60 Jahre Deutschland: 1949 - 1958 - Seite 2

1949

Die Gründung der Republik ist zugleich der Startschuss für eine neue deutsche Filmindustrie. Im Juli wird eine der auch heute noch meistdiskutierten Einrichtungen des deutschen Filmbusiness gegründet: Die Freiwillige Selbstkontrolle, kurz FSK, mit Sitz in Wiesbaden. Bereits im März sorgt ein Prozess für Aufsehen: Veit Harlan wird wegen seines Nazipropaganda-Films „Jud Süß“ wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit beschuldigt. Er wird schließlich freigesprochen und dreht im Jahr darauf wieder Filme. Mit Bernd Eichinger erblickt am 11. April einer der erfolgreichsten Filmproduzenten dieses Landes das Licht der Welt. Die herausragende „Berliner Ballade“ (siehe Bild) von Robert A. Stemmle kam zwar schon am 31.12.1948 in die hiesigen Kinos, gewinnt aber im September 1949 bei den Filmfestspielen von Venedig einen Silbernen Löwen. Außerdem etabliert sich „Otto Normalverbraucher“, der Rollenname von Gert Fröbe in Stemmles Satire, als feststehender Begriff in der deutschen Sprache. Der tragikomische Blick auf das Schicksal eines Kriegsheimkehrers gilt zu Recht als einer der besten deutschen Nachkriegsfilme. Überraschend ist, wie stark sich heimische Regisseure bereits zu dieser Zeit schon mit dem Nationalsozialismus beschäftigten - gerade im Vergleich zu den trivialen Heimatfilmen der Folgejahre. So auch „Rotation“ von Wolfgang Staudte, eine in der russischen Besatzungszone realisierte Abrechnung mit den Mitläufern im Dritten Reich. Im Westen wird der Film erst Jahre später in den Kinos gezeigt.