Hitler, Stalin & Co.: Die Lieblingsfilme der Diktatoren - Seite 2

Josef Stalin (1878 - 1953)

Die große Filmleidenschaft des russischen Diktators kam erst nach dessen Tod ans Licht: Historiker fanden heraus, dass Josef Stalin sich nicht nur als oberster Zensor verstand, sondern selbst Ambitionen als Filmemacher hegte. So war er an mehreren Filmprojekten in verschiedenen Funktionen beteiligt: Er lieferte Geschichten, beeinflusste das Casting oder änderte die Musik. Außerdem ließ Stalin in jedem seiner vielen Häuser ein kleines Privatkino einbauen. In diesen kontrollierte er nicht nur die einheimische Filmkunst, sondern sah sich immer häufiger auch unzensierte Kopien aktueller amerikanischer Produktionen an, die seinem Volk hingegen als „westliche Propaganda“ verweigert wurden.

Ein besonderer Coup gelang dem Filmliebhaber Stalin am Ende des Zweiten Weltkriegs: Nach dem Sieg hatten die Russen das umfangreiche Filmarchiv des deutschen Propagandaministers Joseph Goebbels „geerbt“ und Stalin sorgte dafür, dass die Perlen in seiner persönlichen Sammlung landeten. Von da an konnte Stalin noch öfter US-Produktionen schauen. Er liebte Charles Chaplin, Clark Gable und Spencer Tracy. Doch einer überstrahlte alles: Johnny Weissmuller als „Tarzan der Affenmensch“, den sich Stalin immer und immer wieder vorführen ließ.

Ein angespanntes Verhältnis hatte der russische Diktator hingegen zu Westernheld John Wayne. Einerseits bewunderte Stalin zwar den Heldentypus, den Wayne verkörperte. Andererseits wollte er den Hollywoodstar umbringen lassen: Wie der Filmhistoriker Michael Munn herausfand, schickte Stalin zwei Killer in die USA, die Wayne wegen seiner antikommunistischen Äußerungen ausschalten sollten. Der Duke überlebte nur, weil zuvor Stalin einen Schlaganfall erlitt und starb. Sein Nachfolger Nikita Chruschtschow widerrief die „Entscheidung aus den wahnsinnigen Jahren meines Vorgängers“, wie er in den Akten dokumentierte.