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    Parade's End
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    Michael S.
    Michael S.

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    Serienkritik
    3,5
    Veröffentlicht am 28. Oktober 2017
    Was haben die für Probleme? Eine Frage, die man auch nach sechs exzellent gespielten und stilvoll in Szene gesetzten Folgen nicht los wird. Zwei Menschen, die nach den Maßstäben ihrer Zeit alles haben, was sie brauchen, sogar Kompromisse füreinander eingehen und trotzdem nie endgültig zueinander finden. Wenn es doch einmal zu einer kurzzeitigen Versöhnung kommt, dann ist gewiss, dass irgendein unangenehmer Zufall das Ehepaar Tietjens wieder auseinanderbringt. Wer genau an allem Schuld ist lässt sich nicht eindeutig sagen. Christophers eiserne Disziplin, die ihn so gut wie jeden Fehltritt seiner Gattin verzeihen lässt, ist jedenfalls genauso wenig hilfreich wie Sylvias wiederholte Affären, die offenbar ihre notorische Langeweile bekämpfen sollen.

    Trotzdem ist Christopher Tietjens im Vergleich sympatischer gezeichnet als seine Frau. Das liegt natürlich auch an Benedict Cumberbatchs vielschichtigem Auftritt als stiller Exzentriker, ein Rollentyp, den er bestens beherrscht. Nie spielt er die vermeintlich weinerliche Seite Tietjens' zu stark aus, sondern verbirgt die unter der Oberfläche lauernden Gefühle gerade so weit, dass man sie erahnen kann.

    Seine umkämpfte Liebschaft zur hübschen Miss Wannop treibt die Handlung noch am ehesten voran, während alle anderen Probleme zumindest in der ersten Hälfte der Serie relativ übersichtlich sind. Allenthalben setzen die von Luxusproblemen geplagten Angehörigen der britischen Oberschicht Gerüchte über einander in die Welt oder ergehen sich in kruden Theorien über den Lauf der Dinge. Der von Rufus Sewell verkörperte schräge Reverend Duchemin fällt hier noch am meisten auf, die meisten anderen Figuren bleiben wenig eindrucksvoll.

    Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs steht allerdings ein neuer Konflikt im Raum. An der Front wächst Christopher zwar schnell in seine neue Rolle hinein, doch es wird außerdem lebensgefährlich. Die Hoffung, die beiden dauerhaft im Clinch liegenden Eheleute würde wenigstens jetzt den ewigen Zwist begraben, erfüllt sich nur teilweise. Immerhin lohnt es sich für das einigermaßen zufriedenstellende Ende dranzubleiben. Dummerweise können die letzten Szenen unterschiedlich interpretiert werden, es liegt also beim Zuschauer zu entscheiden, wie das Schicksal der Beteiligten endgültig ausgeht.

    Für die einen ist es ein banaler Blick in eine Welt der überflüssigen Techtelmechtel und merkwürdigen Nachnamen, für die anderen ein satirischer Blick auf die im Wandel befindliche Moral im frühen zwanzigsten Jahrhundert und die sich gleichfalls verändernden Standesdünkel dieser Zeit. Mit jedem anderen Hauptdarsteller wäre der Versuch möglicherweise in die Hose gegangen, doch dank des Cumber-Bonus ist die Serie (nicht nur für Fans von "Sherlock" und "Downton Abbey") an vielen Stellen äußerst reizvoll.

    Ein wenig Geduld und Gespür für große Literatur sollte man allerdings mitbringen, dann verkraftet man auch ein paar nicht ganz so zugängliche Momente in dieser Verfilmung von Ford Madox Fords gleichnamigen Roman. Meist gelingt es Regisseurin Susanna White und ihrem Ensemble allerdings gut, mehr die Figuren anstatt die Lust am Skandal in den Mittelpunkt zu stellen.
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