nach den Aufnahmen erfahren, dass es der 50. Film ist. Vielleicht kriegen wir ja eine goldene DVD-Hülle überreicht, mit einer großen 50 vorne drauf, so wie es früher bei den Lustigen Taschenbüchern war. Eine eigene Achterbahn im Disneyland ohne Anstehen wäre auch super. Ich werde da mal nachfragen. (lacht)

Moritz Bleibtreu: Ich bin auch massiv von Disney geprägt. Ich stehe total auf Zeichentrick und habe das große Glück gehabt, den letzten traditionell gezeichneten Disney-Film, „Bärenbrüder“, zu synchronisieren. Jetzt ist es der 50. Animationsfilm, der aber auch wieder aussieht, als wäre er gezeichnet. Ich finde toll an „Rapunzel“, dass er sich ästhetisch ein Stück wegbewegt von „Findet Nemo“, wieder hin zu wirklichen Figuren, wie man sie von Disney eigentlich kennt. Als Kind der alten Schule liebe ich das Gezeichnete und in diesem Fall sind die Vorlagen wirklich gezeichnet. Es fing nicht am Rechner an, sondern am Zeichenblock. Das merkt man und das finde ich toll.

 

 

Filmstarts: Alexandra, hast du ein besonderes Faible für Rapunzel?

Alexandra Neldel: Ich fand es vor allem eine super Geschichte und ein tolles Buch. Es hat einfach Spaß gemacht und man kann sich darauf verlassen, dass Disney einen tollen Film macht. Es ist immer etwas Besonderes und meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.

Filmstarts: Im Trailer heißt es, Flynn sei „furchtlos, gefährlich und gerissen“, welche von diesen Eigenschaften treffen denn auf euch zu?

Moritz Bleibtreu: Dazu muss man erst einmal sagen, dass alle drei Adjektive auf Flynn nicht wirklich zutreffen! Das ist alles dreimal gelogen. Er wäre gerne furchtlos, gefährlich und gerissen, das ist er aber überhaupt nicht.

Alexandra Neldel: Ich nehme alle drei. Das klingt doch super: „Gefährlich, furchtlos und gerissen!“

Moritz Bleibtreu: Steht das jetzt unter jedem Foto von uns in der Zeitung? Das fände ich gut!

Filmstarts: Konntet ihr euch an den amerikanischen Synchronsprechern Mandy Moore und Zachary Levi orientieren? Die Möglichkeit, die einfach mal anzurufen und nach Rat zu fragen, gab es doch sicher nicht?

Alexandra Neldel: Man hört sie ja die ganze Zeit bei der Arbeit und manches Mal habe ich mich auch gefragt, hat sie da einen Seufzer mehr gemacht. Wir haben beide Rapunzel Leben eingehaucht, sie auf Englisch und ich auf Deutsch.

Moritz Bleibtreu: Dazu muss man wissen, dass unsere amerikanischen Kollegen mit einem ganz anderen Luxus ausgestattet sind. Da wird ein Stimmen-Casting gemacht, dann wird gesprochen und erst dann animiert. Erst ist die Stimme da und erst dann werden die Animationen draufgelegt. Wir müssen es genau andersrum machen. Natürlich lässt man sich ein wenig vom Original leiten, irgendwann vergisst man das aber. Meine Stimme ist schon sehr anders als die Originalstimme und da macht es gar keinen Sinn, dem Original zu sehr nachzueifern.

 

 

Filmstarts: Hat man denn als Synchronsprecher überhaupt kreative Freiheiten oder ist alles genau vorgegeben?

Moritz Bleibtreu: Es ist natürlich eine andere Form von Korsett als beim üblichen Schauspielen. Auf der anderen Seite ist die Frage nach der Kreativität immer relativ, egal ob du am Theater eine Figur ausfüllst, die jemand anderes sich ausgedacht und geschrieben hat, oder in einem Film. Im Fall des Synchronisierens wird das noch etwas deutlicher, du musst die Mimik und alles was körperlich passiert stimmlich untermalen. Du bist insofern ganz klar in einer Struktur, in der du bestimmte Sachen machen musst. Aber das ändert an der Kreativität nichts. Du kannst dem Ganzen immer noch deinen persönlichen Touch geben. Ich glaube, das haben wir beide versucht. Ob es uns auch gelungen ist, wird man sehen.

Filmstarts: Ihr habt beide schon Erfahrungen („Bärenbrüder“ bzw. „Jagdfieber“) im Synchronstudio gesammelt. Haben diese bei den Aufnahmen zu „Rapunzel“ geholfen?

Alexandra Neldel: Routinierter ist man auf gar keinen Fall. Man muss sich als Schauspieler auch manchmal selber synchronisieren, was so ziemlich das Schwierigste ist. Dann denkt man sich: „Man, kann ich schnell sprechen.“ Du musst im Studio immer über deinen eigenen Schatten springen. Wir wollen als Schauspieler natürlich nicht sonderlich übertreiben, in manchen Situationen muss man das aber einfach.

Moritz Bleibtreu: Im Normalfall ist sogar das genaue Gegenteil der Fall. Ich kenne das aus Projekten, die ich in Englisch gedreht habe und für die ich mich dann selber auf Deutsch sprechen musste. Wenn man neben professionellen Synchronsprechern steht und denkt, dass das, was man gerade gesprochen hat, richtig ist, dann aber die Profis hört, denkt man sich: „Hui, das ist aber viel zu wenig, dagegen gehst du unter.“ Synchronsprechen ist wirklich ein völlig eigenes Ding, mit völlig eigenen Regeln. Das muss man lernen. Wenn man einen Hang zur Natürlichkeit hat, den man als Schauspieler haben sollte, kann das schon mal ein wenig gekünstelt klingen. Dabei kommt man sich manchmal ein wenig blöd vor. Wenn man das dann aber auf der Leinwand sieht, merkt man, dass das so genau richtig ist. Jedes Mal, wenn ich in ein Studio gehe, sage ich als erstes: „Leute, ich kann es nicht, ihr müsst mir helfen.“  Es wird zwar von Mal zu Mal besser, aber ich glaube, wenn ich das nächste Mal sowas mache, würde es mir wieder so gehen.

Filmstarts: „Rapunzel – Neu verföhnt“ ist ein ziemlich erwachsener Film für Disney-Standards - es gibt Küsse und sogar ein wenig Blut.

Moritz Bleibtreu: Das stimmt definitiv. Das liegt wohl auch ein wenig am Märchen der Gebrüder Grimm. Bestimmte Sachen kriegst du einfach nicht umschifft. Als ich das zum ersten Mal gesehen habe, ging es mir genauso. Es gibt Blut, echte Verletzungen, der Tod spielt eine Rolle. Das ist normalerweise bei Disney ja nicht so angesagt. Das sind dann jene Zugeständnisse, die man an ein Märchen der Grimms machen muss. Insofern stimmt, dass „Rapunzel“ ist ein relativ erwachsener Kinderfilm.

Alexandra Neldel: Er ist aber auch sehr lustig. Er macht einfach Spaß. An manchen Stellen lachen die Kinder mehr und an anderen die Erwachsenen. Er hat einen guten Wortwitz! Schön mit der Popcorn-Tüte den Film genießen - und mit der Brille natürlich! Ist ja 3D…

 

 

Filmstarts: Eure Charaktere Rapunzel und Flynn sind zwar recht, aber die meiste Freude hat man als Kinogänger doch eigentlich an euren aberwitzigen Sidekicks…


Alexandra Neldel: „Pascal und Maximus“, ich bin fest davon überzeugt, dass das der nächste Film wird. Es wird dann zwar nicht so viel geredet, aber bestimmt gibt es einen Kurzfilm. Die beiden sind der Knaller!

Moritz Bleibtreu: Das ist ja auch eine dieser Disney-Traditionen. Seit der Schlange Kaa hast du diese großartigen Sidekick-Charaktere. Es sind immer die Sidekicks, die den Film eigentlich ausmachen. Das ist bei allen Disney-Filmen so. Diese ein oder zwei Nebenfiguren, die noch besser sind als der Rest. Es muss einen Film über das Pferd Maximus und den Frosch Pascal geben!

Alexandra Neldel: Chamäleon!

Moritz Bleibtreu: „Der Kampf von Pascal, dem Frosch, der klarmachen will, dass er ein Chamäleon ist“.

 

"Rapunzel - Neu verföhnt" startet am 9. Dezember 2010 in den deutschen Kinos.

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Kommentare

  • Karmesin

    ganz schlimm, dass Disney immer noch auf Promibesetzungen setzt... dabei haben es die Filme echt nicht nötig... das Ergebnis ist leider immer nicht gut...

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