Die Filmstarts-Redakteure Robin Eichelsheimer und Daniel Jacobs folgten Ende Juni einer Einladung in das Berliner Luxus-Hotel Brandenburger Hof, um dort mit Regisseur Uwe Janson und den Schauspielern Ken Duken, Sheri Hagen und Tyron Ricketts über ihren neuen Film "On The Inside" zu sprechen, der von einer kongolesischen Mutter handelt, die sich in Berlin für den Tod ihrer Familie, die bei einem Massaker im Kongo abgeschlachtet wurde, rächen will.
Das Berliner Luxushotel „Brandenburger Hof“ diente Ende Juni als Kulisse für einen ungewöhnlichen Independent-Film. Das ehrgeizige Projekt „On The Inside“ wurde fast ausschließlich in einem der Hotelzimmer des Hauses gedreht. Der brisante Thriller im Gewand eines Kammerspiels nach einem Buch von Oliver Czeslik und Uwe Janson erzählt die Geschichte von Aruscha Ntarama (Sheri Hagen, „Das Leben der Anderen“), die bei einem grausamen Massaker in der Provinz Kivu im Kongo ihre beiden Töchter verloren hat. Sie kommt nach Berlin, um sich an Simon Taylor (Tyron Ricketts, „Soko Leipzig“) zu rächen, der vermeintlich die Verantwortung für die Bluttat trägt und mittlerweile zum Wirtschaftsminister der Republik Kongo aufgestiegen ist. Filmstarts.de folgte der Einladung der Produktionsfirma sturmunddrangfilm, schaute sich in dem Hotel um, das selbst als ein Protagonist des Films gelten kann und sprach unter anderem mit dem Regisseur Uwe Janson sowie seinen Hauptdarstellern Ken Duken, Tyron Ricketts und Sheri Hagen.
„Ein Rachethriller vor dem wahren Hintergrund der zeitlos aktuellen Massaker im Kongo. Eine Parabel über den Krieg in uns allen, verdichtet auf engsten Raum. Täter, Opfer, Zuschauer – jeder hat seinen eigenen Krieg“, so wird der Film offiziell beschrieben. Die von Ken Duken verkörperte Hauptfigur Marco gerät dieser Maßgabe entsprechend in einen fast unlösbaren Gewissenskonflikt. Der mittlerweile als Junior Chef für das Hotel tätige Ex-Offizier steht vor einer brenzligen Entscheidung: Tut er alles, um die verzweifelte Arusha, die nach dem Tod ihrer Kinder nur noch an blutige Rache denken kann, aufzuhalten? Oder soll er die bevorstehende Vergeltung dulden? Ist sie vielleicht vertretbar oder sogar richtig?
Dass seine Figur in gewisser Weise stellvertretend für die Rolle Europas oder überhaupt der westlichen Welt angesichts der Probleme ärmerer und instabilerer Länder steht – das ist eine Sichtweise, der sich Ken Duken anschließt: „Auch Europa weiß oftmals nicht, wie es sich in solchen Konflikten verhalten soll.“ Der Schauspieler ist im übrigen auch privat mit dem afrikanischen Kontinent vertraut, da er als Kind regelmäßig seinen in Südafrika lebenden Onkel besucht hat. Für Duken ist „On the Inside“ bei weitem nicht das erste Independent-Projekt. Auch wenn ihn viele vor allem aus seinen Parts in „Zweiohrküken“ oder „Inglourious Basterds“ kennen dürften, trat er 2009 unter anderem auch in dem kleinen Psycho-Drama „Distanz“ auf, das bei der Berlinale präsentiert wurde und später im Jahr den Hauptpreis des Filmfests Oldenburg gewann. Dazu erhielt Duken selbst, der auch schon zwei Grimme-Preise sein Eigen nennen kann, den Bayerischen Fernsehpreis für das Afghanistan-Heimkehrer-Drama „Willkommen zuhause“. Auch wenn er oft solche Geschichten auswählt, die einen kriegerischen Hintergrund haben – so wie auch beim demnächst zu sehenden Blockbuster „Der Untergang der Lakonia“, möchte er nicht auf dieses Fach festgelegt werden.
Tyron Ricketts legt seinerseits besonderen Wert darauf, keine allzu klischeebehafteten Charaktere spielen zu müssen. Er ist bei der Rollenwahl sehr vorsichtig, besonders wenn ein so „schwarzes“ Thema an ihn herangetreten wird. Und so wollte der Schauspieler eigentlich zunächst gar nicht zum Casting von „On the Inside“ gehen. Nachdem er das Angebot bekam, mussten ihn erst Freunde davon überzeugen, sich genauer damit vertraut zu machen. Uwe Janson und sein Team konnten ihn schließlich mit ihren Vorstellungen begeistern und Ricketts hat die Entscheidung nicht bereut, zumal er seinem Charakter Simon Taylor, der dazu prädestiniert wäre, als stereotyper schwarzer Diktator porträtiert zu werden, auf seine eigene Weise interpretieren konnte. Er legte Taylor als „Wirtschaftsmenschen“ an, der gut in die aktuelle Welt hineinpasse. Für ihn ist es richtig, dass Uwe Janson gar nicht erst versucht, eine Lösung für den großen Konflikt im Hintergrund zu liefern. Vielmehr sieht Ricketts auch in „On the Inside“ als Ganzes „einen neuen Ansatz“. Bei einem ähnlich originellen Zuschnitt ist der Schauspieler auch Fernsehproduktionen (er spielte drei Jahre in „SOKO Leipzig“ im ZDF) und selbst studentischen Filmen nicht abgeneigt. „Wenn mich die Geschichte überzeugt und das Drehbuch gut ist, wieso nicht?“, so Ricketts. Bei aller Liebe zum Projekt selbst hatte der ungewöhnliche Dreh im Luxushotel für ihn auch noch einen ganz anderen positiven Nebeneffekt: „Hier bekommt man mit Abstand das beste Catering“.
Sheri Hagen, die die nach Vergeltung strebende Englischlehrerin Arusha spielt, war sofort vom Projekt begeistert und hat im Gegensatz zu Ricketts nicht gezögert, „schließlich wird einem so ein Stoff nicht alle Tage angeboten“. Die Schauspielerin, die in Nigeria geboren ist, hat wohl den stärksten persönlichen Bezug zum thematischen Hintergrund des Films. Ihr gefällt, „dass die Figuren etwas zu erzählen haben“. Allerdings sei die Geschichte, die aus den Geschehnissen in Kongo heraus entwickelt wird, nicht auf den Kontinent Afrika festgelegt. So ist der Konflikt hier nur als Ausgangslage anzusehen, die auch aus anderen Kriegen stammen könnte. Sheri Hagen erzählte uns außerdem, dass ihre Recherchearbeiten vor allem an spezialisierten Instituten in Berlin stattgefunden haben. Der Film wurde bewusst in Englisch gedreht, nicht nur weil eine internationale Vermarktung auf diese Weise einfacher zu gestalten sei, es ist auch eine bewusste Abgrenzung von „allen Foltersprachen“. Die Zusammenarbeit mit Janson war für sie wieder eine Freude, da „er einen in der schauspielerischen Entwicklung begleitet und antreibt“. In den wenigen Drehtagen sei in extrem langen Szenen auch Platz für Improvisationen gewesen, allerdings gab es wichtige Eckpfeiler, die nicht umgangen werden durften.
Regisseur Janson zeigte sich im Gespräch sehr erfreut darüber, nach Großproduktionen für RTL und die ARD mal wieder komplett die kreative Macht über einen Film zu haben. Während die Arbeit im Fernsehen oftmals durch fast schon politische Auseinandersetzungen und kreative Einmischungen eingegrenzt werde, könne man hier „selbst entscheiden, wo man hinscheißen will“. So genießt er die kreative Freiheit einer kleineren Produktion wie schon bei seinen Werken „Baal“ oder „Peer Gynt“ sehr. Eines seiner anderen aktuellen Projekte, das vom Untergang der Lakonia handelt, sei hingegen im Nachhinein noch in so viele Hände geraten, dass er „selbst noch nicht weiß, wie die Version aussehen wird, die im Fernsehen gezeigt wird“. Falls er aber doch mal wieder einen interessanten Stoff mit einem guten Budget bekommen würde, wäre er nicht gänzlich abgeneigt, besonders reizvoll fände er die Möglichkeit, einen Fantasy-Film inszenieren zu können. Für „On the Inside“ wollte der Regisseur aus Königswinter uns keinen finanziellen Rahmen nennen: „Man darf bei einem guten Drehbuch aber auch nicht auf das Geld schielen.". Er konnte immerhin auf alte Mitstreiter wie Duken, Matthias Koeberlin („Katze im Sack“) und Hagen sowie das vertraute technische Team um den preisgekrönten Kameramann Philip Sichler zurückgreifen. Janson hofft, den Film über Festivals vielen Menschen zugänglich zu machen. Sein größtes Ziel wäre es aber, den Film einem Publikum im Kongo zeigen zu können. Auch Janson betont, dass der Plot auch auf andere Konflikte übertragbar sei.
Nach nur seltenen Gelegenheiten, Szenenabläufe zu proben, wurde der Film in nur wenigen Tage am Stück abgedreht. Da bleibt natürlich nicht viel Zeit für Wiederholungen. Doch dieser Herausforderung wollten sich Duken, Ricketts, Hagen sowie in einer Nebenrolle auch Koeberlin stellen. Wir konnten im Brandenburger Hof nur eine noch nicht nachbearbeitete Szene in Augenschein nehmen, aber der kurze Eindruck und das Engagement der Beteiligten lässt auf ein Gelingen des ambitionierten Polit-Thrillers hoffen. Zu gönnen wäre ein Erfolg diesem mutigen Projekt allemal.
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