Über die Serie ist wohl schon wirklich richtig viel diskutiert worden. Während viele den abgedrehten Humor einfach nur ''Prädikat: schwachsinnig'' zu geben bereit waren, konnten sich andere gerade mit dieser Unkonventionalität identifizieren.
Ich persönlich gehöre überwiegend zu letzteren. In meinen Augen vollbringt ''Scrubs'' ebenso unangestrengt wie gekonnt die Verbindung von Komik und Tragik, ohne dabei eine Emotion gegen die andere auszuspielen. Bei ''Scrubs'' verstärkt sich stattdessen beides, wobei insbesondere der enorm stimmige, meist von Gitarrenmelodien getragene Soundtrack sein Übriges tut. Und schließlich habe ich selten ein derart hervorragend harmonierendes Ensemble gesehen. Wirklich jeder passt in seine
Rolle. Aber natürlich sticht vor allen Dingen John McGinley als bitterer, narzisstischer Zyniker hervor. Seine Performance ist einfach immer wieder herrlich. Er begeht zwar, ebenso wie die anderen, knallhartes Overacting. Doch er zelebriert diese Rolle dermaßen gekonnt und authentisch, dass man dem Charisma seiner Figur sofort verfällt. Insbesondere in der zweiten, dritten und vierten Staffel erhält er zahlreiche Möglichkeiten, sich mit nicht endenwollenden, selbstverliebten, monologen Wortkaskaden, die ebenso auf böse Weise treffend als auch rhetorisch perfekt ausgefeilt sind. Und schließlich sind dann da noch die warmherzigen Momente der Zerbrechlichkeit, die seinen Charakter noch glaubwürdiger machen. Nicht nur, dass sich seine oft abstrus scheinenden Verhaltensweisen als Ausdruck einer in sich irgendwie stimmigen Krankenhaus-''Philosophie'' erweisen. Darüberhinaus hat er sehr spezielle Verhältnisse zu J.D. und den anderen, die er dann doch irgendwie mag, obwohl er sie scheinbar hasst.
''Scrubs'' präsentiert das alles fast ohne Rühlseligkeit und Sentimentalität, stattdessen locker, ohne in platte Imperative zu verfallen.
Und neben diesen hervorragenden Nuancen und den herrlich überdrehten Dialogen, sind es dann auch wieder die Tagträume, in denen sich die Macher kreativ austoben können.
Bei diesem Stichwort der Kreativität, fällt jedoch zugleich das Manko der letzten Staffeln auf: ihnen fehlt es nämlich sehr daran.
Ausgelutschte Charaktere, kaum neue Einfälle, keine Monologe von Dr. Cox mehr, keine mehr so warmherzigen Momente, alberne, überzogene Tagträume ohne Pointe.
Diese Entwicklung tritt zwar in meinen Augen erst so ab Staffel 5 hervor, dann aber richtig. Alles wirkt etwas zu zerstreut und man merkt erstmal, wie stimmig die ersten 4 Staffeln eigentlich waren.
Sicher, auch danach gibt es noch gute, teils sogar richtig gute Momente. Aber für eine ganze Reihe ist das einfach zu wenig.
Jedoch kann ich ungeachtet dessen, allen die Staffeln 1 bis 4 grenzenlos empfehlen. Die erste versprüht Charme, die zweite lotet die Charaktere noch ein bisschen aus, die dritte schießt mit Witzen um sich und in der vierten Staffel wird mit Dr. Molly Clock ein überaus sympathischer Charakter eingeführt.
Diese Folgen anzusehen, macht einfach Spaß.