Nach dem Besuch des "Abraham Lincoln Vampirjäger"-Filmsets in New Orleans liefern wir euch in diesem Special sieben Gründe, warum wir uns nach dem Besuch des Filmsets und Gesprächen mit den Filmemachern noch mehr auf den Vampir-Actioner von "Wanted"-Regisseur Timur Bekmambetov freuen als zuvor.
Im Rahmen meines Besuch des „Abraham Lincoln Vampirjäger“-Sets nahe New Orleans im Mai 2011 hatte ich auch die Chance, mich in einer Drehpause längere Zeit mit Hauptdarsteller Benjamin Walker zu unterhalten. Auf den Theaterbühnen New Yorks längst eine bekannte Größe, bedeutet die Rolle des Blutsauger-metzelnden US-Präsidenten für den 30-jährigen Schwiegersohn von Meryl Streep den Durchbruch auch in Hollywood. Immerhin hat er den Part solchen namhaften Mitbewerbern wie Eric Bana, Timothy Olyphant oder Adrien Brody weggeschnappt:
FILMSTARTS: Wir haben gehört, dass du in dem Theaterstück „Bloody Bloody Andrew Jackson“ mitgespielt hast und die Produzenten vorbeigekommen sind, um sich anzuschauen, ob du der richtige für die Rolle bist. Außerdem wusstest du, dass sie im Publikum sitzen würden. Warst du deshalb nervöser als sonst, als du auf die Bühne gegangen bist?
Benjamin Walker: Ich konnte mir nie wirklich vorstellen, dass sie mir die Rolle tatsächlich geben, also nein. Ich habe nur gehofft, dass sie das Stück genießen. Deshalb war ich nicht aufgeregter als sonst.
FILMSTARTS: Wie sahen denn dann die ersten Treffen zwischen euch aus?
Benjamin Walker: Das war ein anderer Aspekt, der mir ebenfalls keine Sorgen gemacht hat. Sie hatten die Rolle schon halbwegs einem anderen angeboten – und zwar einem namhaften Hollywoodstar (Anm.d.Red.: gemeint ist Tom Hardy). Und selbst die Tatsache, dass sie um mich warben, ließ die Chance, die Rolle zu bekommen, in meinen Augen nicht unbedingt größer erscheinen. Also lastete auch da nicht viel Druck auf mir. Ich war vielmehr fasziniert von Timur Bekmambetov. Ich liebte seine Filme. „Wächter der Nacht“ und „Wächter des Tages“ hatten mich echt umgehauen. Also war ich schon ein bisschen aufgeregt ihn zu treffen und hoffte, dass er meine Arbeit mag. Aber Angst ist was für Waschlappen (lacht).
Benjamin Walker spaltet Schädel am Set von "Abraham Lincoln Vampirjäger".
FILMSTARTS: Wie sah denn deine Vorbereitung auf die Rolle aus? Hast du dir Dinge wie John Fords „Der junge Mr. Lincoln“ angesehen?
Benjamin Walker: Natürlich. Das war einer der ersten Filme, die mir Timur gezeigt hat. Er ist schon ziemlich faszinierend.
FILMSTARTS: Du siehst ja auch ein bisschen aus wie Henry Fonda in dem Film…
Benjamin Walker: Das verstehe ich als großes Kompliment. Ansonsten habe ich noch eine Reihe von Büchern gelesen. Zum Beispiel „Team of Rivals“. Das ist ein großartiges Buch über die Melancholie Lincolns, die ganz gut zu der Geschichte passt, die wir über seine Liebesaffären vor Mary Todd, seine Selbstmordgedanken, sein Tagebuchschreiben und seine Depressionen erzählen. Er hat jahrelang Quecksilberpillen geschluckt. Stell dir mal vor, was das mit deiner Psyche anstellt. Das ist einer der Aspekte, die mir an diesem Film am meisten Spaß machen, dass wir nicht nur einen Thriller drehen, sondern einen Historien-Thriller, bei dem wir die damaligen Verhältnisse und die realen Geschehnisse in Lincolns Leben so ernst wie möglich nehmen.
FILMSTARTS: War es für dich eine große Umstellung, Abraham Lincoln statt Andrew Jackson zu spielen?
Benjamin Walker: Offenbar spiele ich nur amerikanische Präsidenten (lacht). Aber natürlich macht es schon einen großen Unterschied. Bei Andrew Jackson konnten wir mit den historischen Fakten viel lockerer umgehen, während wir bei diesem Projekt viel näher an Lincolns wahrem Leben dranbleiben.
FILMSTARTS: Wie schwierig ist es, die Essenz des allen bekannten Lincolns einzufangen und zugleich mit dieser übernatürlichen Welt der Vampire und damit mit Dingen zusammenzubringen, die vermutlich niemals passiert sind?
Benjamin Walker: Vermutlich nicht passiert sind? Das sagst du jetzt. Aber warte mal ab, bis du den Film gesehen hast, denn du hast nicht so viel Zeit mit Recherche verbracht wie wir. Ich kann die beiden Dinge deshalb gut zusammenbringen, weil ich über Lincoln vor allem gelernt habe, wie vielschichtig er war. Es scheint verschiedene Versionen von Lincoln zu geben – den politischen Lincoln, den Lincoln, den er mit seiner Frau geteilt hat, und den Lincoln, den er hinter sich gelassen hat, als seine Mutter gestorben ist. Deshalb ist es glaube ich nicht zuweit hergeholt, sich vorzustellen, dass er des Nachts noch einmal eine komplett andere Persönlichkeit sein könnte. Wir Amerikaner idealisieren ihn, er ist auf dem Fünf-Dollar-Schein und wir haben ihm eine Marmorstatue errichtet. Es ist Teil des Appeals des Films, dass wir – in einem fantastischen Kontext - endlich auf den wahren Menschen hinter der idealisierten Vorstellung schauen.
Der auf "alt" geschminkte Benjamin Walker (links) in "Abraham Lincoln Vampirjäger".
FILMSTARST: Kannst du ein bisschen von den physischen und sprachlichen Aspekten der Rolle berichten? Schließlich hat jeder seine eigene Vorstellung davon, wie Lincoln wohl geklungen hat.
Benjamin Walker:: Das Tolle an diesem Projekt ist, dass wir mit Greg Cannom und Will Huff zusammenarbeiten konnten. Dies ist zum Beispiel gar nicht meine Nase. Ich trage bereits eine Prothese aus Gummi. Und wir haben eine ganze Reihe von Lincolns - von seiner Kindheit bis später im Leben - entworfen, die auf seiner Todesmaske und anderen Masken basieren, die tatsächlich nach Abdrücken des echten Lincolns entstanden. Das ist den Eintrittspreis doch schon wert – zu sehen, wie Lincoln vor deinen Augen altert. Was das Sprechen angeht, hat die Recherche ergeben, dass seine Stimme wohl nicht sehr angenehm war. Es war eher eine schrille, raue, nervige Stimme. Aber in unserem Film ist er ein Superheld, also versuchen wir, die beiden Seiten zusammenzubringen. Wir wissen schon aus dem Geschichtsunterricht, dass aus ihm einmal ein Held wird… trotzdem macht es Spaß, ihm dabei zuzusehen, wie er als junger Mann mit seiner Angst und seiner gebrochenen Stimme klarzukommen versucht.
FILMSTARTS: Ist neben der Nase noch etwas anderes…
Benjamin Walker (unterbricht): Ja. Meine Ohren sind auch fake. Eigentlich müsste ich dazu auch Kontaktlinsen tragen, aber ich wollte ja sehen, mit wem ich hier spreche. Wenn Lincoln älter wird, werden es 15 kleine Teile sein, die dann schließlich zu meinem neuen Gesicht zusammengesetzt werden.
FILMSTARTS: Was macht Timur zu einem interessanten Regisseur?
Benjamin Walker: Was die Vorstellungskraft und Phantasie angeht, ist es, als würde man mit einem wirklich professionellen Sechsjährigen zusammenarbeiten. Man kommt ans Set und denkt sich, es wird so und so laufen, aber seine Vorstellung ist so schnell und komplex, dass er einen erst einmal vollkommen aus dem Konzept bringt. Das, wozu wir am Ende kommen, ist dann sehr spontan. Diese Zusammenarbeit ist wirklich spannend, denn wahrscheinlich weiß er von Anfang an ganz genau, was er von dir will, aber man empfindet es dann trotzdem als etwas, das man zusammen erarbeitet hat.
FILMSTARTS: Kannst du ein bisschen was über die Actionszenen erzählen? Du hast ja noch nie im Mittelpunkt eines solch großen Actionfilms gestanden. Ist das eine besondere Herausforderung für dich als Schauspieler?
Benjamin Walker: Natürlich. Ich habe gerade kurz vor dem Interview noch Witze über meine Angst gerissen. Es ist aufregend und beängstigend zugleich. Ich habe auch noch keine Erfahrung damit, also weiß ich nicht einmal, wovor ich mich eigentlich genau fürchten sollte. Ansonsten versuche ich mich jeden Tag ganz auf die Story zu fokussieren – denn der Druck fällt von einem ab, wenn man sich ganz auf etwas konzentriert, das so komplex ist, das es alle deine Gedanken und Ängste konsumiert.
FILMSTARTS: Musstest du einen bestimmten Kampfstil für den Film erlernen?
Benjamin Walker: Es gibt bestimmte Punkte im Film, an denen Lincoln besser im Kämpfen wird. Er lernt diese Dinge von Henry Sturgess, der seit Jahrhunderten ein Vampir ist und das Handwerk der Assassine zur Perfektion gebracht hat. Über die Jahre hat er unterschiedliche Aspekte von Martial Arts, Capoeira und Waffentechniken aufgeschnappt. Diese Techniken kommen in der Person Lincoln alle zusammen. Auf eine Art kann er sich selbst mit seinen Axthieben ausdrücken wie ein Maler mit seinem Pinsel. Es wird Szenen abscheulicher Grausamkeit und Brutalität geben, die aber wie in den „Kill Bill“-Filmen zugleich auch Momente absoluter Schönheit offenbar. Es ist ein Schlachtfest, das zugleich aber auch etwas ballettartiges in sich birgt.
FILMSTARTS: Wie grausam werden die Schlachtszenen denn? Im Buch morden die Vampire ja nicht unbedingt nur mit einem kleinen Biss in den Nacken.
Benjamin Walker: Wo wäre da auch der Spaß?
FILMSTARTS: Also sind die Szenen richtig, richtig brutal?
Benjamin Walker: Wir sind gerade noch dabei, das richtige Maß zu finden. Aber ich kann schon mal sagen, dass die Szenen sehr in der Realität geerdet sein werden. Wir haben also keine Angst davor, uns mit Blut zu besudeln.
FILMSTARTS: Der Titel des Films sagt eigentlich schon alles über den Film. Wie leicht oder schwer wird es sein, den Film einem Mainstream-Publikum zu verkaufen, immerhin wird in seinem Kopf alleine schon aufgrund des Titels jeder eine exakte Vorstellung davon haben, wie der Film aussehen wird?
Benjamin Walker: Sicherlich, aber ich hoffe doch, dass sich die Leute auch den Trailer anschauen werden. Der Titel gibt uns nämlich auch ein Stück weit Freiheit. Wir müssen niemandem mehr erst erklären, dass es um Abraham Lincoln und um Vampire geht. Wir können direkt die anderen spannenden Fragen ansprechen: Wie treu wird der Film den wahren historischen Ereignissen sein? Wir nah wird er der damaligen Zeit kommen? Werden wir an die Welt glauben können, die im Film entworfen wird? Der Titel ist ein Gag, den jeder sofort versteht, aber die Pointe ist dann, dass der Plot im Film gar kein Witz ist, sondern sehr ernsthaft behandelt wird.
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
- 6
- 7
- 8
- 9
- 10
-
Lasse
-
- Blade
- Captain America 4: Brave New World
- Thunderbolts
- Avengers 6: Secret Wars
- The Fantastic Four
- Mufasa: Der König der Löwen
- Hagen
- Schneewittchen
- Avatar 3