Mit dem knallharten Gerechtigkeitsfanatiker Jack Reacher hat der Autor Lee Child eine Kultfigur erschaffen, die sich in bislang 17 Romanen eine riesige weltweite Fangemeinde erworben hat. Mit „Jack Reacher“ von Christopher McQuarrie kommt nun die erste Verfilmung eines der Romane in die Kinos. Für uns Anlass genug, um mit Lee Child über den bei Fans umstrittenen Hauptdarsteller Tom Cruise, Szenendieb Werner Herzog und das Geheimnis seines Erfolgs zu sprechen.
Bestsellerautor Lee Child.
FILMSTARTS: Sie haben sich nicht am Drehbuch beteiligt. Waren Sie denn anderweitig in den Entstehungsprozess des Films direkt eingebunden?
Lee Child: Ich war in der glücklichen Lage, mit Profis zusammenzuarbeiten, denen ich gerne die Umsetzung überlassen habe. Die waren sich sehr sicher, dass sie den perfekten Weg für eine Umsetzung gefunden haben. Außerdem waren sie sich sicher, einen großen Film zu machen. Ich bekam zwar den Titel eines Beraters, aber das war mehr, weil man mich dabei haben wollte. Man wollte, dass ich an diesem Gemeinschaftsgefühl teilhabe, gemeinsam an einem tollen Film zu arbeiten. Es war mehr wie eine Einladung zu einer Party, so dass ich alles sehen konnte. Ich war so oft dabei und das war ein großartiges Gefühl. Es war, als würden 100 Reachianer (Anm.d.Red.: so nennen sich die Jack-Reacher-Fans) zusammenkommen und einfach eine Menge Spaß miteinander haben.
FILMSTARTS: Sie haben sogar selbst eine kleine Rolle im Film…
Lee Child: Ja, das hat sehr viel Spaß gemacht. Ich war sehr glücklich, dass sie mich gefragt haben und ich hoffe, dass ich das in einer eventuellen Fortsetzung wiederholen kann.
FILMSTARTS: Jetzt sprechen sie selbst eine Fortsetzung an. Gibt es dazu schon konkrete Pläne? Bei 17 Büchern gibt es ja noch reichlich Material für ein großes Franchise…
Lee Child: Theoretisch wäre ein Franchise nur natürlich und in Hollywood gibt es immer große Pläne für alles. Deshalb bin ich mir sicher, dass in einer Schublade schon Pläne für mehr liegen. Aber im Moment konzentriert sich noch jeder voll auf den ersten Film. Wir müssen erst einmal sehen, wie er ankommt, bevor wir über Fortsetzungen sprechen. Es spricht also auch noch niemand darüber, welche Buchvorlage für eine Fortsetzung am besten geeignet wäre.
Tom Cruise und Rosamund Pike in "Jack Reacher" - im Hintergrund ist Lee Child in seiner Rolle als Polizist zu sehen.
FILMSTARTS: Wir haben zu Beginn schon über das Casting von Tom Cruise gesprochen, der selbst gesagt hat, dass er Jack Reacher nur spielt, weil Sie ihm Ihren Segen gegeben haben. Da sie den gesamten Prozess miterlebt haben: Gab es von ihnen auch ein „Go“ für die anderen großen Rollen?
Lee Child: Natürlich war die Hauptfigur das Entscheidende. Sie setzt den Ton für das ganze Projekt. Tom Cruise ist voller Respekt für Autoren, egal ob Drehbuchautoren oder Romanautoren. Für ihn bedeutet „kreatives Eigentum“ noch etwas und so ist ihm die Meinung des Erfinders sehr wichtig. Und ich denke, er war sehr glücklich, dass ich glücklich war. Mit dem restlichen Casting hatte ich nichts zu tun, bin aber sehr glücklich über die großartige Wahl, die getroffen wurde. Auch hier gilt wieder: Ich habe den Profis die Arbeit auf ihrem Metier überlassen und das war wie immer die richtige Entscheidung!
FILMSTARTS: Bei „großartiger Wahl“ fällt mir als Deutscher natürlich Werner Herzog als Bösewicht ein. Das ist eine verrückte und mutige Casting-Entscheidung, völlig „out of the box“. Aber sie geht auf! Ich war verblüfft, ihn in einem Hollywood-Film zu sehen und fand ihn als Szenendieb großartig. Was haben Sie gedacht, als sie gehörten haben, dass Werner Herzog „Der Zec“ spielen wird?
Lee Child: Ich mochte die Entscheidung. Wenn man die freie Wahl unter allen Schauspielern auf der Welt hätte, dann hat man sofort Namen im Kopf, die perfekt auf eine Rolle passen. Bei Robert Duvall oder Rosamund Pike war das so. Und bei Werner Herzog definitiv auch. Wenn mich jemand vorher gefragt hätte, wenn würdest du am liebsten als „Der Zec“ sehen, ich hätte wahrscheinlich Werner Herzog gesagt. Aber das wäre ein Scherz gewesen, denn ich hätte natürlich nie geglaubt, dass er das machen würde. Aber er hat es gemacht. Und er ist sensationell als Schauspieler. Schon zu Beginn bei der ersten Drehbuchlesung war er voll dabei und hat jede Szene gestohlen. Und das ist eine wichtige Sache: Wenn Leute über diesen Film sprechen, werden sie nicht nur über Tom Cruise sprechen, sondern auch über den Cast um ihn herum.
Szenendieb Werner Herzog als "Der Zec"
FILMSTARTS: Es gibt mittlerweile 17 Bücher plus Kurzgeschichten über Jack Reacher, nun einen Kinofilm. Es gibt Millionen von Fans auf der ganzen Welt, darunter auch Ex-Präsident Bill Clinton. Die Kritiker lieben die Bücher ebenfalls. Was glauben sie, fasziniert so viele Menschen an Jack Reacher, einem Einzelgänger, der keinen fest Wohnsitz hat, keinen Job hat, nur das besitzt, was er gerade am Körper trägt und die ganze Zeit ohne festes Ziel herumreist?
Lee Child: Dafür gibt es meiner Ansicht nach zwei Gründe. Der erste ist, dass er gerade keinen Besitz und keine Verpflichtung hat. Er befriedigt quasi eine Freiheitsphantasie. In unserer modernen Welt haben wir in den vergangen Jahren erst angefangen zu verstehen, dass wir die Dinge nicht besitzen, sondern diese Dinge uns besitzen. Uns davon frei zu machen, ist ein reizvoller Gedanke. Der zweite ist, dass Reacher einen sehr strengen Moralcode hat. Er macht, was richtig ist. Und das gibt Leuten ein Sicherheitsgefühl. Sie würden gerne jemanden kennen, der so ist, sie würden gerne so sein, wie er ist. Aber das ist in der realen Welt nicht möglich.
FILMSTARTS: Eine letzte Frage noch, die viele ihrer Buchfans umtreibt. Sie haben einmal gesagt, dass sie Jack Reacher am Ende des 21. Buches sterben lassen werden. Steht der Plan, nachdem Hollywood nun an Adaptionen arbeitet, immer noch? Denn dann kann es ja auch nur 21 Adaptionen geben - und damit überholen Sie niemals James Bond?
Lee Child: (lacht laut) Ich wäre sehr glücklich, wenn ich irgendwo in die Nähe von 21 Filmen kommen würde. Aber im Ernst: Ich bin wirklich nicht mehr sicher, was ich mit der Figur machen werde. Die Zahl 21 kam vor längerer Zeit mal auf, als ich noch weit drunter lag. Das ist wie mit einem 20-Jährigen, der sagt, er würde gerne 50 werden. Und wenn er dann 50 ist, würde er gerne 70 werden.
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