In der Schneewittchen-Neuverfilmung "Spieglein, Spieglein" gibt sich Julia Roberts herrlich selbstironisch - inklusive Seitenhieb auf "Pretty Woman". Wir vergleichen ihre Auftritte in den beiden Filmen und wagen außerdem einen Ausblick auf den Wettstreit der bösen Stiefmütter: Julia Roberts in "Spieglein, Spieglein" Vs. Charlize Theron in "Snow White and the Huntsman"!
Julia Roberts im Schneewittchen-Film "Spieglein Spieglein":
Dschungelcamp im Märchenland
Eine der berühmtesten Szenen aus „Pretty Woman“ ist jene legendäre Makeover-Montage, in der Julia Roberts mit der goldenen Kreditkarte von Richard Gere shoppen geht und sich dabei von einer lottrigen Straßenhure in eine stilbewusste Frau der feinen Gesellschaft wandelt. Der Komödien-Megahit von Garry Marshall eroberte 1990 die Kinocharts, seit Julia Roberts' Durchbruch sind also bereits mehr als 20 Jahre vergangen. Eine Tatsache, die der Hollywoodstar nicht wie viele Kolleginnen mit allzu auffälligen Schönheitsoperationen oder spachtelweise aufgetragenen Make-Up-Massen zu vertuschen versucht. Ganz im Gegenteil: In ihrer neuen Rolle als böse Königin geht sie mit ihrem Alter herrlich selbstironisch ins Gericht. Denn auch in der Schneewittchen-Neuverfilmung „Spieglein Spieglein - Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen“ gibt es wieder eine Schönmach-Montage - nur erinnert diese diesmal weniger an einen kostspieligen Kaufrausch bei Chanel & Co. als vielmehr an einen Tag im Dschungelcamp an der Seite von Daniel Küblböck und Micaela Schäfer.
Julia Roberts als Prostituierte auf Freiersfüßen in "Pretty Woman" (links) und als böse Königin
in "Spieglein Spieglein" (rechts).
Die Schönheitskur à la Gebrüder Grimm fängt damit an, dass sich die Bäckerin des Schlosses erst einmal genüsslich ihre Gummihandschuhe überstreift. Im ersten Schritt wird dann Papageienscheiße als Gesichtsmaske aufgetragen, während kleine Fischlein an Julia Roberts' Fingerspitzen nagen. Schlangen und Schnecken schleichen auf ihr herum, Mehlwürmer tummeln sich in ihrem Bauchnabel und die Stiche eines Skorpions dienen als natürlicher Botox-Ersatz. Mit dem Stachel einer Biene werden die Lippen aufgepumpt und den krönenden Abschluss bildet ein undefinierbarer weißer Schleim, der einmal komplett über ihrem Körper ausgegossen wird. Selten wurde das sprichwörtliche Leiden für die Schönheit amüsanter bebildert als in dieser Sequenz aus „Spieglein Spieglein“. An dieser Tortur hätte sich wohl selbst die amtierende Dschungelkönigin (und Schönheits-OP-Expertin) Brigitte Nielsen („Red Sonja“) die Zähne ausgebissen.
Selbstironie hin oder her: Mit Julia Roberts als Stiefmutter ist nicht gut Kirschen essen!
Und Julia Roberts ist nicht die einzige, die in „Spieglein Spieglein“ ihr eigenes Image genüsslich durch den Kakao zieht. Auch Hollywood-Beau Armie Hammer („The Social Network“, „J. Edgar“) ist sich nicht zu schade, in seiner Rolle als Traumprinz ein paar Seitenhiebe auf sein Image als perfekter Schwiegersohn einzustecken. So wird er nicht nur von einer Truppe riesenhafter Zwerge überwältigt und im Wald halbnackt und kopfüber hängengelassen, sondern verwandelt sich durch einen falsch ausgewählten Zaubertrank auch noch in einen die böse Königin anhimmelnden Welpen. Was in so ziemlich jeder anderen Komödie als infantliler Scherz verpufft wäre, erweist sich in „Spieglein Spieglein“ als überraschend charmant und wirklich lustig – die ganze Atmosphäre drumherum stimmt einfach. Die Rückschläge des Traumprinzen führen übrigens auch dazu, dass es hier ähnlich wie Jennifer Lawrence in „Die Tribute von Panem“ erneut eine junge Heldin ist, die den Tag ohne große Hilfe ihrer männlichen Mitstreiter rettet. Wäre auf jeden Fall eine gute Sache, wenn sich dieser vorsichtig aufkeimende Hollywood-Trend weiter durchsetzen könnte.
Der Wettstreit der bösen Königinen: Julia Roberts Vs. Charlize Theron.
Hätte man vor einigen Wochen eine Umfrage gemacht, welche der beiden 2012 konkurrierenden Schneewittchen-Verfilmungen am Ende die bessere sein wird, hätte „Snow White and the Huntsman“ (deutscher Kinostart: 31. Mai) mit Kristen Stewart („Twilight 4.2“) in der Titelrolle sicherlich vorne gelegen. Aber jetzt sind wir uns da gar nicht mehr so sicher. Der Bildermagier Tarsem Singh („The Cell“, „The Fall“) hat mit seinem ersten Ausflug ins Komödienfach zumindest schon mal richtig einen vorgelegt. „Spieglein Spieglein“ ist zugleich klassischer Märchenfilm und moderne Neuinterpretation – intelligent geschrieben, flott-unterhaltsam erzählt und Phil Collins' Tochter Lily Collins ist in der Hauptrolle extrem liebenswürdig. Da ist auch das Rennen um die einzig wahre böse Königin wieder völlig offen. Sicherlich wird Charlize Theron in „Snow White and the Huntsman“ eine gradlinig teuflische Stiefmutter verkörpern, aber mit ihrem selbstironischen Spiel hat Julia Roberts schon jetzt eine klasse Leistung hingelegt, an die es erst einmal heranzukommen gilt. Davon, wie viel Augenzwinkern der „Pretty Woman“-Star in seine Rolle hineinlegt, könnt ihr euch im deutschen Kinotrailer ein erstes Bild machen:
Welcher glaubt ihr denn, wird der bessere der beiden Schneewittchen-Filme? Und natürlich: Wer wird als böse Königin mehr überzeugen?
-
Jimmy V.
-
lukimalle
-
mysterious
-
- Blade
- Captain America 4: Brave New World
- Thunderbolts
- Avengers 6: Secret Wars
- The Fantastic Four
- Mufasa: Der König der Löwen
- Hagen
- Schneewittchen
- Avatar 3