Filmstarts trifft... Oliver Rohrbeck ("Ich - einfach unverbesserlich")
von Daniel Jacobs ▪ Mittwoch, 29. September 2010 - 00:00

Er besitzt eine der bekanntesten Stimmen Deutschlands. Seit Jahrzehnten spricht Oliver Rohrbeck Justus Jonas, den ersten Detektiv der „Drei ???“, außerdem ist er der Stamm-Synchronsprecher von Ben Stiller und Chris Rock. In der Animations-Komödie „Ich – Einfach unverbesserlich“ leiht der Berliner seine Stimme dem Superschurken Gru, der unbedingt den Mond stehlen will. Filmstarts-Redakteur Daniel Jacobs traf Oliver Rohrbeck in Berlin.

Filmstarts: Du bist Jugendheld aller „Drei ???“-Fans und hältst sogar einen Weltrekord (für die meisten Zuschauer bei einer Live-Performance eines Hörspiels). Warum willst Du nun auch noch den Mond stehlen?

 

Oliver Rohrbeck: Weil ich der bedeutendste Bösewicht der Welt sein möchte! Größenwahnsinnige brauchen immer einen ausgefallenen Plan, und da liegt es doch nahe, den Mond zu klauen. Als ich die Geschichte das erste Mal gelesen habe, gefiel mir gerade dieses Größenwahnsinnige sehr gut. Das ist mal kein Animationsfilm, der von irgendwelchen pelzigen Tierfamilien erzählt. Die Story ist zeitgemäß und der Humor extrem witzig.

 

Oliver Rohrbecks Charakter Gru in "Ich - einfach unverbesserlich".

 

Filmstarts: Hast Du Dich bei der Synchronisation an der US-Originalstimme von Steve Carell orientiert?

 

Oliver Rohrbeck: Auf jeden Fall. Wir haben versucht, dem Original so nah wie möglich zu kommen, weil wir wissen, dass diesem eine jahrelange Entwicklung vorausgegangen ist. Da können wir nicht einfach etwas komplett Neues erfinden. Zunächst hatte ich nur die Tonspur und musste mir die Bilder selbst dazudenken. Gerade bei der Achterbahnfahrt wusste ich sofort, dass sie in 3D einfach sensationell aussehen wird. Es ist kein nerviges 3D, bei dem einem ständig etwas ins Gesicht fliegt, es ist eher unauffällig und dezent.

 

Filmstarts: Die Karriere Deines Bösewicht-Charakters Gru steht an einem Scheideweg. Es gibt einen jüngeren, technisch versierteren Konkurrenten, der in der deutschen Fassung von Jan Delay gesprochen wird. Wie war es, mit ihm zu arbeiten?


Oliver Rohrbeck: Jeder wurde für sich aufgenommen, aber trotzdem sind wir uns im Studio natürlich über den Weg gelaufen. Mir wurde einmal gesagt: „Du bist am Dienstag dran, wahrscheinlich um 13 Uhr, aber vielleicht auch erst um 14 Uhr, denn vorher ist Jan Delay dran und wir wissen nicht, wie schnell der ist.“ Später habe ich dann noch einen Anruf erhalten, ob ich nicht auch eine Stunde früher kommen könnte, weil Jan Delay dem Zeitplan so weit voraus sei.

 

Oliver Rohrbeck und Jan Delay bei den Synchonarbeiten.

 

Filmstarts: Wurdest Du als „Großer Name“ noch richtig gecastet oder bekommt man da die Rollen einfach so?

 

Oliver Rohrbeck: Sicherlich will der deutsche Verleih bekannte Namen, aber im Endeffekt entscheidet der amerikanische Produzent, wer den Job bekommt. Ich glaube, neben mir waren noch zwei weitere Sprecher in der engeren Auswahl.

 

Filmstarts: Gru hat einen schwer definierbaren Akzent – irgendwas zwischen Russisch und Spanisch vielleicht?

 

Oliver Rohrbeck: Den russisch-spanischen Akzent hat er auch im Original. Wir haben dann ein wenig rumprobiert und auch einen dänischen Akzent getestet. Der klang allerdings viel zu nett und schließlich soll man Gru ja als Bösewicht auch ernst nehmen. So kam es dann zu dem osteuropäischen Dialekt, eine Mischung aus Karel Gott, Boris Jelzin und Warschau-Süd. Das klingt dann ein wenig wie die Klitschkos, wenn sie Deutsch sprechen.

 

Filmstarts: Hattest Du auch schon Rollenangebote von Pixar? Die suchen schließlich auch immer nach prägnanten deutschen Synchronstimmen.

 

Oliver Rohrbeck: Noch nicht so viele. Die achten sehr auf einen bekannten Namen, der vom Zuschauer auch gleich mit einem Gesicht verbunden wird. Viele wissen zwar dank der „Drei ???“, wer ich bin, aber ich bin eben ganz bewusst kein Fernsehgesicht. Ich wollte mich mit den „Drei ???“ nicht in jeder Comedy-Serie vermarkten.

 

Die Minions stehen Gru (Oliver Rohbeck) immer zur Seite.

 

Filmstarts: Seit einigen Jahren bist Du nun auch in den großen Hallen Deutschlands unterwegs. Viele kennen nun also auch das Gesicht hinter der Stimme. Hat sich Deine Arbeit dadurch verändert? Bist Du vor solchen Auftritten vielleicht sogar nervös?

 

Oliver Rohbeck: Die Arbeit hat sich nicht wirklich verändert. Die Fans der „Drei ???“ sind schon so lange dabei, die werden sich nicht auf einmal einen 45-Jährigen vorstellen, der davon erzählt, dass er gerade Sommerferien hatte und nun noch Schularbeiten machen muss. Wenn man auf der Berliner Waldbühne spielt, ist man natürlich aufgeregt, aber nicht nervös. Ich habe nicht wie im Theater die Angst, meine Texte zu vergessen. Wir genießen bei Live-Lesungen den großen Luxus, ablesen zu dürfen. Aber selbst wenn mir die Blätter wegfliegen, dann quatsche ich das Publikum eben an und sabbel es voll. Das macht mir Spaß.

 

Filmstarts: Bei „Drei ???“-Lesungen ist das Publikum mittlerweile ziemlich erwachsen. Bekommt man die Jugend nicht mehr dazu, sich Geschichten anzuhören? Sind Hörspiele gar „out“?

 

Oliver Rohrbeck: Es ist kein Massenphänomen mehr. Aber die, die einmal damit angefangen haben, wollen damit auch nicht mehr aufhören. Gerade bei Autofahrten bekommt man immer wieder mit, dass das Radio nicht mit einem guten Hörspiel mithalten kann. Da gibt es dann Moderatoren, die um die Wette quasseln und einfach nur stressen. Ich denke, dass Hörspiele nicht mehr die Massen ansprechen, sich aber doch einen gleichbleibenden Wert bewahren und sicher nicht aussterben werden.

 

Filmstarts: Welche Unterschiede gibt es zwischen der Arbeit an einem Hörspiel und der Synchronisation eines Films?

 

Oliver Rohrbeck: Beim Synchronisieren muss ich mich in den Dienst des Films stellen und genau beobachten, was der Schauspieler macht. Ich muss mich selbst zurücknehmen und komplett seine Rolle einnehmen. Für Hörspiele kann ich meinen Charakter selber entwickeln und prägen, mir Pausen nehmen, mir Ticks in der Sprache überlegen. Ich kann den Charakter formen, wie ich ihn mir vorstelle. In realen Filmen sind die Figuren tiefgründiger und facettenreicher. Animationscharaktere sind noch ein wenig überspitzter und haben nicht unbedingt diese menschlichen Aufs und Abs.

 

"Ich - Einfach unverbesserlich" startet am 30. September 2010 in den deutschen Kinos.

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Kommentare

  • ImperatorMing

    Oliver Rohrbeck hat eine echt schöne und markante Stimme. Er ist einer der besten Synchronsprecher den wir in deutschssprachigen Landen haben.

  • Jason Bourne

    Oliver Rohrbeck ist einfach klasse. Ich assoziiere zwar immer Justus Joans mit seiner Stimme, da dies schließlich seine markanteste Rolle ist, aber neben seiner Stimme an sich, mag ich seine Art zu Sprechen übel. Ausdrucksstark, angenehm und facettenreich.

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