Nach dem Besuch des "Wolverine: Weg des Kriegers"-Filmsets in Sidney im vergangenen Oktober liefern wir euch in diesem Special acht Gründe, warum wir der düsteren Comic-Verfilmung nach dem Besuch des Sets sowie Gesprächen mit den Filmemachern & Schauspielern noch mehr entgegenfiebert als zuvor!
James Mangold („Todeszug nach Yuma“, „Cop Land“) ist definitiv mehr als nur ein guter Ersatz für den ursprünglich vorgesehen, dann aber kurzfristig wieder ausgestiegenen Darren Aronofsky – denn als sich der „Walk the Line“-Regisseur nach dem Ende eines langen Drehtags mit etlichen Stuntleuten und einem großen Yakuza-Massenkampf am Set in Sidney (--> zum Setbericht) zu uns setzt, wird schnell klar, dass er eine ziemlich präzise Vorstellung davon hat, was er selbst und sein guter Freund Hugh Jackman (--> zum Interview) mit dem Comic-Blockbuster „Wolverine: Weg des Kriegers“ erreichen wollen:
FILMSTARTS: Der Film steckte ja schon eine ganze Weile in der Entwicklung, als du zu dem Projekt hinzugestoßen bist. Wie sehr hat sich das Skript anschließend noch verändert und an welchen Stellen hast du ihm deinen eigenen Stempel aufgedrückt?
James Mangold: Ich hätte schon einen Katalog führen müssen, um die Frage präzise beantworten zu können. Mein persönlicher Fokus lag aber immer auf der Idee, dass der Plot von „Wolverine: Weg des Kriegers“ am Ende der Zeitlinie von allen bisher in den „X-Men“-Filmen erzählten Geschichten angesiedelt sein sollte. Ich wollte das alles hinter mir lassen, denn ich habe mich ehrlich gesagt immer weniger für das X-Men-Universum als für diese ganz spezielle Saga von Claremont und Miller interessiert. Ich schaue immer danach, was mich interessiert, statt einfach etwas zu kopieren, das bereits existiert. Mich langweilt die Vorstellung, zwei Jahre meines Lebens damit zu verbringen, ein Konzern-Produkt herzustellen, das genauso schmeckt und riecht wie viele andere Filme. Ich weiß nicht, wie man durch solch einen Prozess kommen soll, wenn man nicht einen ganz spezifischen Ansatz und etwas Neues zu erzählen hat.
Mich begeistert an der Figur Wolverine vor allem das Konzept der Unsterblichkeit und seine Selbstheilung. Es setzt eine Art Erschöpfung ein, wenn man für immer hier ist und alle seine Lieben irgendwann sterben. Als ich die Verantwortlichen bei Fox traf, habe ich mir auf die Rückseite des Skripts nur ein paar Worte geschrieben: „Jeder, den ich liebe, wird sterben!“ Das ist die Geschichte, die ich erzählen wollte – diese Story eines Mannes, der mit dem Fluch leben muss, dass jeder um ihn herum irgendwann verschwindet. Wir alle wünschen uns irgendwie unsterblich zu sein, aber die Vorstellung wie ein Gott für alle Zeiten auf der Erde zu sein ist auch ein Fluch, eine eigene Art von Hölle.
FILMSTARTS: Wie war es, zu einem Projekt zu stoßen, in das der Hauptdarsteller bereits seit langer Zeit so tief involviert ist?
James Mangold: Ich hatte mit diesem Film großes Glück, denn Hugh und ich sind schon seit Jahren gut befreundet und wir waren beide vor allem daran interessiert, etwas zu tun, das es so noch nicht gab. Ist es ein Reboot? Nein! Wenn es einer wäre, dann würde nicht Hugh die Rolle spielen. Aber auf eine gewisse Weise geht es trotzdem in die Richtung, denn wir machen einen alleinstehenden Film. Er passt in das Universum, er verrät nicht seine Welt, aber er steht für sich allein. Trotzdem hat es auch etwas Gutes, dass die anderen Filme existieren, denn so müssen wir keine Origin Story mehr erzählen – wir können mitten in der Action mit unserer Geschichte einsetzen. Richard Donners „Superman“ ist zwar ein brillanter Film, aber er ist quasi auch zwei Filme zusammengestaucht in einem – erst die Origin Story und dann die Duell-mit-Lex-Luthor-Story. Das macht einen Film schwerfällig. Die Studios verlangen oft nach diesem Doppel: Herkunftsgeschichte und ultimatives Duell! Für uns ist es befreiend, dass wir direkt mit einem Charakter durchstarten können, den schon jeder kennt.
FILMSTARTS: Hugh macht kein Geheimnis daraus, dass er mit dem letzten Film nicht 100-prozentig zufrieden ist. Habt ihr beide offen darüber gesprochen, was ihm bei „X-Men Origins: Wolverine“ gefehlt hat?
James Mangold: Ich werde nicht in der Öffentlichkeit über die Filme anderer herziehen. Aber Fakt ist, dass Hugh und ich lange darüber gesprochen haben, was wir von diesem Film erwarten – und wie wir uns wünschen, dass sich dieser Film von vielen der anderen „X-Men“-Filmen unterscheidet. Ich habe für mich die Möglichkeit erkannt, dass da dieser großartige Schauspieler eine der Rollen seines Lebens spielt - er aber bisher noch nicht diesen einen Volltreffer gelandet hat. Das ist eine große Chance – wir brauchen uns nicht um neun andere X-Men zu kümmern, sondern können die ganze Laufzeit darauf verwenden, noch tiefer in den Kern des Charakters vorzudringen.
FILMSTARTS: Kannst du ein wenig über die filmischen Vorbilder sprechen, die dich bei „Wolverine: Weg des Kriegers“ beeinflusst haben…
James Mangold: „Die Schwarze Narzisse“ – man nimmt ein paar westliche Figuren und verfrachtet sie in den Fernen Osten, wo sie auf Verlangen, Sex und Mord stoßen. Wenn ihr den Film noch nicht gesehen habt – es ist einer der erotischsten Filme über Nonnen, die ihr in eurem Leben sehen werdet! Außerdem hat „Wolverine: Weg des Kriegers“ natürlich eine Menge von „Chinatown“ in sich. Logan ist zynisch und desillusioniert. Es gibt ein Labyrinth aus Frauen, Lügen und Verrat. Findet er die große Liebe oder fällt er in ein Loch? Diese Frage kann ihn zerstören – sie kann ihn aber auch genauso gut retten. Für mich ist die Ausgangsidee für meine Inszenierung, einen Film noir in Japan zu drehen – alle anderen Teile ergeben sich dann von selbst. Ich lebe und atme die Welt von Western und Film noirs – und deshalb möchte ich, dass sich die Romantik echt anfühlt. Ich möchte echte Sinnlichkeit – und echte Gefahr. Ich will nicht, dass der Film allein von bombastischen Action-Sequenzen lebt – selbst wenn es die natürlich auch geben wird.
FILMSTARTS: Was die Actionszenen angeht… werden wir da auch Dinge sehen, die es so noch nicht gegeben hat?
James Mangold: Für mich ist vor allem wichtig, dass die Action nicht zum Selbstzweck verkommt - und ich glaube, dass die Action in einigen Filmen bereits zu weit getrieben wurde. Ich glaube dann einfach nicht mehr, dass die Protagonisten das wirklich tun können. Wenn ich Comics lese, liebe ich es, wenn die Figuren Superkräfte haben, aber ich muss immer auch glauben, dass sie trotzdem aus Fleisch und Blut sind, dass es verdammt noch mal scheiße wehtut, wenn sie durch eine Wand knallen. Ich denke, dass wir innerhalb dieses Rahmens einige großartige Ideen haben, was die Action-Szenen angeht, die ich aber hier noch nicht verraten möchte. Außerdem werden wir definitiv unseren Spaß mit Wolverines Krallen haben.
FILMSTARTS: Habt ihr die Erlaubnis, auf ein R-Rating zu gehen oder soll der Film jugendfrei bleiben?
James Mangold: Das werde ich nicht kommentieren, aber es wird definitiv blutig. Dinge haben Konsequenzen – wenn du getroffen wirst, dann tut es weh! Wenn du geschnitten wirst, dann blutet es! Die Idee der augenblicklichen Heilung wurde zwischenzeitlich so sehr auf die Spitze getrieben, dass es sich so angefühlt hat, als bestünde für die Figur gar keine Gefahr mehr. Aber ich will zurück zu der Idee, dass es schmerzhaft ist, Logan zu sein. Nur weil ein gebrochenes Bein wieder heilt, heißt das nicht, dass das Brechen nicht höllisch wehtut. Wenn er von einem Wagen umgenietet wird, tut ihm das genauso weh, als wenn das Auto dich umnieten würde – er ist immer noch aus Fleisch und Blut und sein Metallskelett ist von Nerven umflochten.
FILMSTARTS: Es ist ja gerade „in“, bei Comic-Verfilmungen nach dem Abspann noch eine kurze Szene zu zeigen. Wird es eine solche auch bei „Wolverine: Weg des Kriegers“ geben?
James Mangold: Ich war noch nie ein Freund von Anhängen nach dem Abspann. Für mich gibt es da noch immer diese Idee, dass der Vorhang sich öffnet und dann wieder fällt. Die majestätischsten Filme, die ich kenne, erfüllen die Erwartungen während des Films und betteln nicht später noch um einen Lacher. Wenn die Leinwand schwarz wird, dann soll das Publikum denken: „Ja, das war ein gutes Mahl. Da brauche ich jetzt keinen guten Wein, kein Dessert, keinen Apparativ – das, was ich hier bekommen habe, hat mich voll überzeugt.“ Das ist meine Hoffnung auch für diesen Film.
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